Wir brauchen Open Innovation in den Medien! — SXSW Breakfast Taco V

All about Innovationsstrategien: Welche drei Superkräfte man als Unternehmen haben sollte, warum “Open Innovation” ein ziemlich kraftvolles Tool ist — und ein Projekt, das Female Founders unterstützt!

Lina Timm
Media Lab Bayern
8 min readMar 13, 2018

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SXSW-Tage sind wie Hundeleben, mindestens mal sieben multipliziert. So viel Input, wie man hier bekommt, kann man gar nicht auf einmal verarbeiten. Die Woche Urlaub bräuchte es danach allein schon, um alles mal sacken zu lassen.

Tag 28 auf der SXSW also. Die WG kränkelt, neben mir (JEDES verdammte Mal! 🙄) hat’s auch Benny erwischt. Wir halten uns mit Taschentuchgroßpackungen und Halsschmerztabletten über Wasser, und im Zweifelsfall hilft immer ein Texas-Style-Barbecue. Die tollen Jungs vom t3n Magazin (dort kann man übrigens jetzt als digitaler Chefreporter arbeiten!) und ich hatten das Worst BBQ Texas. War aber gar nicht so schlecht.

“The worst Bar-B-Q in Texas”. War gar nicht so schlecht.

Bevor der Breakfast Taco wieder in ein 10-Gänge-Menü ausartet wie gestern, without further ado zu den Trends des Tages!

🔮 #MediaTrends

Wir müssen reden. Über eine Idee, die mich schon länger umtreibt: Open Innovation.

Open Innovation heißt, dass Innovation nicht allein im Unternehmen passiert, sondern das Unternehmen offen für Vorschläge von außen ist. Innovation aus der Crowd sozusagen. Die NASA und Lego haben gestern erzählt, wie das bei ihnen funktioniert: Beide haben Plattformen, auf denen sie Challenges ausschreiben und die Community Ideen einreichen kann. Lego hat de facto ungefähr 60 Communities. Warum die beiden das machen?

Vorteile von Open Innovation

💡 “Du kannst nicht alles über jede Technologie wissen, dafür ist es zu vielfältig geworden. Aber irgendwer in deiner Community kann das.”

💡 “Man muss aufhören zu denken, die besten Leute arbeiten im eigenen Unternehmen. Gute Leute arbeiten auch überall anders.”

💡 Open Innovation ist super, um neues Talent zu rekrutieren. Die NASA schaut, dass jeder, der die Challenge gewinnt, auch an der Umsetzung teilnehmen kann.

💡 “Die Leute denken immer, man erreicht damit nur Teenager in Garagen oder Rentner — ganz im Gegenteil. Unsere Challenges werden zum Beispiel von den top 7 Nuklearphysikern der Welt beantwortet, die Monate an ihrer Forschung gearbeitet haben.”

💡 Konkurrenz? “Es ist mir egal, ob jemand sieht, was meine Challenge ist. Wenn er anfängt das umzusetzen, arbeite ich schon am nächsten Problem.”

Herausfor… ach was, let’s call it what it is: Probleme

Die richtigen Challenges ausschreiben: Das Problem darf nicht zu groß sein, sondern ein kleiner Teil.

Auswahl der Einreichungen: Darauf gab es keine wirklich gute Antwort. Wenn es gut (oder schlecht) läuft, sind es hunderte von Einreichungen, die irgendjemand reviewen muss.

Umsetzung im Unternehmen: Die Challenge muss von einem Team ausgeschrieben werden, “who owns the problem” und die Lösung dann auch bei sich selbstverantwortlich umsetzt.

Community aufbauen, damit überhaupt Antworten kommen. Lego steckt hier die meiste Arbeit hinein.

Geistiges Eigentum: Vor allem die, die die Challenge nicht gewinnen, müssen vor Ideenklau durch andere geschützt werden.

Was haltet ihr von einer Plattform für Open Innovation in den Medien?

