Self Care - Auf sich achten

Lukas
ModHQ
Published in
5 min readJun 17, 2021

Die Moderation einer Community ist eine wichtige Aufgabe, welche jedoch auch viel Energie kosten kann. Besonders dann, wenn sensible Themen wie Suizid, Doxing oder Mobbing auf die Tagesordnung treten. Der Moderator leistet einen wichtigen Beitrag für den Erhalt einer gesunden Gemeinschaft, indem er sich jener Themen annimmt und dafür sorgt, dass die Kommunikation der Nutzer untereinander in geordneten Bahnen verläuft.

Damit du dich selbst nicht vergisst, während du im Netz aktiv bist und wir alle auch langfristig für unsere Communitys aktiv sein können, haben wir ein paar Tipps gesammelt, die dir helfen sollen, dich auch langfristig wohlzufühlen beim Moderieren.

1. Beobachte dich selbst und akzeptiere deine eigenen Grenzen

Wichtig bei allen folgenden Tipps ist, dich selbst im Auge zu behalten. Stellt sich ein zunehmend mieses Bauchgefühl ein? Fängst du an, langsam an der Menschheit zu zweifeln? Möchtest du am liebsten den Laptop zuklappen und dich verkriechen? Achte auf solche Signale und akzeptiere, wenn es dir zu viel wird. Es ist dann auch egal, ob der Punkt nach drei Stunden oder drei Minuten erreicht ist. Gönn’ dir dann eine Auszeit. Mit etwas Abstand und etwas Luft holen kannst du entspannt weitermachen, wenn und wann du das möchtest.

2. Mach’ mal Pause

Wenn man im Netz aktiv ist, dann gehen die Stunden schnell dahin. Achte mal darauf, wie viel du am Stück normalerweise aktiv moderieren kannst und gut wegsteckst und ab welcher Dauer du eine Pause brauchst. Die Anzeichen aus Punkt 1 können dir dabei helfen. Wenn du merkst, dass du selbst schwer ein Ende findest, kannst du auch feste Pausen festlegen. Ein Alarm auf dem Handy kann dabei helfen, diese auch wirklich einzuhalten.

3. Such’ dir Ausgleich

Wenn wir lange diskutieren und Chats moderieren bekommen wir eine ganze Menge Abgründe zu sehen. Wir lesen stundenlang hasserfüllte, verletzende, manchmal verängstigende Kommentare. Es ist wichtig, diesen Müll auch im eigenen Kopf auszugleichen: verbringe deine Zeit nicht nur in den anstrengenden Chatkanälen, sondern achte darauf, einen positiven Ausgleich zu finden. Im Internet kann die Welt schnell aussehen, als stünde sie in Flammen. Das löst Angst und Frust aus und tut dir auf Dauer nicht gut. Zeig dir selbst bewusst auch die schönen Seiten, das lädt deinen Akku wieder auf. Sport, Natur, Freunde, Familie, ein gutes Buch, Yoga, Meditation oder irgendwas Albernes, was dich zum Lachen bringt, können alles Dinge sein, die dir den Abstand geben, den du brauchst. Achte darauf, dass du davon regelmäßig genug bekommst. Du wirst merken, wie gut das deiner Stimmung tut.

4. Sprich’ mit anderen

Wie bei allen Dingen, die uns vor Herausforderungen stellen, gilt: Rede darüber! Beim Reden ordnen wir Dinge nochmal für uns neu und können sie leichter loslassen, wir bekommen hilfreiche Tipps oder einfach ein offenes Ohr und Unterstützung. Auf unserem Moderatoren HQ findet sich auch immer jemand, der dich nach einem harten Gespräch wieder etwas aufmuntern kann. Hol dir diese Unterstützung aktiv! Uns allen geht es ähnlich: Manchmal wird es einfach zu viel und dann wirken ein offenes Ohr und ein flacher Wortwitz manchmal Wunder.

5. Du bist nicht alleine verantwortlich, die Welt zu retten

Wir engagieren uns hier in den verschiedensten Gemeinschaften, welche mitunter tausende von Nutzern haben. Die daraus resultierende Stellung als Moderator kann mitunter einen ziemlichen Handlungsdruck erzeugen: Es gibt so viele Baustellen gleichzeitig und scheinbar gibt es immer was zu tun. Das Internet macht keinen Feierabend, auch wenn man selbst wirklich mal wieder Schlaf brauchen würde. Das kann dazu führen, dass es einem schwerfällt loszulassen und einfach mal abzuschalten. Mach dir an dieser Stelle immer wieder bewusst, dass du hier Teil eines Teams bist. Du bist nicht alleine verantwortlich dafür, den Trollen die Stirn zu bieten. Lass die anderen auch mal ran und schlaf dich aus.

