19 Tipps wie Innovation im Medienhaus besser funktionieren kann

Alle Learnings vom Innovation Summer Jam, dem Demo Day des Media Lab Bayerns 2018, Teil I.

Media Lab Bayern
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6 min readJul 19, 2018

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Innovation Summer Jam: Einblicke in Medienhäuser, in andere Branchen und in Startups bringen Innovationsprozesse zum Abheben.

Zahlreiche Medienhäuser versuchen derzeit, einen Innovationsprozess zu implementieren. Währenddessen zeigen uns die Teams in unserem Media Startup Fellowship jeden Tag, wie schnell neue Ideen zu innovativen Produkten werden können. Aber auch von anderen Medienhäusern und dem Blick über den Tellerand der eigenen Branche kann man viel lernen. Beim Innovation Summer Jam am 6. Juli 2018 haben wir vom Media Lab einmal beide Seiten miteinander verbunden: Die Teams aus dem Batch #4 haben ihre Learnings aus dem Media Startup Fellowship präsentiert und dazu gab es inspirierende Talks, rund um die Frage: Was brauchen Medienhäuser um innovativer zu werden. Hier haben wir euch die wichtigsten Learnings aller Talks einmal zusammengefasst.

Kein One-Trick Pony, kein Firlefanz und mehr als Club Mate und Bällebad

Niddal Salah-Eldin, Director of Digital Innovation — WeltN24.

Niddal Salah-Eldin, Director of Digital Innovation — WeltN24 hat in ihrem Talk, Building Bridges: Wie wir bei WELT Innovation verstehen und vorantreiben, Einblicke in deren Innovationsstrategie ermöglicht. Hier ihre Tipps:

  • Innovation ist ein kontinuierlicher Prozess, in den alle Mitarbeiter miteingebunden werden. Wünschenswert ist hierbei eine Haltung der Ambidextrie (Beidhändigkeit), die sich auf die Kernfragen fokussiert: Wie kann ich einerseits alles verbessern was wir gerade machen und andererseits gleichzeitig in die Exploration gehen?
  • “Brücken” optimieren und beschleunigen den Prozess: Damit gemeint, sind Mitarbeiter, die sowohl die Sprache der Redaktion als auch des Tech-Departments sprechen und vermitteln können.
  • Essentielle Phasen sind hierbei: Bauen, Messen, Lernen und Repeat. Ziel ist es dabei, neue Produkte möglichst schnell auf die Straße zu bringen, um quantitativ und qualitatives Feedback einzuholen. Nur so kann ein nutzerzentriertes Produkt entstehen.
  • Wichtiger Erfolgsfaktor: C-Level-Support. Innovationsprojekte, bei denen die Führungsetage blockiert oder ignoriert, werden selten erfolgreich.
  • Sich im Zustand ständiger Veränderung wohlfühlen: Wer erfolgreich innovativ sein will, sollte Veränderung willkommen heißen, diese sogar selbst herbeiführen und sollte sich auf einen liquiden Zustand einlassen.

Mit Open Innovation erfolgreich sein

Oliver Alexy, Professur für Strategic Entrepreneurship — TU München

Ein nach außen offener Innovationsprozess ist ein unumstrittener Erfolgsfaktor. Trotzdem machen viele Firmen ihre Herausforderungen in Sachen Innovation einfach öffentlich und sammeln Ideen von externen Experten und der breiten Öffentlichkeit. Oliver Alexy, Professur für Strategic Entrepreneurship — TU München, hat für den Innovation Summer einmal zusammengefasst, was man hierbei beachten sollte:

  • Den fetten Fisch fängt man nicht mit einer Angel: Große Firmen fehlt oft das richtige Verhältnis dazu, welche Anreize geschaffen werden müssen, damit externe Talente sich mit Ideen und Aussenperspektiven einbringen.
  • Open Innovation ist oft gar nicht gewollt: Die Firmenmitarbeiter haben Bedenken, dass sie durch eine innovative Idee von Außen selbst schlechter dastehen, schließlich könnte das ihre Kompetenz angreifen. Daher werden die Herausforderungen erst dann veröffentlicht, wenn ihm eigenen Unternehmen wirklich niemand mehr Rat weiß. Diesen Teufelskreis kann man nur durchbrechen, wenn man Herausforderungen von Anfang an veröffentlicht und externe und interne Ideen zeitgleich einholt.
  • Gleichzeitig benötigen gerade die superspezialisierten Fachkräfte Aussenperspektiven: Zum Beispiel Chemiker suchen nach einer Lösung, die sie gar nicht finden können. Weil das Problem eines aus der Physik ist, was nur ein Physiker lösen kann.
  • Lieber ein Stück vom Kuchen abgeben, als gar keinen zu backen. In einer Zeit, in der das Teilen hoch im Kurs steht und Urheberrechte neu bewertet werden, profitieren Firmen in höherem Maß davon, wenn sie auch mal das ein oder andere strategische Ziel öffentlich machen, anstelle gar nicht dabei zu sein.

