Krypto, Privatsphäre & Geld

Milan
Loopring German
Published in
6 min readJun 26, 2018

Zu Ehren und in Vorbereitung auf Zcashs Eröffnungskonferenz Zcon0 in dieser Woche lohnt sich ein Blick auf Privatsphäre als Grundwert für die Kryptobewegung. Wie sich manche vielleicht erinnern, sind die Loopring Stiftung und UC Berkeley eine Forschungspartnerschaft eingegangen, angeführt von Prof. Alessandro Chiesa, dem Mitbegründer von Zcash. Möglicherweise wird Zero-Knowledge Proof auch auf dem Loopring-Protokoll Anwendung finden.

Es scheint, als wäre etwas in diesen Tagen in der Luft, was Teilnehmer am Kryptomarkt und kritische Denker veranlasst, über Privatsphäre zu schreiben. Vielleicht ist es tatsächlich in Antizipation auf die 3-tägige Konferenz mit Fokus auf Datenschutz. Vielleicht sind es aber auch die fragwürdigen Vorgänge auf der EOS Blockchain, auf der willkürlich sieben Accounts eingefroren werden “als logische Schlussfolgerung, die später erläutert werden soll”.

Zufälligerweise beinhaltete meine wöchentliche Dosis an Farnam Streets “Brainfood” am Sonntagmorgen diesen Kurzartikel, der nochmals an die Wichtigkeit von Datenschutz erinnert und das viel zitierte Gegenargument zurückweist: “Wenn du nichts zu verbergen hast, hast du nichts zu befürchten.” Der Artikel zeigt auf, wie dieser Leitspruch sein Ziel verfehlt und wie anstrengend es sein kann, dagegen anzukämpfen.

Die weit verbreitetste Verteidigung gegen dieses schlecht durchdachte Argument kommt vielleicht vom größten Vorreiter für Datenschutz Edward Snowden:

“Die Behauptung, das eigene Recht auf Privatsphäre interessiere einen nicht, da man nichts zu verbergen hat, ist nichts anderes als zu sagen, man kümmere sich nicht um die Meinungsfreiheit, da man keine Meinung hat.”

Im Laufe des Tages behandelte Michael J. Casey in seiner wöchentlichen Abhandlung auf CoinDesk die grundlegende Rolle von Datenschutz bei Kryptowährungen. Im Speziellen ging er dabei auf das Konzept der Übertragbarkeit ein: Der Besitz der Einheit von einer Ware (Währung) als perfekter, austauschbarer Wert für eine andere. Dies bedeutet, es macht keinen Unterschied, ob man US-Dollarschein A oder B besitzt. Der Umstand, dass Dollarscheine nicht voneinander zu unterscheiden sind, macht sie zu “gutem Geld”. Stellen Sie sich vor, Sie müssten die Historie eines jeden Dollars erst überprüfen, mit dem Sie handeln — ob physisch oder digital.

Wenngleich Bitcoin einst als bevorzugte Währung der Unterwelt und von ruchlosen Akteuren betrachtet wurde, weiß jeder Nutzer, der sich nur eine Stunde mit Bitcoin beschäftigt, dass es das öffentlichste und am leichtesten nachzuverfolgende Geld ist, das es je gab.

Das war/ist ein Kompromiss, mit dem Satoshis Innovation umgehen muss. Das Zerocoin-Protokoll — der Keim aus dem schließlich Zcash entstanden ist — gibt in seinem Whitepaper bezüglich Bitcoin an:

“Da die Blockchain massenhaft repliziert wird von gegenseitig sich nicht trauenden Parteien, ist die enthaltene Information öffentlich.”

Jeder Bitcoin kann von Adresse zu Adresse nachverfolgt werden — für immer. Obwohl diese Adressen pseudonym sind, können sie reanonymisiert werden — durch Fahrlässigkeit des Nutzers oder darauf ausgerichteter Technologie — und die Transaktionen der Nutzer und ihr Reichtum kann unterschieden werden. Bei einer perfekten digitalen Geldspur kann jemand Bitcoins in Account “X” melden. Damit ist die Übertragbarkeit verloren und somit auch der Anspruch auf perfektes Geld (falls etwas Derartiges existiert). Das betrifft nicht nur “Kriminelle”, deren Handel die schwarze Flagge hervorgerufen hat, sondern auch arglose Händler, die diese schlussendlich unwissentlich besitzen.

Casey gibt an: “Unperfekte Übertragbarkeit bedeutet, dass Leute geneigt sind, Bitcoin als spekulativen Wert zu nutzen anstelle eines Tauschmittels.”

Ein zusammenhängender, aber nicht zu Ende gedachter Punkt ist, wie das mit dem Greshamschen Gesetz zusammenhängt: Das Prinzip, dass schlechtes Geld von gutem verdrängt wird. Wenn eine solche Unterscheidung auf monetärer Grundlage existieren soll, werden rational denkende Nutzer ihre “guten” Bitcoins horten und nur “schlechte” Bitcoins im Alltag nutzen. Diese Verzweigung erschafft nicht nur einen Aufschlag auf gutes Geld, sondern schadet auch der echten Bitcoin-Wirtschaft.

Chris Burniske und Jack Tatar erklären dies in ihrem Buch Cryptoassets so:

“Eine Gefahr für Bitcoin, besonders für Guthaben, das bekanntermaßen für illegale Geschäfte genutzt wurde, ist die Ablehnung von Börsen oder Diensten, da in einem solchen Fall das Guthaben illiquide und daher vermeintlich weniger wert wird als anderes Guthaben von Bitcoin… der Verlust von Übertragbarkeit wäre der Niedergang einer digitalen, verteilten Währung, der den Wert aller Einheiten schmälert, nicht nur den, der in illegale Aktivitäten verwickelt ist.”

