Wie die Giganten den Kampf gegen Slack verloren haben

Liza
Liza Chat (DE)
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4 min readAug 15, 2018

IBM, Google, Facebook, Microsoft, Salesforce, Atlassian, Cisco. Sie alle haben es versucht. Und sind gescheitert.

Bild: Gilad Fiskus/Shutterstock.com

Der Markt für Firmen-Chat-Software wird 2018 von einem einzigen Anbieter dominiert: Slack.

Gerade wurde bekannt, dass Slack weitere 400 Millionen Dollar frisches Kapital bekommt. Vor einem Jahr flossen bereits 250 Millionen Dollar in die Firmenkasse. Aktuell wird Slack mit 7 Milliarden Dollar bewertet.

Das sind eindrucksvolle Zahlen. Aber ein IT-Gigant ist Slack damit keineswegs. Verglichen mit Microsoft (130.000 Mitarbeiter) oder Google (85.000 Mitarbeiter) ist Slack (1.000 Mitarbeiter) ein Underdog.

Dennoch hat der schnelle Aufstieg von Slack die Manager in den IT-Konzernen aufgeschreckt. Plötzlich wollten alle dabei sein. Die Produkt-Ankündigungen überschlugen sich 2017.

Ein Jahr später ist die Party schon wieder vorbei.

Nur ein Mal wurde Slack-CEO Steward Butterfield sichtbar nervös: als Microsoft einen Slack-Killer ankündigte, mit dem schlichten Namen Teams. Butterfield reagierte dünnhäutig mit einer ganzseitigen Anzeige in der New York Times. Unnötig, wie sich herausstellte.

Microsoft ist heute der einzige Großkonzern, der noch offen gegen Slack antritt. 200.000 Organisationen nutzen Teams angeblich mittlerweile. Ein Achtungserfolg, auch im Vergleich zu Slack mit seinen 500.000 Organisationen. Trotzdem muss man das relativieren.

Denn praktisch niemand bezahlt dafür. Würde es etwas kosten, wäre Teams mit einiger Wahrscheinlichkeit gefloppt.

Dabei hatten die Redmonder allerbeste Voraussetzungen: Über eine Milliarde Menschen nutzen Office. 120 Millionen Menschen zahlen für ein Office 365 Abo, und Teams ist darin gratis enthalten.

Ein gigantischer Vertriebskanal, eine schier erdrückende Marktmacht, ein kostenloses Produkt. Und trotzdem wurde Slack nicht vom Markt gefegt. Warum nicht?

Die Schwachstelle ist das Produkt selbst. Microsoft Teams ist längst nicht so benutzerfreundlich wie Slack. Anwender beschweren sich über die wenig intuitive Oberfläche. Teams wird nicht geliebt, im Gegensatz zu Slack.

Über die Nutzung schweigt sich Microsoft aus. Täglich aktive Anwender? Täglich versendete Nachrichten? Nichts davon ist bekannt.

Immerhin, Microsoft gibt nicht auf und investiert.

Ganz im Gegensatz zu den anderen IT-Giganten:

IBM brachte einen Team Chat mit dem wohlklingenden Namen Watson Workspace auf den Markt. Allzu ernst war es ihnen wohl nicht, denn mittlerweile ist IBM selbst der größte Kunde von Slack, mit 110.000 Mitarbeitern.

Google nennt sein Produkt etwas sperrig Hangouts Chat. Es ist kostenlos in der G-Suite enthalten, wird aber wenig genutzt. Google scheint nicht mehr substanziell in Hangouts zu investieren.

Facebook Workplace Chat ist ein naher Verwandter des Facebook Messengers. Obwohl er einiges Potential besitzt, fehlen ihm zahlreiche wichtige Funktionen, um gegen Slack punkten zu können.

Salesforce bietet Chatter an. Es ist der wohl am wenigsten bekannte Wettbewerber. Auf der Salesforce-Website ist das Produkt so gut versteckt, dass man es kaum findet.

Cisco Webex Teams wird von einigen Großkunden eingesetzt, als Erweiterung der Video-Konferenzlösung von Cisco. Eine wirkliche Marktrelevanz hat es nicht.

Und jetzt auch noch Atlassian: Der einstige Pionier der Branche hat das Handtuch geworfen. Dabei wurde Atlassians Antwort auf Slack, Stride, erst Ende 2017 vorgestellt. Jetzt ist es, ebenso wie Hipchat, an Slack verkauft, im Tausch gegen Slack-Firmenanteile. Schon im Februar 2019 werden die Stecker im Rechenzentrum gezogen, bis dahin müssen alle Kunden zu Slack umgezogen sein.

Bild: mTaira/Shutterstock.com

Slack muss sich also nicht mehr vor den Schwergewichten der IT-Branche fürchten. Die großen Jungs haben die Wettkampf-Arena verlassen, noch bevor sie richtig im Ring standen.

Woran hat es gelegen?

Die wichtigste Ursache war in allen Fällen das Produkt. Zu lieblos, zu hastig zusammen geschustert, zu umständlich zu bedienen. Wer nicht die Herzen der Anwender erobert, hat beim Chat keine Chance.

Einige haben es mit einer (mehr oder weniger offensichtlichen) Kopie von Slack probiert. Es wurden lauter schlechten Kopien. So kann man einen Markt nicht aufrollen.

Die Agonie der Konzerne ist verwunderlich.

Ein Team Chat ist kein unbedeutendes Rand-Produkt, sondern die strategische Zentralstelle am Arbeitsplatz. Die Anwender leben im Chat, alle Fäden laufen hier zusammen. Im Schnitt sind Slack-Anwender 10 Stunden pro Tag im System angemeldet, und verbringen einen substanziellen Anteil ihrer Arbeitszeit dort.

Dazu kommt, dass der Markt unglaublich schnell wächst. In wenigen Jahren könnte Slack die Milliarden-Umsatzgrenze erreichen.

Wenn jemand Slack in Bedrängnis bringen kann, dann nur mit einem Produkt, das besser ist als der Marktführer. Slack ist keineswegs unverwundbar, das weiß auch Butterfield.

Für uns, als kleinen, neuen Anbieter einer Team Chat Lösung, ist das eine spannende Ausgangslage.

Unsere Chance ist die Kreativität: mit besseren Ideen ein Produkt zu entwickeln, dass dem Anwender ein effektiveres Arbeiten ermöglicht.

Es ist noch ein langer Weg, das wissen wir.

Liza Team Chat befindet sich seit dem 8.8.2018 in der öffentlichen Beta-Phase.

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