Nachhaltige Geldanlage: 5 Tipps für Anfänger*innen

Banken und Versicherungen unterstützen mit unserem Geld Unternehmen, die unsere Zukunft zerstören. Um das zu verhindern, müssen wir lernen, verantwortungsvoll anzulegen.

Neue Narrative
Neue Narrative
6 min readMay 13, 2019

--

von Louka Goetzke

Illustration: Kimberly Gätjens

„Dein Geld ist mächtig genug, um die Welt besser zu machen“, lautet der aktuelle Werbeslogan der Triodos Bank. Die GLS Bank, Deutschlands älteste ethische Bank, wirbt damit, dass sie die „Zukunft unserer Gesellschaft finanziert“. Diese Kampagnen sind Teil einer Bewegung, die zu einem bewussteren Umgang mit der eigenen Finanzkraft ermutigen will. Ihr Grundgedanke: Für einen Wandel in der Gesellschaft müssen auch die Geldströme umgelenkt werden.

Wo und wie unser Geld wirkt, entscheidet sich nämlich nicht nur, wenn wir es dazu nutzen, etwas zu konsumieren, sondern auch, wenn wir es anderen zur Verfügung stellen. Unsere Wirtschaft basiert darauf, dass alle sich ständig gegenseitig etwas leihen. Banken und Versicherungen bringen unser Geld in Umlauf, indem sie es an große Unternehmen geben.

Hartnäckig halten sich dabei zwei Mythen. Erstens: Es sei sinnvoll, Investor*innen darüber entscheiden zu lassen, welche Innovationen und Unternehmen Geld bekommen, um sie beim Wachstum zu unterstützen. Zweitens: Geld müsse sich vermehren. Dabei kann Geld so viel mehr als das! Wer weder die Rüstungsindustrie noch Kinderarbeit oder klimaschädliche Kohlekraftwerke unterstützen will, muss sich fragen: Bei welcher Bank liegt mein Geld, an wen vergibt sie Kredite, worin investiert meine Versicherung?

Nachhaltig investieren — wie soll das gehen?

Jede*r kann nachhaltig investieren. Inzwischen gibt es für alle Anlageformen nachhaltige Alternativen, von der Altersvorsorge über Sparanlagen bis hin zu Investmentfonds. Über die Jahre haben sich eine Menge Ratings, Guides und Zertifikate angesammelt, die alternative Anlagen bewerten. Was als nachhaltig, ethisch oder klimafreundlich ausgezeichnet werden darf, ist allerdings nicht gesetzlich geregelt. Es gibt keine Mindeststandards. Wichtig ist es deswegen, genau hinzuschauen, auf welchen Kriterien die jeweilige Bewertung fußt und welche konkrete nachhaltige Anlagestrategie verfolgt wird.

Die Deutsche Bank und andere herkömmliche Institute fördern durch große Investitionen klimaschädliche Industrien. Genauso tragen Versicherungen, Rentenfonds und öffentliche Institutionen durch Investitionen in fossile Energien zur Zerstörung der Lebensgrundlage ihrer Kund*innen bei.

Wenn beispielsweise Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit nach dem Best-in-Class-Prinzip nur im Branchenvergleich bewertet werden, steht in der Ölindustrie trotzdem ein Mineralölunternehmen ganz oben auf der Liste. Auch gibt es Ansätze, die Investitionen in Unternehmen als nachhaltig labeln, sobald ein bestimmter Prozentsatz des Umsatzes aus erneuerbaren Energien stammt — auch wenn das Unternehmen immer noch große Gewinne über die Ausbeutung fossiler Brennstoffe einfährt. Genauso werben konventionelle Banken mit nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten, schließen aber solche in die Kohle-, Öl- oder Atomindustrie nicht aus.

Frag, woher die Zinsen kommen!

Wer etwas anlegt, möchte eine Rendite. Doch je höher das Renditeversprechen, desto größer ist gleichzeitig das Verlustrisiko. Das gilt auch für Geldanlagen, die damit werben, ethisch-ökologisch zu sein. Es lohnt sich daher, zu fragen, wie die Zinsen erwirtschaftet werden. Unternehmen, die sich nachhaltigen Zielen verschrieben haben und mit hohen Renditezielen werben, sollten erst einmal stutzig machen.

