FeFood — Produktvalidation

LebensmittelproduzentInnen und KonsumentInnen verbinden, um den regionalen Markt zu stärken

Maja Weiblen
C³AI
9 min readFeb 10, 2022

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FeFood Logo

Motivation

Der Trend und das Interesse an nachhaltigen und regionalen Produkten ist in der heutigen Zeit ein in der Gesellschaft immer wichtiger werdendes Thema. Dennoch ist die Transparenz der angeblich regionalen Produkte im Supermarkt bzw. der Lebensmittelindustrie nicht ausreichend. Viele Produkte werden importiert oder haben lange Transportwege hinter sich, obwohl diese auch regional bezogen werden können, weshalb in den meisten Supermärkten keine wirkliche Regionalität und Nachhaltigkeit gegeben ist. Laut Ergebnissen eigens durchgeführter Umfragen, möchte ein Großteil der Menschen etwas für die Entwicklung bzw. Unterstützung regionaler und nachhaltiger Produkte tun. Um den regionalen Lebensmittelmarkt zu stärken, bzw. die Menschen beim Kauf von regionalen Produkten zu unterstützen, wurde FeFood (kurz für Fetch Food) ins Leben gerufen.

Das Start Up, bestehend aus insgesamt vier Studierenden der Hochschule Flensburg, arbeitet an einer Lösung, die den regionalen Markt revolutionieren kann.

Das Produkt

Das Team von FeFood möchte den NutzerInnen unterschiedliche Möglichkeiten bieten, regionale Produkte bzw. deren ProduzentInnen zu finden. Mit Hilfe einer Webseite, sowie einer App, die sowohl für die Betriebssysteme iOS und Android zur Verfügung gestellt wird, soll diese Möglichkeit geschaffen werden.

Bei dem Produkt FeFood geht es darum, Landwirte bzw. ProduzentInnen in der Nähe zu finden, die ihre Produkte (beispielsweise in Hofläden oder an Verkaufsstellen) verkaufen. Dabei soll Transparenz und Ehrlichkeit an erster Stelle stehen. Die ProduzentInnen haben die Möglichkeit, sich mit Hilfe eines Profils zu präsentieren. Im eigenen Profil können sie Beschreibungen zu ihrem Hof in Form von Text und Bildern erstellen, Beiträge erstellen und aktuell vorhandene Produkte anbieten.

KonsumentInnen können mit Hilfe der App die ProduzentInnen finden. Dabei spielt eine interaktiven Karte, auf der die Standorte der Landwirte in Form einer Stecknadel angezeigt werden, die wichtigste Rolle. Des Weiteren wird dem Konsumenten eine Liste angezeigt, in der ebenfalls die Landwirte angezeigt werden, welche nach der Entfernung zum Standort des Nutzers sortiert werden. Wird ein Landwirt gefunden, kann der Nutzer das Profil des Produzenten sehen. Um die Transparenz und Ehrlichkeit weiter zu unterstützen, können einzelne Landwirte bewertet werden. Dafür gibt es eine Kommentarfunktion, sowie eine Bewertungsskala von 1–5 Sternen.

Das auf unserer Webseite eingebettete Video zeigt die grundsätzlichen Funktionen der Prototyp-App, sowie dessen Design und die Idee hinter FeFood. Das Video ist zu finden unter fefood.de.

Anwendung von Interview-Techniken zur Validierung der Produkt-Idee

Frage: Wie lässt sich nun feststellen, ob das Produkt, welches das FeFood-Team den NutzerInnen bieten möchte, auch Erfolg hat? Wodurch wird klar, dass die angebotenen Features auch gebraucht und demzufolge genutzt werden?

Antwort: Um festzustellen, welche Features die potenziellen KundInnen benötigen, ist es schlichtweg erforderlich eine große Menge an Nutzerbefragungen durchzuführen — und dies auf eine breite Masse bezogen. Im Falle von FeFood müssen dabei sowohl die KonsumentInnen, als auch auf die ProduzentInnen von Lebensmitteln individuell befragt werden.

Für die KonsumentInnen wurde ein entsprechender Fragebogen erstellt, mit dem ermittelt wurde, welche Probleme diese hinsichtlich des Kaufs von regionalen Produkten haben, welche Probleme sie bei der Transparenz sehen und welche Probleme oder Wünsche sie bei der Findung von Direktverkäufern haben. Der Fragebogen wurde online erstellt und geteilt. Neben Angehörigen der Hochschule und Bekannten des Teams, wurde er auch an AbonenntInnen von Nachhaltigkeits-Mailverteilern, sowie auf Instagram beworben, da wir dort unsere Zielgruppe identifizieren. Neben dem Social-Media-Kanal wurde die Umfrage außerdem über Direktnachrichten und Flyer verteilt.

