Spratly Konflikt — China vs USA: Kanonenbootpolitik oder Akt der Freiheit der Meere?

Gerald Hensel
Neue Bellona
Published in
3 min readOct 29, 2015

--

Nur damit mit keiner sagen kann, dass ich eine potenziell total gefährliche Krisenregion nicht ausreichend in Neue Bellona gewürdigt habe. Heute geht es um ein Thema, dessen hochaktuelle Brisanz an den meisten Deutschen komplett — aber mal so richtig-vorbeigegangen ist: der gerade relativ gefährlich werdende Konflikt um die Spratly Inseln, brought to you by Amerika und China.

Um was geht es eigentlich?

Wer auf die Weltkarte guckt und nach den winzigen Spratly-Inseln sucht, wird festellen, dass die paar Felsen irgendwo zwischen den Philippinen, Vietnam und Malaysia liegen. China wirkt, als wenn es nicht nur ein ganzes Stück entfernt sei.

Das Problem an den Spratlys ist schnell erklärt: irgendwo in dieser Region wird relativ viel Öl und Gas vermutet, das noch nicht gefunden ist. Naheliegender Weise versuchen die Anlieger dieser Inseln nun also die Region sich selbst einzuverleiben.

Insgesamt sechs Staaten streiten seit Jahren um die Hoheit über die knapp 100 Atolle, Riffe und Inselchen — darunter die Republik China (Taiwan), Vietnam und die Volksrepublik China, Brunei, die Philippinen und Malaysia. Bis auf Brunei hat jeder der eben genannten Staaten mindestens eine Insel in der Region besetzt.

China baut sich seine Inseln selber

Der Konflikt um die Spratlys schwelt schon seit Jahren und hat schon seit Jahren das Zeug, ein mittelgroßer militärischer Konflikt zwischen mehreren der eben genannten Parteien zu werden — und das unter Einbeziehung Amerikas, das zum Beispiel die Philippinen gegenüber China mit Waffen und politischem Support bedenkt.

Besonders ungewöhnlich: im Kampf um die Hoheit in der Region wendet die energiehungrige Großmacht China neue Methoden an. So besetzt China einzelne Riffe und baut sie zu Inseln aus. Das Fiery Cross Reef — ein kleines Riff-wurde durch Transport von Erde, Baumaterial und viel Sand zu einer echten Insel ausgebaut, die mittlerweile einen relativ großen Flugplatz beherbergt.

Das Fiery Cross Reef. Eine frisch aufgeschüttete Luftwaffenbasis in der Südchinesischen See.

Chinas perfider Plan geht aber noch weiter. So hat das Land angefangen, diese selbstaufgebauten Inseln zu chinesischem Hoheitsgebiet zu erklären. Das bedeutet: das — nähme man es für bare Münze-dürften 12km um diese DIY-Insel keine Schiffe mehr ohne Erlaubnis Chinas fahren. Das ist dann quasi Staatsgebiet.

Auftritt USA

Sicherheitspolitik ist ja dann doch in vielen Bereichen ein sehr archaischer Akt. So hat ein Staat nur dann Souveränität auf seinem Staatsgebiet, wenn andere diese Souveränität freiwillig anerkennen — siehe Ostukraine.

Um genau diesen Präzedenzfall Chinas nicht durchgehen zu lassen, hat die US Marine gestern die erste, mit Spannung erwartete “Freedom of Navigation”-Operation in ebenjener 12 Meilen Zone durchgeführt. Dabei wurde bewusst der Zerstörer USS Lassen (unten links) durch die von China reklamierte 12 Meilen Zone gefahren.

Ein gefährlicher und provokanter Akt. Aber auch ein Akt, der verhindern soll, dass ein Fall von Präzedenzrecht entsteht, der in dieser hochkomplexen Ecke Welt für sehr viel Unruhe sorgen wird.

Chinesische Medien zeigten sich empört. So kommentierte das Chinesische Außenministerium:

“If any country thinks that, through some gimmicks, they will be able to interfere with or even prevent China from engaging in reasonable, legitimate and legal activities in its own territories, I want to suggest those countries give up such fantasy,” ministry spokesman Lu Kang said.

“In fact, if relevant parties insist on creating tensions in the region and making trouble out of nothing, it may force China to draw the conclusion that we need to strengthen and hasten the buildup of our relevant capabilities. I advise the U.S. not to create such a self-fulfilling prophecy.”

Die USS Lassen wird auch weiterhin in von China geclaimtes Territorium eindringen, wie das US Verteidigungsministerium heute anmerkte.

Viel Stoff also, um echten Ärger in naher Zukunft zu verursachen.

--

--

Gerald Hensel
Neue Bellona

Neu-Hamburger, Politologe und Sicherheits-/Geschichtsfreak. Hier nur privat. Beruflich: Co-Gründer und GF bei superspring Marketing Consulting.