Förderung einer gesunden Community

Lukas
ModHQ
Published in
8 min readApr 26, 2021

Dieser Artikel ist angelehnt an einen Leitfaden der Discord Moderator Academy.

Klar, einen Nutzer rauszuschmeißen, wenn dieser die Regeln bricht, ist einfach, doch bringt die Moderation eines Servers so viel mehr mit sich, als einfach nur den Bannhammer zu schwingen.
Dieser Artikel beschäftigt sich genau damit: wie schaffe ich es meine Community zu hegen und zu pflegen und eine Atmosphäre zu erschaffen, in der man sich wohlfühlen kann. Bildlich gesprochen ist eine Community nichts anderes als ein kleiner Garten: wenn man ihn richtig pflegt, dann blüht er in den schönsten Farben. Jedoch kann er auch sehr schnell verkümmern, wenn man sich einzig und allein darauf konzentriert das Unkraut loszuwerden.

Was meint man eigendlich mit “gesund”?

Es gibt keine allumfassend gültige Formel für eine “gesunde” Community. Jeder Server, ja mehr noch jede Person, unterscheidet sich voneinander. So muss das, was für den Einen zutrifft, nicht unbedingt auch für den Anderen stimmen. Beispielsweise sollte man einen kleinen Community-Server nicht wie einen großen Discord für einen YouTuber betreiben und umgekehrt.

Es gibt jedoch einige, wesentliche Punkte welche alle Server gemeinsam haben. Das Wichtigste ist die Förderung von sinnvollen Unterhaltungen durch das Erschaffen einer positiven, einladenden Umgebung. Gleichzeitig sollte man dabei aber auch nie das Gleichgewicht zwischen Spaß & Sicherheit aus den Augen verlieren.

Grundsätzlich gilt: Qualität vor Quantität!

Viele Leute verbinden eine gesunde Community mit möglichst vielen Mitgliedern. Doch das ist am Ende des Tages ein Trugschluss. Die reine Masse der Mitglieder ist nichts weiter als ein kleiner Faktor im Geflecht eines großen Ganzen.
Es gibt beispielsweise Server, auf denen beteiligen sich viele Nutzer am Chatgeschehen und sind in den Sprachkanälen aktiv, doch wird in diesen fast ausschließlich stumpf beleidigt und diffamiert. Ist solch ein Server erstrebenswert? Fühlt man sich in so einer Gemeinschaft wohl und aufgehoben?
Natürlich ist dieses Beispiel sehr plakativ. Am Ende lohnt es sich jedoch immer einmal einen etwas genaueren Blick auf das zu werfen, was in einer Community gesprochen und geschrieben wird.

Lass dich nicht entmutigen, wenn dein Server keine 100.000 Nutzer hat. Kleine Gemeinschaften entwickeln sich genauso wie große. Auch haben gerade diese ihren gewissen Charme, da oftmals eine familiäre Atmosphäre vorherrscht und sie am Ende natürlich deutlich einfacher zu moderieren sind.
Dein Ziel sollte es sein einen Ort für Gleichgesinnte zu schaffen, in welchem man seine Interessen teilen und zusammen Abhängen kann. Dabei muss es sich nicht um die größte und populärste Community handeln.

Woran erkenne ich, ob meine Community gesund ist?

Wie du oben sicherlich bereits bemerkt hast, spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle, an welchen man erkennt, ob seine Gemeinschaft gesund ist oder eben noch ein wenig Pflege und Liebe braucht. Um herauszufinden wo du stehst ist es wichtig, dass du dir etwas Zeit nimmst, um dir deinen Server etwas genauer anzuschauen.

Der Kern einer Gemeinschaft liegt im gegenseitigen Umgang miteinander. Wenn du mit deinen Mitgliedern sprichst und beobachtest wie und was sie schreiben (was du als Moderator sowieso immer tun solltest), bekommst du einen ersten Eindruck von der allgemeinen Atmosphäre auf deinem Server.

Hier sind einige Fragen, welche du dir dabei stellen kannst:

  • Sind die Unterhaltungen tatsächlich sinnvoll?
  • Respektieren sich die Mitglieder untereinander?
  • Kennen die Mitglieder die Serverregeln und unterstützen die Moderation bei der Einhaltung?
  • Wenden sie sich an die Mods sollte jemand gegen die Regeln verstoßen?
  • Sind die Gespräche meist positiv oder doch eher negativ?
  • Fühlen sich die Nutzer mit in die Gespräche einbezogen und ernst genommen, oder müssen sie oft um Anerkennung kämpfen?
  • Beschweren sich die Mitglieder oft über Dinge, auch solche, die den Server betreffen?

