#AFBMC2017 — Make social great again!
Influencer Relations, Chat Bots und Storytelling
Melanie Zimmermann, Social Media Managerin bei Mindbox GmbH
700 Social Media Nerds, 4 Bühnen und 28 Sessions mit 46 Speakern – das waren die Eckdaten der 14. Allfacebook Marketing Conference am 14. März 2017 in München. Pünktlich um 09:00 Uhr (nachdem es wahlweise Kaffee, Smoothie oder Müsli gab) betraten die allfacebook.de-Gründer Philipp Roth und Jens Wiese die Bühne des ICM, indem zeitgleich die SMX Munich stattfand, und läuteten gutgelaunt einen großartigen Konferenztag ein. Und da gab es auch schon die Kampfansage an die Search Marketing Nerds: Der Hashtag #afbmc sollte unter den Trending Topics bei Twitter höher gerankt werden als #smxmunich — was natürlich für die erprobten Social Media-Addicts kein Problem darstellte.
Topi und Sli.do
Zwei Tools sollten den Verlauf und die Orga der Konferenz erleichtern: Die App Topi (das Konferenz-Tinder) sollte das Networking der Besucher vorantreiben. Schön gedacht doch leider (noch) zu wenig genutzt. Das Tool sli.do dagegen wurde rege eingesetzt. Während der Session konnten die Teilnehmer (anonym oder mit vollem Namen) Fragen stellen bzw. nach oben ranken und am Ende jeder Session gab es dann eine kleine aber feine Frage-Antwort-Runde mit den Moderatoren und den Speakern.
Social Media gibt es eigentlich gar nicht mehr
Nachdem nun die Orga geklärt war, ging es auch schon los: Mit einer Keynote von Andreas Bersch, Geschäftsführer der Agentur Brandpunkt, wurde die Frage „What’s next? Facebook now & then“ in den Raum geworfen. Andreas Bersch appellierte an die Zuhörerschaft, den Fokus zu 100% auf den Nutzer zu legen und statt auf Influencer Marketing vielmehr auf dauerhafte Influencer Relations zu setzen, denn der ROI von Influencern entsteht erst durch die Qualität des Contens. Content & Media dürften nicht getrennt voneinander betrachtet werden, es solle die Maxime „media follows content“ gelten. Dazu bräuchten Unternehmen Content oder besser noch User Officer, die gewährleisten, dass relevante Inhalte die richtigen Nutzer erreichen.
Social Media ist wie ein BH
Nach dem doch eher trockenen Einstand wurde es sexy auf der Bühne: Robert Seeger und seine Kolleginnen erklärten, wie genau sie die Traditionsmarker Palmers (https://www.facebook.com/palmersspitzenfrau) (die übrigens auch früher schon für jede Menge Aufregung sorgte) aus dem Dornröschenschlaf weckten und mit ganz viel Mut und Gelassenheit in die Social Media-Welt einführten. Dabei ließen die 3 buchstäblich die Hosen runter und präsentierten uns (auf einer Slide) ihre Unterwäsche. Für mich der wichtigste Satz dieser Keynote: Be someone’s lover, not everybody’s darling! Man muss (und kann) nicht jedem gefallen, doch mit Vielfalt, Strenge und einem Stück Berechnung erreicht man die, die man erreichen will. Und man muss nicht jeden Sch*** mitmachen. Genau aus diesem Grund ist Social Media wie ein BH: Es sollte alles perfekt passen. Mut bedeutet eben auch „Mut zur Lücke“ und „Mut, nicht jedem gefallen zu müssen“. Nicht jedes Unternehmen muss bei Snapchat aktiv sein.
Wer nicht wirbt, stirbt.
Dieser Ausspruch bekommt ganz neue Tiefe, wenn er von einem Bestatter kommt, der sein Unternehmen bei Facebook präsentiert: https://www.facebook.com/Laubach.Bestattungen/ Ein sehr interessantes KMU Best Practice, das gezeigt hat, man kann auch als kleines Unternehmen einen Facebook-Auftritt aufsetzen, der die User gut abholt und Content bietet, der die Interessen optimal bedient. Gewinnspiele, Employer Branding und jede Menge Nützliches bietet auch das Geschäft mit dem Tod.
Die deutschen User stehen auf Gangsta-Rap
800 Millionen Facebook-Posts analysieren? Kann man mal machen, dachten sich die Jungs von Fanpagekarma und präsentierten uns mit den Ergebnissen „der größten deutschen Facebook-Studie aller Zeiten“ jede Menge Insights zu den Top-Interessen der Facebook-User. Auf Platz 1 und damit für so ziemlich alle Teilnehmer überraschend, rangiert Deutscher Gangsta-Rap, dicht gefolgt von Allgemeinem Fußball und Elektronischer Musik. Außerdem konnten sie spannende Interessen-Verknüpfungen aufdecken, zum Beispiel, dass Pornofans nicht viel mit Fußball anfangen können und dass Schlagerfans tierlieb sind. Was wir aus der Session gelernt haben? Wer seine Fans auf Facebook richtig ansprechen will, muss sie richtig kennenlernen und Social Media ist trial & error.
