The birth of goldenboy

Milena Glimbovski
Milena Glimbovski
Published in
5 min readDec 16, 2018

This post will be in german. Because it is so personal and I don’t think I am able to write that in english. But there will be a tl;dr under the german post.

Ich habe mich auf die Geburt gefreut. Sehr sogar. Ich konnte es kaum erwarten, diese Naturgewalt zu erleben und dann endlich den Goldjungen kennenzulernen. Dabei war ich zu Beginn der Schwangerschaft nur ängstlich und eingeschüchtert. Ich wollte nichts darüber lesen, nichts davon hören. Für mich wart Geburt: Fruchtblase platzt, Schreie, Schmerzen, Trauma. So kannte ich aus Berichten, aus dem Fernsehen. Ich hatte null Bock drauf. Dann stolperte ich über die Theorie des Hypnobirthing, über den Podcast und Online-Kurs von @die.friedliche.geburt und meine Meinung kehrte sich um 180°. Ich bereitete mich vor, meditierte viel. Ich hatte Bock auf die Geburt. Ich war richtig gespannt. Und da meine Schwangerschaft einfach nur anstrengend war, hoffte ich, dass es bald losgehen sollte.

Mein Gefühl erwies sich als richtig. VierWochen zu früh, am 27.8. abends ging es los. Ich hatte mir gerade Tagliatelle mit einer Pfifferlingssauce gemacht, meinem Freund auf Arbeit geschrieben „Essen ist fertig“, mich gesetzt und Brooklyn 99 angemacht. Nach zwei Bissen von der Pasta spürte ich plötzlich, dass ich auf etwas Nassem saß. Zuerst dachte ich, ich hätte mich eingepinkelt, aber meine Fruchtblase war geplatzt. Da war viel Flüssigkeit und Blut. Ich rannte aufs Klo und schickte von dort unserer Beleghebamme @hebammechristiane eine SMS. Übungswehen hatte ich schon seit Wochen, dann die Fruchtblase, sie bestätigte mir die Symptome. Es geht los. Dem Freund eine WhatsApp hinterher: “Schatz, meine Fruchtblase ist geplatzt.” Dann zurück in die Küche: erstmal aufessen. Prioritäten.

In der Küche merkte ich dann aber, dass ich eine Blutspur hinterließ und es einfach nicht aufhörte. Ich habe nichts gegen Blut, aber es wirkte noch nicht richtig. Die Hebamme meinte ich solle direkt ins Krankenhaus fahren. Ich wartete noch bis Paul von der Arbeit kam, wir nahmen die vorgepackten Taschen, ein Handtuch für mich zum Draufsetzen und fuhren im Taxi hin.

Im Krankenhaus empfang uns unsere Hebamme und führte uns in den Kreissaal. Ich wurde direkt ans CTG angeschlossen und es kam raus dem Kind ging es gut. Woher genau die nicht endende Blutung kam, war nicht klar, aber mir ging es gut. Der Muttermund war bei 3cm, ich atmete die Wehen weg und meditierte mit der App aus dem Kurs. Paul war mit mir auf dem großen Bett und schlief kurzer Hand ein. Er hatte wieder einen 12h Tag gehabt und ich brauchte ihn nicht zum Atmen. Ich war recht tief in der Trance bis jemand reinkam und eine Unterschrift für etwas haben wollte. Das riss mich aus der Trance und ich kam nicht wieder so tief rein. Sehr ärgerlich sowas. So ging das 7–8 h Stunden lang. Die Hebamme kam immer wieder rein, schaute nach mir, aber ich kam zurecht. Immer wieder überprüfte sie den Muttermund: stets 3cm. Es tat sich einfach nichts. Die Wehen wurden anstrengender, aber ich war guter Dinge, konzentrierte mich auf sie und versuchte mit den „Wellen“ zu schwimmen. Das klappte zwar, aber war ich doch zu verkrampft und wir hofften, dass eine PDA mich entspannt. PDA gemacht, Paul inzwischen wach ging in ein Café guten Kaffee holen in unseren Mehrwegbechern, brachte frische Croissants und wir krümelten zu dritt den Kreissaal voll.