Die Session hat mich inspiriert, euch jetzt finally mal etwas vorzuschlagen. Wir haben bereits im vergangenen Sommer im Media Lab Bayern angefangen, über einen “Media Innovation Challenge Hub” mit angeschlossener Innovationsdatenbank nachzudenken und erste Prototypen zu bauen. Wir könnten das jetzt aktuell konkret anpacken — und ich habe da wahnsinnige Lust zu.

Warum?

  • Wir brauchen mehr Innovation im Journalismus — und die disruptivsten Ideen kommen nie aus der eigenen Branche.
  • Da draußen sind so viele schlaue Menschen, die unsere Probleme lösen können. Sie haben nur überhaupt keine Ahnung, welche das sind. Das merke ich immer wieder, wenn ich mit den Startups arbeite.
  • Startups könnten ihre Lösungen viel schneller und passender bauen, wenn sie um die Challenges wüssten. Wir brauchen ein Matching von Problemen und Lösungen!

Wie konkret?

  • Unsere Idee ist es, eine Plattform aufzubauen, auf der die Medienhäuser ihre Challenges ausschreiben und Ideen von Startups, Talenten, der Community sammeln können.
  • Eine angeschlossene Datenbank listet bereits vorhandene innovative Produkte und Lösungen von Startups, Medienhäusern, etc.. Anita Zielina sprach einmal davon, dass es so viele “me too”-Produkte gäbe, weil keiner weiß, was der andere eigentlich gerade macht. Reine Ressourcenverschwendung! Das ließe sich damit lösen.

Mit ein paar Leuten habe ich schon darüber gesprochen. Das größte Gegenargument bis jetzt: “Dann gebe ich ja meinem Konkurrenten preis, woran ich gerade arbeite!”. Yep. Warum ich finde, dass das trotzdem eine gute Idee ist und es unbedingt eine gemeinsame, idealerweise internationale Plattform sein muss?

  • Wir gewinnen Brainpower, an die wir sonst gar nicht herankommen würden. (Und ihr findet dort ggf. Talente zum Rekrutieren, die gute Ideen haben.)
  • Die Medienbranche ist zu klein, als dass jeder seine eigene Plattform aufbaut. Die Kosten kann man sich besser teilen und die Community gemeinsam entwickeln und nutzen. Wir würden mit dem Media Lab schon eine kleine, ziemlich engagierte Community an Talenten und Startups schon mitbringen.

Ich möchte das ausprobieren. Unbedingt! Dafür brauche ich ein paar von euch (Medienhäusern), die Lust haben, als Partner in der Entwicklungsphase mit dabei zu sein. No money (at first 🙃), only good will. Bitte meldet euch bei mir und meinem Team, wenn ihr dazu Lust habt! Und auch, wenn ihr das eine ganz, ganz doofe Idee findet, mit allen Argumenten, die ihr dafür habt!

👩‍💻 #TechThatChangesTheWorld

Tech heißt heute: Techniques that change the world. Heute haben drei fantastische Frauen die drei Superpowers erklärt, mit denen wirklich jeder innovativ sein kann.

1️⃣ Super Intelligence — Be obsessed about your customer

sandy carter, VP bei den Amazon Web Services, sagt, Kundenzentrierung reicht nicht. Heute muss man eine Obsession für den Kunden haben, um Produkte zu entwickeln, die wirklich genutzt werden. Im Silicon Valley sind der neueste Hit “Empathy Labs”, in denen die Mitarbeiter fühlen können, was Kunden fühlen. Zum Beispiel in Healthcare. (Da muss ich unbedingt mehr drüber herausfinden!)

Außerdem eine Strategie bei Amazon: Bevor sie IRGENDEINE Produktentwicklung starten, machen sie die folgenden drei Schritte.