Aus den Ergebnissen konnten zum einen die Personas, also die potenziellen Kunden, und zum anderen die Hauptfunktionen des Produkts herausgestellt werden. An der Umfrage haben insgesamt 116 KonsumentInnen teilgenommen.

Auch für die Zielgruppe der ProduzentInnen wurde eine Umfrage gestellt, um zu ermitteln, welche Probleme sich bei der Direktvermarktung ihrer Produkte ergeben, bzw. was nötig wäre, um vermehrt Direktvermarktung durchzuführen. Des Weiteren wurde mit drei Produzenten ein persönliches Interview durchgeführt, um deren Wünsche besser in das Produkt mit einfließen zu lassen. Auch diese Umfrage wurde über dieselben Wege verteilt, wie die Umfrage für die KonsumentInnen.

Ergebnisse der KonsumentInnen Umfrage

Es wurden insgesamt 116 ProbandInnen befragt, die zwischen 16 und 63 Jahren alt waren. Davon waren 60,3% weiblich, 37,1% männlich und 3,6% waren divers oder wollten sich nicht zu der Frage äußern. Ungefähr 20% der Befragten kommen aus dem ländlichen Raum, der Rest lebt in Klein- bzw. Großstädten. Bei allen ProbandInnen ist eine gute Mobilität gegeben (Auto, ÖPNV, Rad) und mindestens 90% sind daran interessiert, mehr regionale Produkte zu kaufen. Die Häufigkeit des Kaufens von regionalen Produkten fiel sehr durchschnittlich aus (auf einer Skala von 1–5 wählten fast 90% 2, 3 oder 4 aus). Die meisten der ProbandInnen kaufen diese im traditionellen Supermarkt (87,1%), in Bio-Läden (34,5%), sowie direkt vom Markt (42,2%).

Für die Funktionen, die FeFood bieten möchte, war es wichtig zu erfahren, warum einige ProbandInnen denn keine regionalen Produkte kaufen und was sie daran hindert. Die Hauptprobleme lagen dabei bei zu hohen Preisen, bei mangelnder Zeit zur Abholung der Produkte und ca. 40% gaben an, dass es eine zu geringe Auswahl an Produkten gibt und sie nicht wissen, wo sie überhaupt mehr regionale Produkte finden. Mehr als 60% wären bereit, einen weiteren Weg zurückzulegen, um regionale Produkte zu kaufen und über 92% legen großen Wert darauf, die Landwirte in der Umgebung zu unterstützen.

Einem Großteil der ProbandInnen ist die Transparenz sehr wichtig. Mehr als 90% sagen, sie achten auf Qualität und 79,3% ist wichtig, dass die Produkte gewissen Standards (konventionell, biologische etc.) unterliegen. Die Produkte sollen klimafreundlich sein und es ist wichtig, unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten werden.

Ein weiterer Abschnitt des Fragebogens umfasste das Interesse und die Funktionen der App. Dabei wollen 86,2% eine App nutzen, die ihnen anzeigt, wo sich Landwirte in der eigenen Umgebung finden. 73,3% der Befragten sind sogar bereit, Produkte über die App zu bestellen und auf einem Markt in der Nähe abzuholen Ein weiteres Feature, dass sich in der Zukunft in der App etablieren könnte ist, dass die Produkte der Landwirte direkt zu den KonsumentInnen nach Hause geliefert werden. An diesem Feature wären 80,2% der Befragten interessiert.

Des Weiteren hatten die Proband*innen die Möglichkeit, freie Vorschläge und Begründungen zu äußern, welche Funktionen noch gewünscht sind. Folgende Aussagen wurden dabei getroffen:

  • “Infos welche Produkte Saisonal sind. Wenn möglich, wie man die Bauern noch Unterstützen könnte, zB. Eierkartons abgeben, trockenes Brot abgeben (sowas in der Art vielleicht).”
  • “Eine Funktion die anzeigt welche regionalen Produkte in bekannteren Supermarktketten (Edeka, Rewe, etc.) verfügbar sind”
  • “Eigentlich sind die wichtigsten Dinge schon erwähnt”

Ergebnisse der ProduzentInnen Umfrage

An der Produzenten Umfrage haben 13 Personen im Alter von 23 bis 49 Jahren teilgenommen. Diese waren zu 61,5% männlich und 38,5% weiblich. Mehr als die Hälfte von Ihnen hat angegeben, ihre Produkte bereits vor Ort an Privatpersonen zu verkaufen. 6 von 13 gaben außerdem an, die Produkte auf dem Markt anzubieten. Die Produkte aller befragten ProduzentInnen unterliegen einer bestimmten Norm (Größe, Gewicht etc.) und bei über 60% werden manche Produkte aufgrund dieser Normen aussortiert. Die aussortierten Produkte werden entweder durch Direktverkauf weitergegeben, weiterverarbeitet, an die Tiere verfüttert oder entsorgt.