Deep Dive: Facebook Re-Marketing für Fortgeschrittene
Nach dem Mittagessen, bei dem es ganz Vapiano-like für wirklich jeden etwas gab (außer vielleicht Sitzplätze), ging es für mich zu einem der begehrten Deep Dives, deren Kapazität bei maximal 25 Leuten lag. Hier sicherte zeitiges Kommen gute Plätze und schon bald startete Christian Penseler mit seiner Session zum kompliziert klingenden Thema Remarketing Advanced — Frequency Capping und Sequenzialisierung im Detail. Er erklärte uns im ersten Teil der Session, wie man mithilfe ausschließender Customer Audiences sinkende Klickraten längerfristiger Facebook-Kampagnen auffangen kann. Im zweiten Teil ging es dann darum, die User, die man beim Frequency Capping ausgeschlossen hat, für neue Werbeanzeigen einzuschließen. Diese Sequentialisierung kann beispielsweise für gut geplantes Storytelling oder Cross Device Retargeting eingesetzt werden. Und auch hier gilt (wie immer): Testen, messen, testen, messen…
Die Leute lieben Angst
Eine Keynote von Rechtsanwalt Dr. Thomas Schwenke ist immer eine Reise wert. Mit viel schwarzem Humor und anschaulichen Beispielen lag auch in dieser Session der Fokus auf Influencer Marketing. Wie sollten Influencer Werbung und gesponserte Produkte kenntlich machen? Das Whitepaper zur Session gibt es hier: http://allfacebook.de/policy/whitepaper-risiken-der-schleichwerbung-rechtliche-grenzen-bei-facebook-und-instagram
Die 3 Learnings dieser Keynote:
· Leute lieben Angst.
· Unternehmen und Agenturen verstoßen lieber gegen deutsches Recht als gegen die Facebook-Richtlinien.
· Lügen ist erlaubt (Natürlich habe ich recherchiert!).
Mia san mia: Wie der FC Bayern München Instagram und Snapchat strategisch bespielt
Felix Loesner, Head of Social Media des FC Bayern München, zeigte uns in seiner Keynote, wie der FC Instagram Stories und Snapchat für das globale Brand Building einsetzt und damit die Fans von morgen erreichen will. Eine Story des Fußballclubs auf Snapchat oder Instagram erzielt etwa 700.000 Views. Felix Loesner präsentierte uns nicht nur Zahlen und Fakten zu den Accounts des FC Bayern München, sondern ließ uns auch an den Learnings teilhaben: Querformat, das Kopieren der Inhalte vom einen zum anderen Kanal, die geringe Konvertierung auf Snapchat und Reichweite für Bewerbung von Snapchat-Inhalten auf Facebook oder eine zu lange Bilddauer auf Snapchat sind absolute Don’ts, die man beim Einsatz der beiden Kanäle unbedingt beachten sollte.
Neue Tools und Möglichkeiten auf Instagram
Instagram-Insights lieferte Heiko Hebig. In seiner Session konnte fast jeder noch etwas lernen, auch wenn sich die meisten wohl erhofft hatten, ein paar brandheiße News der Plattform zu ergattern (was der Titel auch vermuten ließ). Er verriet, dass in Jakarta und New York im Moment Geosticker getestet werden. Werden diese gut angenommen, könnten sie weiter ausgerollt werden. Zur Verifizierung von Accounts gab es zum Leidwesen der meisten keine konkreten Aussagen. Und auch ob weitere Funktionen geplant sind, wollte (oder konnte) Heiko uns nicht verraten.
Make social great again
Die Abschluss-Keynote von Daniel Zoll war für den einen das Schlechteste, für den anderen das Beste, was ihm auf der AFBMC passieren konnte. Eins kann jedoch keiner abstreiten: Dan motivierte, provozierte und polarisierte die Zuhörerschaft. Aktivieren, kommunizieren und interagieren — das ist sein Appell an die Social Media Manager dieser Welt. Er riet zu mehr Mut, weniger denken und „einfach mal machen“.
Mein Fazit: Es kann sich absolut lohnen, mutig zu sein und nicht einfach nur das zu machen, was alle anderen machen. Die Facebook-Fanpage darf keine billige Kopie der Website sein. Die User wollen vor allem unterhalten werden, kommunizieren und interagieren. Für die nächste AFBMC wünsche ich mir einen noch größeren Fokus auf Marketing im Messenger, da sich die User immer mehr in vermeintlich private Räume zurückziehen und dort nicht nur untereinander, sondern auch mit Marken kommunizieren wollen.
Kopiert von sputnika.de:
”Social Media ist wie ein BH” — meine Recap zur #AFBMC2017 findet ihr auch auf SPUTNIKA.
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