“In 15 Jahren wird jeder, der einen Garten hat, Plantura kennen!”

Media Lab Bayern
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4 min readMar 28, 2018
Team Plantura (v.l.n.r.): Dominik Cadmus, Melissa Raupach, Felix Lill, Leonie Teisner

Mit einem grünen Daumen und einer beeindruckenden Datenlösung hat es Plantura in unser #Batch4 geschafft. Wir haben mit Gründer Felix Lill und Content-Chefin Melissa Raupach über ihre Motivation, ihre Ziele als Startup und die Gartentrends 2018 gesprochen.

Felix, du hast dein erstes Unternehmen noch vor dem Abi gegründet. Worum ging es da?

Felix: Das war der Pflanzenspezl, ein Handelsunternehmen für exklusive Obstgehölze. Dabei ging es mir darum, auch traditionellen Hobbygärtnern besondere Sorten wie zum Beispiel den rotfleischigen Pfirsich verfügbar zu machen.

Wie muss man drauf sein, um schon in dem Alter Unternehmer zu werden?

Felix: Ich denke nicht, dass es den einen Gründer-Typ gibt. Man sollte eine gewisse Leidenschaft haben, etwas Neues aufzubauen und wachsen zu sehen — da ist das Gründen dem Gärtnern gar nicht so unähnlich. Risikoscheu sollte man auch nicht sein.

Dann ist Planutra ja schon dein zweites “Pflanzup”. Woher kommt diese Liebe zur Gärtnerei?

Felix: Vielleicht ist es einfach ein Bereich, in dem ich mich sehr gut auskenne und sehr leidenschaftlich philosophieren kann. Wusstet ihr zum Beispiel, dass weltweit 12 Milliarden Dollar im Jahr dafür ausgegeben werden, die Apfelernte mit Fungiziden gegen die Schorfkrankheit zu schützen? Und das, obwohl ältere Apfelsorten wie der Ur-Apfel gegen dieselbe Krankheit völlig immun wären? Wie viel Naturkapital da verschenkt wird! Wenn ich dafür sorgen kann, dass Hobbygärtner so etwas wissen, statt sich den nächsten Golden Delicious in den Garten zu pflanzen, freut mich das.

Melissa: Für mich ist ein Garten ein Rückzugsort, der zum Entspannen einlädt — vor allem als hektischer Städter kann das manchmal ein Segen sein. Ich war auch als Kind immer sehr gerne im Garten meiner Oma — auch wenn ich die Erdbeeren lieber gegessen habe, als beim Gießen oder Ernten zu helfen.

Felix: Wir haben leider beide gerade keinen eigenen Garten — aber ich habe trotzdem ein paar Pflanzen auf dem Balkon.

Melissa: …und ich auf dem Fensterbrett in der Küche!

An der Oberfläche ist Plantura ein Onlinemagazin für Gartenfreunde — unter der Haube arbeitet ein datengetriebenes Tech-Framework mit einem Crawler und Natural Language Processing, um Trend-Themen zu identifizieren. Klingt komplex, funktioniert so: Der Crawler durchsucht ein Gartenforum und findet, worüber gerade viel diskutiert wird. Dieses Thema bekommen die Redakteure auf den Tisch, die dann recherchieren und den Artikel schreiben. Die werden von Plantura zielgruppenspezifisch und crossmedial ausgespielt — und erzielen so Online-Reichweiten, von denen die Landlust nur träumen kann.

Beschreibt doch einmal kurz, wie Plantura auf technischer Seite funktioniert.

Melissa: Bei der Identifikation von Themen gehen wir datengetrieben vor. Das bedeutet, dass wir zum Beispiel unseren Crawler auf ein großes Gartenforum loslassen, um zu sehen, wo uns noch unbekannte Themenkomplexe liegen. So sind wir zum Beispiel erst darauf gekommen, dass sich viele Leute in Deutschland für den Anbau von Wassermelonen interessieren. Das hatten wir vorher nicht auf dem Schirm.

Wenn wir dieses Wissen dann haben, können wir noch tiefer in die Materie einsteigen und zum Beispiel Forenbeiträge durch Natural Language Processing auswerten lassen. Zusätzlich schauen wir uns die Suchvolumina nach bestimmten Begriffen auf Google an, damit wir verstehen können, was die Leute bei einem bestimmten Thema genau interessiert. Erst danach wird der Artikel von einem unserer Experten verfasst.

Könnt ihr damit journalistisches Gespür für Themen automatisieren?

Melissa: Unser Vorgehen kann einen Redakteur natürlich nicht ersetzen. Und wir werden ja auch nicht von jedem Thema überrascht. Dass die Leute im Herbst total auf Kürbisse stehen und im Frühsommer auf Erdbeeren oder Rhabarber ist einfach Common Sense. Es gibt schon Ergebnisse, die wir so nicht erwartet hätten, aber ein Ersatz für menschlichen Verstand ist unser Vorgehen auf keinen Fall. Es ist eher eine Vorstufe des Artikelschreibens. Ein Redakteur, der in seinem Themenbereich ein echter Experte ist, ist trotzdem unersetzlich.

Mal angenommen, bei euch läuft ab jetzt alles wie geplant. Wo seid ihr dann in 15 Jahren?

Felix: Wenn es nach uns geht, wird in 15 Jahren jeder, der einen Garten, Balkon oder eine Terrasse hat, die Marke Plantura kennen und verschiedene Produkte unserer Eigenmarken bei sich zu Hause haben. Und wenn wir ganz groß träumen, dann ist das nicht nur im deutschsprachigen Raum so, sondern international.

Melissa: Zusätzlich ist es uns ein Anliegen, dass sich die Menschen wieder mit Themen wie Eigenanbau, pflanzlicher Ernährung und ökologisch nachhaltigem Gärtnern nähern.

Und wenn alles schiefgeht, Stichwort: Culture of Failure?

Melissa: Wir sind echte Überzeugungstäter, deshalb gibt es zurzeit bei uns auch keinen Plan B. Sollte es wirklich überhaupt nicht klappen, wird Felix vermutlich eine Ausbildung als Seeotter-Pfleger im Zoo von Lissabon beginnen und ich eine Karriere als chilenische Euro-Trash Künstlerin.

Was ist euer nächstes Etappenziel? Und wie kann man euch dabei helfen, es zu erreichen?

Felix: Unser nächstes Ziel ist, unsere Reichweite enorm auszudehnen. Ende des Sommers wollen wir plusminus 750k Unique Visitors pro Monat haben. Ein weiteres Ziel, an dem wir gerade sehr intensiv arbeiten, ist unsere Eigenmarke auf den Weg zu bringen. Dabei hilft man uns im Moment am besten mit Kontakten — über Gespräche mit Medien- und Werbepartnern und Investoren freuen wir uns natürlich immer.

Zum Abschluss: Was wird er denn jetzt, der Gartentrend 2018?

Felix: Natürlich haben wir zu diesem Thema zu Beginn des Jahres schon einen Artikel geschrieben. Hochbeete sind auf jeden Fall total im Trend, aber auch rotfleischiges Obst ist definitiv etwas für Gartenfreunde, die das gewisse Etwas schätzen.

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