Darum sind einige Kryptowährungen darauf bedacht, die Privatsphäre mit Zero-Knowledge-Kryptographie zu schützen. Zero-Knowledge Proof erlaubt es einer Partei einer anderen zu beweisen, dass eine Aussage richtig ist, ohne die Informationen hinter der Gültigkeit der Aussage darzulegen. Nehmen wir zum Beispiel den Hash einiger Zahlen: Der Geprüfte könnte den Verifizierenden überzeugen, dass es in der Tat eine Zahl mit diesem Hash gibt — und dass er diese kennt, ohne sie explizit zu offenbaren.

Casey behauptet von derartigen Kryptographietechniken:

“…die Debatte über den Nutzen für die Gesellschaft wird zu einseitig geführt, wenn man sie als Tauziehen zwischen Privatsphäre als Menschenrecht auf der einen Seite und das Bestreben der Gesellschaft, Kriminalität zu bekämpfen, auf der anderen Seite versteht. Kryptographen, die sich ernsthaft mit der Materie beschäftigen, machen eine größere und wichtigere Behauptung: “Datenschutz ist unabdingbar, um Kryptowährungen als Geld zu begreifen”.

(Beachten Sie: Entwickler von Bitcoin arbeiten an ihren eigenen Lösungen für Privatsphäre.)

Natürlich möchte ich das Loopring-Protokoll an dieser Stelle in den Gedankengang miteinbinden :)

Wenngleich Loopring nicht von Haus aus ein auf Privatsphäre fokussiertes Protokoll ist, ist es ein Liquidität förderndes Protokoll, das gleichzeitig den Bedarf einer dritten Person minimiert. Beides hat ein ähnliches Ziel mit Blick auf Privatsphäre: ökonomische Freiheit. Mit der Fähigkeit direkt von der eigenen Wallet aus zu handeln, ohne einem Zwischenhändler zu vertrauen und ohne zensiert oder von einer zentralen Handelsplattform benachteiligt zu werden, können Nutzer ihren ökonomischen Ideen mehr Ausdruck verleihen. Zusätzlich könnte ein Handel mittels Loopring-integrierten Wallets auf der Ethereum-Blockchain pseudonym durchgeführt werden, ohne dass man seinen Namen/E-Mail/Reisepass gegenüber einer Börse darlegen muss.

Nichtsdestotrotz kann zukünftige Forschung an Zero-Knowledge Proof das Versprechen an Privatsphäre des Protokolls bestärken. Loopring bestärkt in seiner jetzigen Form bereits ein offenes ökonomisches Modell.

Damit meine ich nicht, dass Pseudonymität mit Anonymität verschmelzen soll oder Vertrauensfreiheit an Datenschutz gekoppelt ist, sondern möchte dies nur in gewissem Maße aufzeigen und allgemein als eingeschränkt vs. nicht eingeschränkt betiteln — die Dezentralisierung bringt uns näher heran an Letzteres und das ist wo “wir” hinwollen.

Abschließend möchte ich noch für einen Moment philosophisch werden in Bezug auf Dezentralisierung und Geld, wobei ich mich an Yuval Harari in seinem Buch Sapiens halte:

Geld basiert auf zwei universellen Prinzipien:

a. Universelle Austauschbarkeit

b. Universelles Vertrauen

Bezüglich Punkt “B”: Ich glaube er meint im Speziellen Ihren Glauben bzw. Ihr Vertrauen, dass der andere ebenfalls an das gleiche Geld glaubt bzw. ihm vertraut. (Er sagt erst kurz zuvor, dass “Geld das effizienteste System von gegenseitigem Vertrauen ist, das je geschaffen wurde”…und fügt direkt danach an, dass “wo uns Religion bittet, an etwas zu glauben, liegt das Prinzip von Geld daran, dass wir daran glauben sollen, dass andere Leute daran glauben”.

Eine höhere Anforderung könnte sein, dass das Geld “gutes Geld” sein muss und somit den Glauben bestärkt. Statt einer Quelle für gutes Geld zu vertrauen, wäre es einfacher, wenn man überhaupt niemandem vertrauen müsste! Totale Vertrauensfreiheit ist in gewisser Weise vergleichbar mit vollständigem Vertrauen. Dieses Ausmaß spiegelt sich in Bitcoin wieder oder im Fall von Loopring auf den vertrauensfreien Blockchains Ethereum / NEO / Qtum und im Übrigen auch an Looprings Smart Contracts. Das symbolisiert eine starke Ähnlichkeit zu Geld oder dessen Wert.

Apropos Konvertibilität: Ein kürzlich veröffentlichter Tweet von Qiao Wang von Messari hat meine Aufmerksamkeit geweckt, was einen guten Anlagewert ausmacht. Er schlägt vor, dass niedrige Kosten bei einer Konvertierung ein wichtiger Bestandteil sind (zusammen mit Immunität vor Diebstahl und beachtlich geringer Inflation).

Natürlich beherrscht das Loopring-Protokoll universelle Konvertibilität — es ist ein dezentrales Handelsprotokoll.

Hinweis: Ich bin kürzlich Loopring als Geschäftsentwicklungsleiter beigetreten. Sie können mich gerne auf Englisch fragen, wie Sie sich an Looprings Ökosystem beteiligen können: matthew@loopring.org

Der originale Beitrag wurde von Matthew Finestone auf dem offiziellen Blog veröffentlicht und von Milan übersetzt.

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