Individualisierte Medizin — Nutzen versus Kosten

Frank Bergs
Medical eMotion
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2 min readNov 3, 2018

In der individualisierten oder auch personalisierten Medizin soll jeder Patient unter weitgehender Einbeziehung individueller Gegebenheiten behandelt werden. Dies geht zum Teil weit über die funktionale Krankheitsdiagnose hinaus.

In den letzten Jahren hat sich die Gesundheitsforschung immer stärker in eine Richtung entwickelt, die individuellen Faktoren, die unsere Gesundheit und mögliche Krankheitsverläufe beeinflussen, genauer zu untersuchen und die daraus gewonnenen Daten für individualisierte Diagnose- und Therapieverfahren einzusetzen.

Erbgut, Lebensstil, Geschlecht und Alter sind einige Beispiele für die vielen individuellen Faktoren eines Menschen, die bei der individualisierten Medizin betrachtet werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert schon seit einigen Jahren diesen jungen Forschungszweig der Medizin auf verschiedenen Ebenen. Oberstes Ziel soll sein, dass die Patientinnen und Patienten schneller von medizinischen Therapien und Produkten profitieren können.

Aber die individualisierte Medizin wirft auch grundlegende ethische, rechtliche und ökonomische Fragen auf. Viele neue Verfahren und Standards sind nötig, um die Chancen der individualisierten Medizin in der Praxis nutzen zu können. Donna Dickenson, Professorin für medizinische Ethik an der Universität London, stellt öffentlich in Frage, ob die Versicherungssysteme und das öffentliche Gesundheitswesen überhaupt in der Lage sein werden, die immens hohen Kosten der personalisierten Medizin zu schultern. Ihre Kritiker halten dagegen, dass die personalisierten Medizin zielgenauer wirkt, unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten vermieden werden können, und das damit unter dem Strich Geld gespart werden kann. Klar ist aber auch, dass die Budgetierung der Arzneimittelausgaben die Einführung der personalisierten Medizin behindert. Hier hilft nur eine Kosten-Nutzen-Bewertung durch die Krankenkassen, die allerdings von Kasse zu Kasse sehr unterschiedlich sein kann.

Auch wenn eine dauerhaft gute Versorgung nur durch medizinisch-technischen Fortschritt möglich ist, wird wahrscheinlich nicht alles, was der Fortschritt möglich macht und aus der Perspektive des Patienten wünschbar ist, auch finanziert werden können.

Auf jeden Fall wird die wachsende Präsenz der individualisierten Medizin im Gesundheitswesen das Bewusstsein dafür schärfen, dass Patient nicht gleich Patient ist — auch wenn die Krankenakten die gleichen Diagnoseziffern ausweisen.

Quellen:

Quelle Text: Medizinauskunft.de — Artikel: Personalisierte Medizin als Kostenbremse; BMFG — Individualisierte Medizin;

Quelle Bild: https://www.pexels.com/photo/two-test-tubes-954585/

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Frank Bergs
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