Glücklicher in der Artifical Reality? — SXSW Breakfast Taco II

Hologramme ohne Brillen, Artificial Reality, Facebooks Pressesprecherin und wie wir alle glücklicher werden. Der tägliche Breakfast Taco mit den Medien- und Techtrends von der SXSW!

Lina Timm
Media Lab Bayern
7 min readMar 10, 2018

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Howdy! 🤠

Kennt ihr schon Artificial Reality? Seit heute mein Lieblingsterminus. Was er heißt kann ich euch auch nicht so genau erklären, ich glaube, dass wir nicht einmal mehr physisch in der Realität vorhanden sind, sondern einen Avatar haben. Oder ein Avatar sind? Keine Ahnung. Eine Artificial Reality hätte ich gestern früh gern gleich drei Mal gehabt.

Denn in der Artificial Reality

  • löst Bacon-Braten keine Rauchmelder aus (Argh! JEDES Jahr wieder! 👂😩)
  • lässt T-Mobile keine SIM-Karten im Aktivierungs-Nirvana, so dass man nochmal zum Store muss und wertvolle Zeit verliert
  • ist nie eine Session überfüllt, in die ich gehen möchte. Avatare können sich schließlich stapeln.

“The room is full. Don’t keep waiting. The room is full.” Den meist verhasstesten Satz der SXSW habe ich gleich mal als Begrüßung gehört. Somit hat mir Tim O’Reilly nicht erzählt, wie ich die Welt retten kann. Das muss dann warten. Dafür weiß ich jetzt, wie ich glücklicher werde. Auch was.

Und here we go, meine fünf Kategorien von gestern — und 6 neue Panels für euch zum Voten!

👩‍💻 #TechThatChangesTheWorld

Ihr habt euch gestern “Envisioning Holograms” gewünscht — eine tolle Wahl! Mike Pell ist Designer bei The Microsoft Garage und beschäftigt sich momentan vor allem mit Hologrammen. Drei Dinge habe ich dabei gelernt:

1. Technologie

  • Die aktuellen VR-Brillen vergleicht er ziemlich passend mit dem ersten Mobiltelefon. Bislang sind Hologramme an ein die Optik ergänzendes Device a.k.a. Brillen gekoppelt — er geht fest davon aus, dass sich das irgendwann ändert. Wie, hat er mal offen gelassen. Finde das einen ziemlich guten Vergleich!
Yep, er hat Recht.
  • In fünf Jahren sollen sich Hologramme einfacher und billiger herstellen lassen. Die Technologie würde in dem Bereich gerade stark beschleunigen.

2. Envisioning
Wie erfindet man für eine Technologie, die noch so weit am Anfang steht? Pell nennt die Methode “Envisioning”. Durch die Welt gehen und sich einfach mal vorstellen, was dort sein könnte. Beispiel: Was seht ihr hier?

a) Überwachungskameras

b) Ein Chamäleon

Der Hologramm-Designer-Gag ist übrigens: Im Zweifelsfall steht da ein Dinosaurier.

Als Designer müsse man sein Mindset komplett ändern. Hologramme sind nicht durch eine Box auf einem Screen begrenzt, die ganze Welt ist die Spielfläche. Pell sagt, man solle einfach anfangen. Die einfachste Prototyp-Methode: Erzählen, was da sein könnte.

Ich finde Hologramme und überhaupt alles in Mixed Reality extrem spannend für Informationsvermittlung. Also fange ich einfach mal an, hier und jetzt! Journalismus, wie er sein könnte, wenn man ihn von allen Schranken befreit:

Envisioning Journalism, Version 1

  • Jeder bekommt nur genau die Informationen, die er noch nicht kennt und muss nie wieder etwas “überfliegen”, weil er es schonmal gelesen hat.
  • Jeder bekommt jede Geschichte oder Information in dem Medium (Text / Bild / Video / Audio / MR), das ihm am besten liegt und gerade am besten in seine Lebenssituation passt.
  • Jeder bekommt die Information genau dann, wenn er sie entweder dringend braucht oder gerade Zeit dafür hat.
  • Wenn wir zu Hologramme nachdenken: Jeder sieht den Dinosaurier, aber jedem werden unterschiedliche Fakten dazu angezeigt. Je nach Interesse, ob mich eher die Geschichte oder die Anatomie interessiert, ob ich schon weiß, wie genau der T-Rex ausgestorben ist, oder noch nicht.

3. Sozialleben
Was machen Hologramme mit uns? Bei den Beispielen von digitalen Objekten, die Pell in leere Räume gesetzt hat, musste ich zunächst mal an stupide vor sich hin starrende Menschen denken, bei denen kein außenstehender mehr weiß, wen oder was sie gerade sehen oder machen. Keine schöne Vorstellung. Aber Pell denkt schon weiter: Natürlich kann die Hologramme JEDER sehen. Wie? Auch das ist noch offen. Aber noch ist ja auch nicht 2023.

