Nicht nur Home of Hobos: Malefiz

MU_Redaktion
Münster Urban
Published in
3 min readJun 30, 2017

Ausgabe #3 | 13. September 2016

Seit über 35 Jahren in Münster erfolgreich — der Malefiz-Shop an der Rothenburg 45 ist kleinteilig und liegt (nur durch einen unscheinbaren Gang erreichbar) eher verborgen. Er ist ein einzigartiger Klassiker.

Aus dem Studium (und vielleicht auch aus einer Laune?) heraus übernahm Ferdinand von ­Haeseler, damals noch an der Schützenstraße, einen Hippie­laden mit Räucherstäbchen, orientalischen Stoffen und Workerboots. Gemeinsam mit Christel Bunnefeld, die heute Geschäftsführerin und Teilhaberin von Malefiz ist, entwickelte er das Store-Konzept Jahr für Jahr (Pardon: Jahrzehnt für Jahrzehnt) weiter. Gemeinsam mit der nächsten Generation (etwa Ferdinands Tochter Valentina und Christels Tochter Sophia) führen sie das Erfolgs­rezept jetzt in die Zukunft.

Räucherstäbchen gibt es hier schon lange nicht mehr, auch keine Orientstoffe. Stattdessen: handverlesene, oft nachhaltig arbeitende Labels für Frauen und Männer, vom Schiesser-Revival-­Feinripp-Top über lässige Drykorn-Lederwesten bis hin zu den einzigartig bequemen One-­Piece-Originalen — bei Malefiz übrigens exklusiv für Münster!

Hobo Charlys — Unverwechselbare Form, unzählige Varianten: echte Individualisten.

Christel Bunnefeld ist stets auf der Suche nach kleinen Newcomer-Brands. Frei vom All­täglichen und Uniformgleichen — Malefiz-Mode überrascht im Detail und macht Spaß in ihrer Gesamtheit. Zwanglos — die gewisse Freiheit, die als Klammer für alle Kollektionsstücke gilt, beschreibt auch den Besuch im Store sehr gut: drei kleine Räume und ein winziger Innenhof — irgendwie kann man an jeder Ecke um eine weitere schauen. Shoppen mit Aufenthaltsqualität und Stöber­faktor. Einfach mal treiben lassen! Und dabei bitte auch auf die Ausstattung achten. Kron­leuchter aus lauter funkelnden Kristallherzen (für Ma­lefiz produziert), ein Ledersofa in Form eines über­dimensionalen Kussmundes (etwas ­abgerockt und mit echten Gebrauchsspuren), hölzerne Kamel­köpfe als Regalteile, ein knarrender Friseurstuhl längst vergangener Salonzeiten — das Be­rührenwollen der Ausstattung passt zu dem der Ware: Superweiche Sweater möchten dringend an­gefasst, top geschnittene Kleider einfach mal anprobiert werden. Auch an Exotika wie wilden Mustern und crazy Details fehlt es nicht: Das könnte ein Grund sein, warum Musiker und Schauspieler sich hier häufig das Tüpfelchen auf dem i ihrer Outfits aussuchen.

Home of Hobos

Absolutes Herzstück bei Malefiz sind aber die Schuhe. Und hier vor allem die Hobo Shoes, die Ferdinand von Haeseler Modell für Modell selbst entwirft und aus hochwertigem Leder im eigenen Werk in Portugal fertigen lässt. Ein kleines Team produziert hier über 100 Schuh-, Stiefeletten- und Stiefelmodelle, die auf Namen wie Lizzy, Charly und Sir John getauft sind. Unzählige Handgriffe, sorgsam gefertigt: 40.000 Paar verlassen pro Jahr das Werk, das 20 portugiesische Familien ernährt. Ferdinand von Haeseler ist oft vor Ort, der per­sönliche Kontakt zu seinen schuhverliebten Mitarbeitern in dem kleinen Dorf im Norden von ­Lissabon ist ihm sehr wichtig. Hier entstehen langlebige Schuhklassiker mit Format und auch mal mit Kick — etwa als kleinere Charge in Feuerrot oder mit knatschgrünem Ziegenfellschaft. Das ist Kult mit vielen Fans, die ihre Lieblings­schuhe inzwischen auch in verschiedenen Social-Media-Kanälen unter dem Motto Walk like a Hobo feiern.

Malefiz

Rothenburg 45, 48143 Münster | Telefon 0251 44112
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 10–19 Uhr, Sa. 10–18 Uhr

Text: Britta Heithoff | Fotos: Peter Leßmann/ Malefiz-Archiv

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