Die Rote Socke in der weißen Wäsche — From classical orchestra to modern jazz band

Kim Svendsen, Director — Stibo Accelerator

Kim Svendsen, Director des Stibo Accelerator, sprach darüber, wie die Einbindung von Studenten und Startups dabei helfen kann, festgefahrene Strukturen im Konzern aufzubrechen.

  • Viel hilft viel: Mit Hackathons, Abschlussarbeiten und weiteren Maßnahmen wird Innovation zum Thema der ganzen Company und es setzt sich der richtige Mindset bei den Mitarbeitern durch.
  • Es gibt verschiedene Grade an Innovation: Die sogenannte Innovation Comfort Zone, die sich eher mit der Verbesserung etablierter Dinge befasst. Die nächste Stufe liegt darin, neue Dinge mit den bekannten Tools zu entwickeln. Radikale Innovation ist es, neue Dinge mit neuen Tools zu entwickeln; es lohnt sich am meisten, sich gleich auf die radikale Innovation zu stürzen, hier liegt das größte Lernpotential und die Chance auf Disruption.
  • Um radikale Innovation zu befördern, sind Menschen und Talente wichtiger als ein Prozess. Wie wenn eine rote Socke weiße Wäsche pink färbt, mischt der Stibo Accelerator talentierte Studenten und Startups unter die Belegschaft, deren Innovationskraft schliesslich “abfärben” soll.

Der radikale Ausweg aus dem Not-Invented-Here Syndrom

Jana Koch, Head of Comdirect Startup Garage.

Nicht nur Kim Svendsen bot spannende Einblicke auf Innovation in anderen Branchen. Der Innovation Summer Jam ermöglichte auch tiefere Einblicke in andere Branchen: Jana Koch, Head of Comdirect Startup Garage, zeigte wie Innovation in der Welt der Banken funktionieren kann. Die Startup Garage sucht early stage Startups, die ihre Idee als “Entrepreneur in Residence” zu einem Prototyp bauen und mit Unterstützung der comdirect Bank entwickeln möchten. Hier die Key-Learnings aus Janas Talk:

  • Nochmal “viel hilft viel”: Bei Innovation Days, Bootcamps, Hackathons Inhouse Innovation oder Strategic Foresights werden jede Menge Ideen generiert, die dann bewertet, priorisiert, selektiert und in der Garage dann mit agilen Methoden prototypisiert werden.
  • Top-Management-Attention ist Key. Um Innovation erfolgreich umzusetzen, braucht es viel Mut. Mut, den die Mitarbeiter nur dann aufbringen, wenn sie die nötige Rückendeckung erfahren können.
  • Schneller Umsatz, oder Disruption: Beides geht nicht. Es ist wichtig schnell Erfahrungen zu sammeln, damit eine differenzierte Entscheidung getroffen werden kann, ob man weitreichende Disruption oder den schnellen Umsatz möchte.

Drei Learnings für innovativere Mitarbeiter

Dennis Fischer, Startup Coach — Methodworks.

Ganz praktisch wurde der Abend schließlich mit den Tipps des erfahrenen Startup-Coaches Dennis Fischer von Methodworks. Er zeigte, wie durch richtige Schulung die Mitarbeiter selbst für Innovation sorgen können.

  • Action Bias verhindert Innovation. Viele Führungskräfte drängen zu sehr auf schnelle Umsätze und schnelle Umsetzung ohne wirklich zu reflektieren, welche Lösung umgesetzt werden soll.
  • Aus Fehlern muss man lernen. Ein wichtiger Aspekt bei der vielbeschworenen Failure Culture ist es, das Scheitern zu reflektieren und zu untersuchen, was eigentlich konkret schief gelaufen ist, was noch zu retten ist und was man lernen kann.
  • Thinking Outside the box ist nicht genug! Learn to act outside the box as well! Ganz konkret heißt das, dass kreative Ideen allein einen funktionierenden, sich selbst innovierenden Prozess nicht ersetzen können.
  • What if we train employees and they leave? Gerade um kreativ und nach außen gerichtet arbeiten zu können, ist Mitarbeiter Schulung mit der wichtigste Aspekt in Sachen Innovation… because, what if we don’t and they stay?

Mit 19 Learnings zu Innovationsprozessen in Medienhäusern, in anderen Branchen und zu Open Innovation ausgestattet, geht es hier weiter mit Tipps von den Gründern aus unserem Batch#4.

Habt ihr Fragen oder Kommentare? Dann schreibt uns unter hi@media-lab.de!

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