Be first or be right? Breaking News, die Medien und die Social Networks

Wie können sich Medienhäuser für Breaking News rüsten? Alastair Reid von First Draft News appellierte im New Publishing-Track auf den Medientagen München daran, lieber richtig, als schnell zu berichten.

Johannes Klingebiel
Media Lab Bayern
2 min readOct 30, 2016

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In 2016 ist der Newszyklus dominiert von den sozialen Medien. Knapp die Hälfte aller Menschen nutzen Social Media als primäre Quelle für Nachrichten. Darunter finden sich aber gerade in Breaking-News-Situationen auch Gerüchte, falsche Informationen und bewusste Lügen.

Alastair Reid, Managing Editor von First Draft News, wies bei den Medientagen München vor allem auf ein Problem hin: Nutzer unterscheiden oft nicht zwischen Medienorganisationen, privaten Accounts, Facebookseiten und Gruppen, sondern nehmen sie als gleichwertig wahr. Gleichzeitig nehmen sie selbst am Nachrichtenzyklus teil — sie verbreiten nicht nur Informationen, sondern teilen eigene, reißen Witze oder wollen bewusst eine eigene Agenda verbreiten. Nachrichtenorganisationen haben 2016 nicht mehr die Hoheit über den öffentlichen Diskurs, wie sie sie noch in der alten Medienwelt mit Radio, Fernsehen und Zeitung hatten.

Aber wie können sich Medienorganisationen dann heute noch herausheben und das Vertrauen der Nutzer gewinnen?

Alastair Reid empfiehlt:

1. Educate the audience.

2. Respect the audience.

3. Invite the audience to participate.

Nachrichtenorganisationen sollten sich Zeit nehmen, Informationen erst zu verifizieren, bevor sie publiziert werden.

“Nobody remembers anymore who was first. But everyone remembers, who was right.”

Gleichzeitig sollten falsche Informationen klar als solche markiert und bezeichnet werden — und zwar so transparent wie möglich. Das Ziel: Die Wahrheit “as shareable as the lie” machen. Journalisten sollten also nicht nur kommunizieren was sie wissen, sondern auch was sie nicht wissen, und welche Informationen bewiesenermaßen falsch sind.

Letzte Empfehlung von Reid: Gelassen bleiben, wenn Fehler passiert sind. Wer sie reflektiert und kommuniziert, hat am Ende das Vertrauen des Publikums.

Künstliche Intelligenz wird diese Aufgaben übrigens in Zukunft wahrscheinlich nicht vollständig übernehmen können. Für Reid sind solche Programme Werkzeuge und kein Ersatz. Die Frage sei eher, wie diese in Zukunft einen Newsroom unterstützen könnten.

Zum ausdrucken und neben den Bildschirm hängen

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Graphic Recording von VerVieVas:

Die ganze Session zum Nachschauen:

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