6. Reflektiere deine Ansprüche daran, wie du eine Situation löst

Denk mal drüber nach, was du von dir selbst erwartest. Musst du jeden Nutzer zufrieden stellen? Mit Rhetorik glänzen und alle begeistern? Oder reicht es vielleicht auch, wenn du einen Impuls in eine sachliche, konstruktive Richtung gegeben oder die Situation erstmal durch eine klare Kannte gelöst hast? Die Sache mit den Erwartungen ist die: hohe Erwartungen sind schwer zu erfüllen. Insbesondere, wenn viele Einflussfaktoren in der jeweiligen Situation gar nicht in deiner Macht liegen. Wer weiß, welcher Dickschädel auf der anderen Seite vor seinem Bildschirm sitzt, den kein Mensch jemals zur Vernunft bringen könnte? Wiederholt enttäuschte Erwartungen an sich selbst können ganz schön frustrieren. Setz’ dir lieber einfache Ziele, mit denen du einen positiven Beitrag leisten kannst, die aber auch erreichbar sind. Wenn du beispielsweise in eine völlig unsachliche Diskussion schon einen sachlichen Impuls reingegeben hast um sie zurück in die richtige Richtung zu lenken, dann hat sich das Gespräch schon ein bisschen verbessert. Und du weißt nie, wer schweigend mitliest und durch dich ebenfalls zum Nachdenken angeregt wird. Außerdem: Sei dir bewusst, dass du jederzeit klare Grenzen setzen kannst. Du musst dich dafür dann auch nicht immer vollumfänglich erklären. Wenn dir das schwerfällt, kannst du andere aus dem Team bitten, dich zu unterstützen oder abzulösen.

Symbolbild | Photo by Markus Spiske

7. Kontrolle behalten

Es ist sinnvoll, selbst zu entscheiden, wann du dich mit der Moderation beschäftigen möchtest und wann nicht. Wenn du z.B. merkst, dass du Benachrichtigungen auf dem Handy schwer widerstehen kannst, auch wenn du eigentlich gerade ganz was anderes machen wolltest, kann es helfen, diese einfach abzuschalten. Vielleicht macht es Sinn, sich bewusst Zeit für die Moderation zu nehmen, dann mit dem Laptop konzentriert in die Chats zu gehen und danach das Thema auch wieder abzuschließen und den Laptop abzuschalten. So wirst du nicht zwischendurch vom Handy überfallen und behältst selbst die Kontrolle, wann du dich dem Thema aussetzen möchtest und wann nicht. Du bist kein Bot und muss auch nicht „24/7“ online sein!

8. Mach dir bewusst, mit wem du sprichst

Du kommunizierst mit Fremden, die dich weder persönlich kennen, noch unbedingt an sich selbst den Anspruch stellen, respektvoll, fair oder auch nur faktenbasiert zu diskutieren. Manche Leute werden an dir bestimmte Labels suchen (Geschlecht, Bildungsstand, politische Gesinnung), nur um dich damit zu diskreditieren. Lass dich davon nicht einschüchtern, sondern versuche, diese Dinge nicht persönlich zu nehmen. Es macht auch Sinn, sich genau anzuschauen, mit wem man ein Gespräch suchen sollte und mit wem nicht. Während mit normalen Nutzern mit anderen Ansichten wertvolle Gespräche entstehen können, sieht das bei Hardcoretrollen natürlich anders aus. Überleg dir, wo du deine Energie investieren willst und wo nicht. Manchmal ist es einfach das Beste den Bannhammer zu schwinden.

Wenn es mal wieder alles zu viel wird, dann denk daran: Du kannst dich jederzeit zurückziehen oder dir Hilfe und Unterstützung holen.

Praktische Tipps vom Moderatoren HQ

Das machen andere Servermitglieder, um im Moderationsalltag gut auf sich zu achten. Vielleicht ist für dich was dabei?

  • Nur zu bestimmten Zeiten moderieren
  • spazieren gehen
  • niedliche Tierbilder anschauen (/r/eyebleach)
  • ab und zu mal Pause machen, wenn es einem zu viel wird
  • miteinander reden
  • Kaffee trinken
  • Sport machen
  • Musik hören
  • Nicht sofort antworten, wenn man merkt, es wurde ein wunder Punkt getroffen, sondern Distanz zwischen sich und der Situation schaffen
  • schöne Dinge zwischendurch machen
  • Herzen schicken

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