Hunger sogar mit Wehen — immer dabei die Wasserflasche, Coffeebecher und Becher mit Glasstrohhalm

PDA half — ich entspannte mich, aber die Wehen hörten fast auf. Damn. Muttermund immer noch bei 3cm. So kriegt man kein Kind raus. Dann nächste Maßnahme: Wehenmittel. Half kaum. Dann Fruchtblase platzen lassen — denn Oh Wunder, sie war noch in Takt. Dann gingen die Wehen aber richtig los. PDA wirkte nicht. Ich gab auf, ich konnte nicht mehr wegatmen, es war kein Ende in Sicht. Jetzt war der Schmerz da, ich schrie. Inzwischen war es 10 Uhr früh. Ich war seit 12h im Krankenhaus. Es hatte sich nichts getan bzgl. Muttermund, es waren immer noch 3 verdammte cm, die Wehen fühlten sich wie Presswehen an und in meinem Geburtsplan stand: wenn länger als 12h nichts passiert, ist ein Kaiserschnitt ok. Ich kenne genug Geburten bei denen Frauen 30h lang „arbeiteten“ und am Ende musste doch ein KS (Kaiserschnitt) her. Das wollte ich mir nicht antun. Dann kam die Gynäkologin rein, die Hebamme und der KS war der nächst mögliche Schritt. Paul fragte noch: willst du das wirklich. Aber hell yeah.

Ich wurde schnell in den OP gefahren, lokal betäubt, und aufgeschnitten. Ich hörte den ersten Schrei vom Goldjungen, sah ihn und bat darum, dass Paul ihn nahm. Ich fragte freundlich schreiend um mehr Betäubungsmittel und war weg. Kurze Zeit später wachte ich wieder auf, im Kreissaal. Paul im Bett nebenan, obenrum frei und mit dem kleinen Ding auf seiner Brust. Ich war noch etwas high von der Narkose, Paul legte ihn zu mir und da war er. Die Liebe unseres Lebens. Das kleinste, zarteste Wesen. Er konnte Atmen, es ging ihm gut. Da er ein Frühchen war musste man ihn gut wärmen. 2.2kg und 48cm — winzig war er. Paul umhüllte ihn mit einer Merino Decke und ich legte ihn an, er nuckelte etwas an der Brust und schlief wieder ein. Er hatte goldenes Haar. Das war also mein Baby. Hallo Goldjunge.

Währenddessen war die Hebamme dabei und erzählte kurz was bei der OP rauskam: meine Plazenta hatte sich vorzeitig angefangen abzulösen. Sie war schon zu 10% ab als sie mich aufschnitten. Deswegen hatte ich die ganze Geburt konstant durchgeblutet. Es tat nicht weh, es war nur so verdammt viel Blut. Jetzt wussten wir auch woher.

Die Narbe verheilte gut. Ich konnte mich kaum bewegen am Anfang, geschweige aufstehen. Zum Stillen musste Paul ihn mir anreichen. Wickeln und beruhigen konnte nur er machen. Täglich ging es mir besser und auch wenn ich noch am 1.Tag dachte ich könnte mich nie wieder bewegen — es wurde leichter. Am dritten Tag ging ich schon den Flur langsam entlang, am vierten dann die Entlassung.

Baby und Daddy sind Kuschelnaturtalente

Ich bin dankbar. Dankbar, dafür dass er gesund ist, dass alles nochmal gut ging. Für die professionelle und liebevolle Art unserer Hebamme. Für Paul, der für mich alles und mehr ist was man sich von einem Partner vorstellen kann.

Den Krankenhausaufenthalt versüßte uns Susanne von @geborgen_wachsen mit einem Korb voller Leckereien und eine Freundin, die unseren Wohnungsschlüssel hat und uns alle fehlenden Dinge und den Autositz vorbeibrachte. Sie holte uns ab ein paar Tage später und es ging heim. Der Rest ist Geschichte.

Tl;dr He came 4 weeks early. It all started with a bleeding that turned out to be a premature placenta seperation. He was born healthy 2.2kg and 48cm. The love of our lives, goldenboy.

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Milena Glimbovski
Milena Glimbovski

ganz leise ganz laut sein - Worte-im-Mund-Verdreherin, Besserwisserin-aber-inzwischen-die-Klappe-Halterin, Geschäftsführerin von @OrigUnverpackt & @einguterplan