Am wichtigsten ist es, dass die Gespräche auf deinem Server über Small Talk wie “Hey, wie gehts?” hinausgehen. Vergleiche es mit einem Abend am Lagerfeuer mit deinen Freunden. Dort unterhält man sich, hoffentlich, ja auch über die verschiedensten Themen. Setze Anreize für tiefer gehende Konversationen, welche es ermöglichen, dass langfristig gesehen sogar Freundschaften entstehen könnten. Sofern sich die Mitglieder deines Servers untereinander gut vernetzt haben, kehren diese auch eher wieder in den Chat zurück und tragen aktiv dazu bei ein familiäres Umfeld zu pflegen.

Nutze vorhandene Statistik-Tools

Die Server Insights (Server-Einblicke)

Sofern deine Community die 500 Mitglieder-Marke überschritten hat, hast du die Möglichkeit auf das hauseigene Statistik-Panel von Discord zuzugreifen. Dort findest du allerlei visuelle Statistiken, welche dir beispielsweise aufzeigen, wie viele deiner Mitglieder den ersten Tag nach ihrem Beitritt aktiv waren oder wie viele Mitglieder auch nach einer Woche immer noch auf deinem Server verweilen. Du findest diese speziellen Graphen unter “Growth & Activation”.

Screenshot discord.com

Wenn dein Server aktiv wächst, dann helfen dir diese Graphen dabei zu verstehen, wie dein Discord auf neue Mitglieder wirkt und wie sie mit ihm interagieren.
Die orangefarbenen Linien zeigen Benchmarks an, welche es gilt zu übertreffen. Das ist nicht immer einfach und bedarf stetiger Arbeit an und mit der Community.

Die Statistiken unter dem Reiter “Engagement” geben dir wertvolle Einblicke darüber, wie sich die Mitglieder auf deinem Server verhalten. Auch hier geben dir die orangen Benchmark-Linien Anhaltspunkte “wo” sich deine Community gerade befindet. Du kannst ebenfalls abschätzen, ob dein Server so genutzt wird, wie du es dir vorgestellt hast.

Screenshot discord.com

Die Statistik-Alternative statbot.net

Nicht jeder Community-Server verfügt gleich zu Anfang über mehr als 500 Mitglieder und kann somit auf die Statistiken von Discord zugreifen. Eine gute Alternative bietet hier der Statbot.

Screenshot statbot.net

Der Name sagt es schon: man lädt sich einen Bot auf den Server ein, welcher anschließend die Chat- und Sprachaktivität sowie die Gewinnung neuer Mitglieder im Auge behält. Die dortigen Statistiken sind jedoch etwas oberflächlich. Wer tiefgreifendere Analysen haben möchte, der kann sich über ein monatliches Abonnement einzelne Funktionen hinzubuchen. Allerdings sind diese in der Summe sehr kostspielig. Hier sollte man genau abwägen, ob entsprechende Funktionen wirklich vonnöten sind.

Erschaffe und pflege eine gesunde Atmosphäre

Wie bereits eingangs erwähnt ist ein aktiver Chat zwar sehr erstrebenswert, wenn dort jedoch nur Beleidigungen oder Ähnliches fallen, ist dies kein erstrebenswertes Ziel. Mithilfe der Statistiken hast du die Möglichkeit zu schauen wie gut deine Community dasteht. Nun gilt es dafür zu sorgen, dass die Gesundheit der Gemeinschaft gefördert und erhalten wird.

Gehe mit gutem Beispiel voran!
Als Moderator wirst du grundsätzlich eher und besser wahrgenommen als ein normales Mitglied, vor allem dann, wenn du eine hervorstechende Rollenfarbe besitzt. Die Nutzer schauen genau darauf wie du dich verhältst und nehmen sich meist ein Beispiel daran. So kannst du allein durch dein Handeln gewisse Grenzen definieren, aber auch gewisse Freiräume aufzeigen. Handle also stets bewusst und gehe vorsichtig mit der dir verliehenen Macht um.

Übernimm die Gesprächsführung
Sobald jemand ein sensibles Thema anschneidet, hast du einige Möglichkeiten die Konversation wieder zurück ins seichte Fahrwasser zu führen. Du musst nicht sofort mit der Peitsche dazwischenhauen, sondern kannst beispielsweise das Thema einfach wechseln, oder den/ die Nutzer höflich darum bitten, sich nicht weiter über eine bestimmte Sache zu unterhalten. Auch könntest du sie auffordern den Kanal zu wechseln, sollte es auf dem Server beispielsweise einen Bereich für Deep Talk o.ä. geben.

Toleriere kein negatives Verhalten
Manchmal hat man das Gefühl, dass sich einige Nutzer einfach nur mal so richtig auskotzen wollen. Doch ist deine Community wirklich der richtige Ort dafür?
Beleidigungen, unhöfliche Bemerkungen und andere toxische Sachen haben in einer gesunden Community nichts verloren. Als Moderator ist es eine deiner wichtigsten Aufgaben dafür zu sorgen, dass sich niemand negativ innerhalb der Gemeinschaft verhält. Doch das ist immer leichter gesagt als getan. Oftmals sind viele Moderatoren in stressigen Situationen schlichtweg überfordert und wissen nicht wie sie handeln sollen. Vielleicht haben sie Angst davor klare Sanktionen zu verhängen oder fürchten sich davor, sich etwas rechtfertigen zu müssen.
Sobald dich jemand wissentlich und absichtlich in Verlegenheit bringt, auch wenn er dabei augenscheinlich erstmal keine Regel verletzt, ist es dein gutes Recht gegen ihn vorzugehen. Vor allem dann, wenn dieser Nutzer bereits mehrfach verwarnt worden ist.

