German Animation: Gemeinsam ins Rampenlicht

MTM
Medientage Mitteldeutschland
3 min readFeb 21, 2022
Medientage Mitteldeutschland © Viktoria Conzelmann

von Jonas Junack

Wenn es um traditionelle Exportschlager der deutschen Industrie geht, dann kommen einem Autos, Stahl oder Bier in den Sinn. Tatsächlich gehört der Animationsfilm aber ebenso in diese Reihe, denn dieser macht, laut einer Studie von German Film mit rund 51% das Gros aller deutschen Filmeinnahmen im Ausland aus.

Innenansicht einer Branche

Wie es innerhalb der Branche aussieht, wissen alle vier Gäste, die dort auf der Bühne B sitzen oder per Livestream zugeschaltet sind, aus eigener Erfahrung. Prof. Thomas Meyer-Hermann produziert in seinem Studio FILM BILDER seit 1989 Animationsfilme, Annegret Richter ist Geschäftsführerin des Bundesverbands der deutschen Animationsfilmbranche, Ina Sommer fungiert als Head of Animation bei German Films und Grit Wißkirchen ist ebenfalls Animationsfilmproduzentin und Mitgründerin des Studios MotionWorks GmbH. Die Moderation übernimmt Katja Großer von KREATIVES SACHSEN. Mehr Expertise geht kaum.

Raus aus der Kinderecke

Vier der fünf erfolgreichsten deutschen Filme im Ausland, waren laut German Films im Jahr 2019 Animationsfilme. Gute Nachrichten für die Branche. Doch es gibt weiterhin viel zu tun, denn so recht kommt der Animationsfilm hierzulande nicht aus seinem vermeintlichen Nischendasein heraus. Zwar könnte man mit Blick auf die Zahlen konstatieren, dass das Genre mittlerweile nah am Zentrum der Filmindustrie angedockt ist, doch die öffentliche Wahrnehmung scheint hier zu widersprechen: Für viele Menschen gehören Animationsfilme weiterhin in die Kinderecke.

Es mangelt an Förderungen

Dieser Ruf schlägt sich auch in den Förderungen des Genres nieder: „Wenn man Animation gefördert haben möchte, auch mit Fernsehsendern im Boot, dann muss man die Leute im Kinderbereich ansprechen“ bemerkt Annegret Richter Dabei ist es keineswegs so, als wären Animationsfilme exorbitant teuer. Annegret Richter erklärt: „Der Animationsfilm ist eigentlich nicht teurer als ein High-End-Film. Es gibt viele Filme, die wesentlich teurer sind. Das Problem: an Budget heranzukommen, an Sondertöpfe für den Animationsfilm.“ Dass es auch anders geht und die Animationsbranche wesentlich mutiger finanziert werden könnte, zeigen Beispiele aus Frankreich und von Streamingplattformen. Im Nachbarland ist die Animationskultur traditionell tiefer verankert als hierzulande. Doch auch die Streamingplattformen wie Netflix wagen sich mehr und mehr vor, wenn es um kreative Animationsformate für Erwachsene geht.

Arbeitsbedingungen im Animationsbereich

Eine weitere Problemzone der Branche ist jedoch die Bezahlung. »Man muss das schon sehr gerne machen wollen. Dann kann man davon leben. Aber es ist kein lukratives Geschäft« sagt Thomas Meyer-Hermann. Und das hat Folgen: Ein dünner finanzieller Unterbau sorgt für Selbstausbeutung und für verhältnismäßig niedrige Löhne. Das treibt viele talentierte Künstlerinnen und Künstler ins Ausland. Dadurch mangelt es hierzulande teils an kreativem Nachwuchs.

So könnte es besser laufen:

Wie bindet man Fachkräfte, die in Deutschland an den Hochschulen und in den Studios ausgebildet werden? In dieser Gesprächsrunde gibt es darauf einen Lösungsvorschlag: Eine Plattform, die Fachkräfte, junge Talente und Studios zusammenbringt — und diese Plattform fehlt bisher.

Die Gemeinsamkeiten der Redner und Rednerinnen sind offensichtlich. Man kennt sich und schätzt sich. Dass der Rahmen für eine engere Zusammenarbeit bereits existiere, bemerkt Grit Wißkirchen: „Auf den Medientagen Mitteldeutschland könnte man ein Branchentreffen initiieren.“ Aus der Runde gibt es Zustimmung. Und so gibt es einen positiven und produktiven Ausblick: Vielleicht organisiert sich die deutsche Animationsfilmbranche in Zukunft ja in Leipzig.

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