  1. Eine Pressemitteilung schreiben. Ja, genau. Inklusive fiktiven Kundenzitaten (damit man sich immer daran erinnert, warum Kunden das Produkt lieben).
  2. FAQ für das Produkt schreiben. Damit man schnell merkt, was zu erklärungsbedürftig/kompliziert ist.
  3. Ein “Working backwards Dokument” über 6 Seiten schreiben. Wer ist der Nutzer? Was ist sein Problem? Woher weißt du, dass das sein Problem ist? Warst du in einem Empathy Lab? Hast du mit 1000 Kunden gesprochen? Haben sie eine Beta-Version in den Händen gehabt?

2️⃣ Super Speed — Wie man wirklich schnell wird

Bridget Frey, CTO bei der Immobilien-Plattform Redfin, findet als zweite Superpower Geschwindigkeit wichtig. Wie man die erreicht?

  • Schnelle von großen Entscheidungen unterscheiden. Alles, was ich austesten kann, schnell machen. Sich für supergroße strategische Entscheidungen trotzdem Zeit nehmen.
  • Empower teams to innovate: Jedem (!) im Unternehmen das nötige Wissen zur Verfügung stellen (zum Beispiel über Machine Learning) um auf eigene Ideen zu kommen.
  • Diversity ins Unternehmen bringen: Wenn alle auf der gleichen Uni waren, kommen nur die gleichen Ideen raus. Eine Kultur von Respekt und Kollaboration schaffen. “For innovation you need positive, creative people!”

3️⃣ Super Synergy — Build an ecosystem of partners

Tamara McCleary, CEO bei Thulium, hat die Wichtigkeit von Partnern im Innovationsprozess betont. Dafür braucht man ein Ökosystem, in dem die Partner entweder die aktuelle Strategie unterstützen oder ergänzen, neue Geschäftsfelder erschließen, oder finanziell helfen.

Hier könnt ihr ein Quiz machen und herausfinden, welche innovativen Superkräfte ihr habt! Die Fragen sind irgendwie unzusammenhängend, aber mein Ergebnis ist “Super Speed — you are unstoppable”. Das finde ich sehr richtig. 😊

💡 #CrazyIdea

Meine neue Heldin: Ingrid Vanderveldt!

Die fantastische Ingrid Vanderveldt möchte bis 2020 eine Milliarde Female Founders mit Geld in Höhe von einer Millarde Euro unterstützen und hat dafür einen Fonds aufgesetzt. Neben dem Geld soll es vor allem auch Mentoring geben, denn Vanderveldt hatte selbst einen großartigen Mentor, der an sie geglaubt hat. Das möchte sie jetzt zurückgeben und hat dafür gekämpft, einen riesigen Fonds aufsetzen zu können. Vanderveldt sagt, dass Frauen gerade in Finanzen unsicher sind und deshalb trainieren und üben sollten, in diesen Themen genauso souverän unterwegs zu sein.

Interessanter Fakt: Female Founders brauchen 1/3 weniger Kapital, einfach weil sie es nicht ausgeben. Dafür sind sie 15% profitabler als male-owned Startups.

🌟 #BestBrandAction

Wow! Das Wow Studio von Sony war es wirklich wert. Mit den Armen rudernd kann man sich in virtuellen Bällen vorwärts bewegen, einen Fußball in der VT-Brille schießen und noch so viel mehr! Tolles, durchdachtes, technisches Konzept!

VR-Fußball — und mehr Robodogs gibt’s im Wow Studio von Sony.

💥 #ProTipp

The Art of Schlangen stehen: Nicht den Anfang der Schlange suchen, sondern das Ende. Immer hält ein Helfer ein Schild hoch — und man spart sich wertvolle Minuten. Wenn ihr in eine Session WIRKLICH rein möchtet, kommt ein paar Minuten, bevor die vorherige Session aus ist. Dann geltet ihr als Besucher der Vor-Session, müsst euch draußen nicht anstellen, könnt im Raum sitzen bleiben und gleich die erste Reihe sichern.

Was soll ich mir heute ansehen?

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Lina Timm
Media Lab Bayern

Digital Enthusiast. Journalism and Startups. Program Manager @MediaLabBayern. Founder of digital-journalism.rocks.