Die Balance zwischen Spaß, Freiheit und Sicherheit

Verbanne nicht einfach starke Emotionen wie Traurigkeit aus dem Chat. Jedes Mitglied einer Gemeinschaft sollte das Recht haben sich bis zu einem gewissen Grad so zu zeigen, wie er ist.
Lass sie herumalbern, Memes teilen, Witze machen, Freunde necken, sich gegenseitig helfen und unterstützen, aber auch kritisieren. Das Wichtigste ist: beteilige dich daran und sei ein fester Bestandteil der Gemeinschaft.

Du musst die richtige Balance zwischen Strenge und Nachsichtigkeit finden. Klar: Regeln müssen befolgt werden, aber wenn man sie manchmal zu penibel durchsetzt, dann kann das mitunter die Gesundheit deiner Community gefährden. Andersherum ist es natürlich genauso. Definiere klare Linien (bspw. keine Volksverhetzung, keine Beleidigungen, kein Spam, …): Wer diese überschreitet, der wird entsprechend sanktioniert. Der Rest sollte mitunter auch deiner Community überlassen werden. Du musst nur eingreifen, wenn die Situation droht auszuufern.

Achte auf aufmerksamkeitsheischende Nutzer

Es passiert leider immer wieder, dass einige Nutzer einem Server beitreten und ständig versuchen, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Sie unterbrechen Unterhaltungen, regen sich übermäßig auf oder versuchen anderen Mitgliedern die Stimmung zu verderben. Manchmal erzählen sie anderen, dass sie depressiv sind. Auch wenn eine Depression eine ernstzunehmende Krankheit ist, ist es oft nicht leicht zu erkennen, ob jemand einfach nur Aufmerksamkeit sucht oder es ihm wirklich nicht gut geht.

Du kannst anhand folgender Warnzeichen prüfen, ob ein Nutzer tatsächlich depressiv sein könnte:

  • Sie weisen häufig darauf hin, wie schlecht es ihnen doch geht. Sie sorgen dafür, dass es wirklich jeder mitbekommt.
  • Sie nehmen keine oder nur schwer Hilfe an oder glauben, dass man ihnen erst gar nicht helfen könne und dies nutzlos ist.
  • Sie zwingen andere dazu ihnen zuzuhören oder mit ihnen befreundet zu sein, indem sie drohen sich selbst zu verletzen oder gar zu töten.

Natürlich ist es für die Betroffenen gut, wenn sie Unterstützung erhalten. Das ist auch extrem wichtig! Nur leiden darunter meist dann auch die, die dem jeweiligen Nutzer versuchen zu helfen. Daher ist es wichtig, dass du zunächst versuchst auf die Person zuzugehen und ihr mitzuteilen, dass sie nicht in Schwierigkeiten ist, sondern einfach professionelle Unterstützung braucht, die eine Discord-Community nicht bieten kann. Schütze dich selbst!

Sofern jemand Selbstmordgedanken äußert, verbringe bitte etwas Zeit mit ihm (beispielsweise in einem Ticket) und kontaktiere währenddessen Discord und/oder die örtlichen Behörden (solltest du bspw. seinen richtigen Namen oder die Adresse kennen).

Zusammenfassung

Es ist nicht einfach Sorge dafür zu tragen, dass seine Community gesund wächst und gedeiht. Gerade wenn man neu auf dem Gebiet ist, gilt es eine Menge zu lernen. Doch das ist auch überhaupt nicht schlimm. Allein die Tatsache, dass du diesen Artikel gelesen hast, beweist doch, dass du nach Wegen Ausschau hältst, deine Gemeinschaft zu einem Ort zum Wohlfühlen und Verweilen zu entwickeln.

Eine persönliche Notiz

Ich bin seit vielen Jahren aktiv in den verschiedensten Communitys vertreten. Neben all den oben erwähnten Tipps und Tricks ist und war es für mich essenziell wichtig, mich mit Gleichgesinnten zu vernetzen um mich mit ihnen über eben solche Themen austauschen zu können. Etwas besseres konnte mir nicht passieren, als das ich mittlerweile auf ein Netzwerk dutzender, erfahrener Moderatoren & Administratoren zurückgreifen kann. Gerne lade ich dich ein, dich ebenfalls mit uns zu vernetzen. Nur durch einen aktiven Meinungsaustausch & konstruktives Feedback kann man sich weiterentwickeln. Wer still und leise sein eigenes Süppchen kocht, der wird immer hintenanstehen.

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