🔮 #MediaTrends

Facebook, oh Facebook. Was hast du mit deinen Publishern vor? Die CNN, Axios und Facebook herself diskutierten gestern darüber, wie es mit den beiden weitergehen kann. Es war eine gute 🍿-Session und ein Lehrstück glattgezogener Pressesprecher, inhaltlich leider entsprechend wenig dabei. Eines der schönsten Zitate von Alex Hardiman, Head of News Product bei Facebook:

Es gipfelte irgendwann in der Aussage:

“ If publishers are not doing well on Facebook, then there is a reason for that. Their news are sensationalist, they are clickbait, that’s why they are not doing well. They are abusing the system.”

The system you build and rewarded, Alex… Die Aussage von CNN-Mann Brian Stelter, Facebook sollte doch langsam mal die Publisher bezahlen, finde ich aber genauso populistisch. Es verpassen, die Leute auch ohne ein Facebook noch zu erreichen, und dann jemand anderen das selbst gemachte Problem lösen lassen. Nunja. (Ja, auch ich habe 2014 gesagt, jede Medienmarke soll gefälligst auf Facebook sein. Aber mittlerweile sind wir klüger und könnten jetzt mal anfangen, unsere Probleme selbst zu lösen, statt weiter abhängig zu sein.)

💡 #CrazyIdea

Warum haben wir eigentlich eine ToDo-Liste, ein Mission Statement und Ziele für unsere Arbeit, aber nicht für unser Privatleben und unsere Beziehungen? Wenn wir auf die Frage, was uns am wichtigsten in unserem Leben ist, durchweg “Beziehungen!” sagen, warum nehmen wir sie dann nicht genauso ernst wie unsere Arbeit? Weniger crazy, aber umso nachdenklich stimmender war heute die Session: “Not only the Lonely. How to be happier”. Die Key Takeaways:

  • Wir alle sind mal einsam. Und das, obwohl (oder gerade weil?) wir mittlerweile 9 Stunden am Tag auf Social Media verbringen.
  • Tech kann helfen, Menschen zu verbinden — aber niemals reale Begegnungen ersetzen. Einfach niemals.
  • Zu sagen, man ist einsam, ist ein großes Tabu, dabei machen nachgewiesen vor allem gute Beziehungen und Freundschaften glücklich und erfolgreich.
  • Warum erfolgreich? Weil das Gehirn Dopamin ausschüttet, wenn man glücklich ist. Und mit Dopamin lernt es sich besser, außerdem sieht man mehr neuer Möglichkeiten.
  • Und folgende, witzige Beobachtung über das freundschaftliche Gesprächsverhalten von Frauen und Männern:

“Women talk face to face, men talk shoulder to shoulder.”

Drei konkrete Ideen, weniger einsam zu sein:

  1. Relationships mit dem gleichen Ernst wie der Arbeit begegnen. Termine machen. Termine einhalten. Regelmäßigkeit reinbringen.
  2. Sich vor wagen: Einfach mal sagen: “Ich glaube, du bist einer meiner besten Freunde.” Meistens findet der andere das auch.
  3. Aufschreiben, wie man gern von anderen beschrieben werden würde: “ X ist der liebende und sich kümmernde Ehemann, der sich Zeit für mich nimmt, wenn es mir schlecht geht.” Und das mal im Hinterkopf behalten.

🌟 #BestBrandAction

Ihr glaubt nicht, was ich gestern gleich zwei Mal in Austin gefunden habe. Ein BÄLLEBAD! Das erste stand als Bällebadewanne (top Idee für das Media Lab Bayern!) im Startup Hub “Capital Factory”. Das zweite bei Daimler auf dem Gelände der me Convention. Das #dmcmuc setzt internationale Trends. Ich wusste es schon immer.

💥 #ProTipp

Auf meiner Todo-Liste für morgen stehen: Das Mashable House, das Vox Media House und der Headspace Room to Breathe.

Übrigens: Wenn die Helfer schreien, dass eine Session voll ist und einen wegschicken wollen: Einfach 10 Minuten vor der Tür warten. Sobald die ersten wieder gehen, lassen sie Leute nachrücken.

Was soll ich mir heute ansehen?

Zu welchem Thema möchtet ihr morgen gern mehr lesen? Ihr könnt mich wieder in eine Session schicken! Votet einfach für euer Lieblingsthema unten, alle Insights zu der Session mit den meisten Stimmen könnt ihr dann morgen hier lesen, versprochen!

Für den Samstag steht folgendes zur Wahl:

→ Stimme HIER bis heute, 15 Uhr, ab! ←

Jetzt aber erst einmal gute Nacht aus Austin und guten Morgen Deutschland! 🙌 ☀️

Wenn ihr mehr als das morgendliche Briefing haben möchtet, könnt ihr übrigens sehr gern auf Twitter unter 🐦 @Luisante mitlesen & mitdiskutieren!

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Lina Timm
Media Lab Bayern

Digital Enthusiast. Journalism and Startups. Program Manager @MediaLabBayern. Founder of digital-journalism.rocks.