Mehr als 80% der Befragten würden sich wünschen, mehr Produkte direkt vom Hof aus zu verkaufen. 6 von ihnen besitzen bereits einen Hofladen und nur 3 können sich nicht vorstellen, selber einen Hofladen zu betreiben. 84,6% der ProduzentInnen würden sich eine Plattform wünschen, über die Sie KundInnen direkt erreichen und ihren Kundenstamm vergrößern können. 92,3% der ProduzentInnen sind davon überzeugt, durch eine solche App mehr private KundInnen erreichen zu können. Diese Ergebnisse sind für unsere Produkt-Idee-Validierung besonders wichtig, da sie belegen, dass ProduzentInnen mehr Produkte direkt verkaufen wollen und sich in diesem Zuge eine Plattform wünschen, um ihre Produkte zu bewerben. Die Möglichkeit, ein transparentes Profil in einer App anzulegen und dort die eigenen Produkte vorzustellen bekam großen Zuspruch.

Ergebnisse einer zweiten Fragerunde und weitere Rückmeldungen

Die zweite Fragerunde wurde basierend auf den Ergebnissen der ersten getätigt. Wir konnten zwar aus den Umfragen der ProduzentInnen entnehmen, dass Interesse an der Anwendung besteht, allerdings würde uns ein persönlicher Kontakt helfen, dieses Interessen besser definieren zu können. Deswegen wurden einzelne ProduzentInnen erneut interviewt.

Dabei ist herausgekommen, dass bereits viele von ihnen Hofläden besitzen und ihnen nur die eigentliche Vermarktung dieser Läden fehlt. KundInnen wissen nicht, dass auch ein Hofladen mit Öffnungszeiten existiert, denn es fehlt eine Plattform auf der diese Informationen zu finden sind.

Während der Entwicklung der Produkt-Idee sowie des Prototypen, haben wir aktiv einen Instagram-Account für unser Startup geführt, um unsere Community zu vergrößern und potenzielle Erstnutzer (Early Adaptors) an Board zu holen. Über diesen Kanal haben wir unsere Produkt-Idee und unseren aktuellen Stand geteilt. Hier haben wir auch mehrere Rückmeldungen und Anfragen von ProduzentInnen bekommen, welche sich für unsere Anwendung interessieren und diese gerne nutzen würden. Diese Nachrichten und der große Zuspruch auf unserem Instagram-Kanal, hat uns darin bestätigt, dass unsere Produkt-Idee valide ist und umgesetzt werden kann.

Fazit

Am Anfang Anfang stand die Idee, eine Anwendung zu entwickeln, welche es mehr Menschen ermöglichen soll, regionale Produkte zu erwerben, um so den regionalen Markt zu stärken und lange Transportwege oder unnötige Verpackungen zu vermeiden. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings noch nicht klar, welche Personas damit angesprochen werden sollen, welche Pains diese haben, was sie sich wünschen und welche Features eine solche Anwendung überhaupt braucht. Durch die Befragungen hat sich herauskristallisiert, wer unsere Zielgruppe ist und was diese sich wünscht. In den ersten Fragerunden mit den KonsumentInnen und ProduzentInnen erhielten alle Features (Map, Profil, Click and Collect, Lieferung) eine positive Rückmeldung. In späteren Befragungen mit den ProduzentInnen ist allerdings klar geworden, dass viele von diesen bereits vor Ort (oder in extra dafür eingerichteten Automaten) Produkte verkaufen und nur einen Weg suchen, um diese Information an KonsumentInnen zu vermitteln. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, dass das Killer-Feature unseres Prototypen zuerst einmal eine Map mit allen ProduzentInnen in der Umgebung, sowie ein Profil eben dieser sein soll. In der Zukunft könnten dann Funktionen wie die Reservierung von Produkten oder das Ausliefern dieser folgen.

Im Zuge des Launches der Anwendung ist es außerdem von großer Bedeutung, eine Community zu bilden. In den letzten Monaten haben wir dafür schon unseren Instagram Account gepflegt, welcher in diesem Sinne gut weiter genutzt werden kann. Da der Wert unserer Anwendung für die ProduzentInnen davon abhängig ist, wie viele KonsumentInnen diese nutzen, ist es essentiell wichtig mehr potenzielle KundInnen anzusprechen und zu gewinnen.

Die Produkt-Idee von FeFood konnte durch die Interview-Runden validiert und spezifiziert werden. Nun liegt es daran, die Anwendung offiziell zu launchen, erste ProduzentInnen abzubilden und eine große Community zu gewinnen.

Gemeinsam geschrieben mit: Jannes Beyer, Leon Brodersen und Piet Carstensen

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