Waldinvestments beispielsweise locken Anleger*innen mit Renditeversprechen von mehr als zehn Prozent. Das Geld fließt zwar in Bäume, die aber nicht nachvollziehbar nachhaltig gewirtschaftet werden, sondern oft in ärmeren Ländern mit großen Plantagen lokale Strukturen verdrängen. Und bei einem Brand oder wenn der Wald von Schädlingen befallen wird, droht ein Komplettverlust, denn eine Einlagensicherung gibt es nicht.

Mit Divestment für den Klimaschutz

Die Deutsche Bank und andere herkömmliche Institute fördern durch große Investitionen klimaschädliche Industrien. Genauso tragen Versicherungen, Rentenfonds und öffentliche Institutionen durch Investitionen in fossile Energien zur Zerstörung der Lebensgrundlage ihrer Kund*innen bei. Eine Studie des Climate Accountability Institutes zeigt, dass gerade einmal 90 Unternehmen für gut zwei Drittel der globalen Emissionen verantwortlich sind.

Illustration: Kimberly Gätjens

Divestment ist eine Gegenbewegung dazu. Sie setzt daran an, aus jenen Aktien und Anleihen Mittel abzuziehen, die fossile Energiegewinnung unterstützen. Nun ist es allerdings so, dass der Großteil der Aktien von institutionellen Investor*innen wie Fidelity Investments oder BlackRock gehalten wird, die allein nach der Vermehrung von Geld streben. Rein finanziell betrachtet wird das Divestment kleiner Anleger*innen Unternehmen, deren Geschäftsmodell primär auf fossile Energien ausgerichtet ist, also wohl nicht in den Ruin treiben. Dennoch macht Divestment einen Unterschied: Unternehmen, denen die Zukunft unseres Planeten egal ist, werden stigmatisiert und die Unverantwortlichkeit ihres Verhaltens dadurch sichtbar gemacht. Das setzt auch die Politik unter Druck, Maßnahmen zu ergreifen, die Investitionsdynamiken weg von fossilen Brennstoffen hin zu nachhaltigeren Energiequellen lenken.

5 Tipps, die dir helfen, dein Geld an der richtigen Stelle arbeiten zu lassen:

1. Informiere dich über nachhaltig orientierte Banken.

Nachhaltig orientierte Banken machen transparent, wo und wie sie investieren. Kund*innen können selbst entscheiden, was mit ihrem Geld geschieht. Laut der Global Alliance for Banking on Values, einem unabhängigen Netzwerk aus 54 ethischen Banken, investieren nachhaltige Banken fast drei Viertel ihrer Kredite in die Realwirtschaft, also in Waren und Dienstleistungen. Systemrelevante Banken — wie Großbanken genannt werden — investieren dagegen zu fast 60 Prozent in den Kapitalmarkt. Oft sind es börsennotierte Kapitalanlagen.

Bei der GLS Bank, der Ethik Bank, der UmweltBank oder der Triodos Bank bestimmen die Anleger*innen, in welche Branchen ihr Geld fließt. Aber auch bei konventionellen Banken kannst du dich nach nachhaltigen Investitionsanlagen erkundigen. Inzwischen gibt es auch dort Anlagemöglichkeiten mit besonderem Fokus auf Nachhaltigkeit. Frag einfach nach, ob und wie soziale und ökologische Aspekte bei Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden — und zieh gegebenenfalls Konsequenzen daraus.

2. Lass dich zum Thema „nachhaltige Versicherungen“ beraten.

Leider ist der Markt in Deutschland noch nicht besonders groß. Ver.de gründet deswegen gerade die erste nachhaltige Sachversicherung. Die Genossenschaft ist noch im Aufbau und bringt gerade schon nachhaltige Anleger*innen und Finanzberater*innen oder Versicherungsberater*innen mit Expertise im nachhaltigen Investment zusammen. Im ver.de- Check informieren die Berater*innen über Chancen und Risiken von nachhaltigen Geldanlagen und Versicherungen, sie analysieren die Finanzen der Anleger*innen und erstellen einen individuellen Finanzplan. Auf der Website lässt sich der Check unkompliziert buchen, das Beratungsgespräch dauert 90 Minuten und kostet einmalig 45 Euro.

3. Mach dich schlau über das Klimarisiko deines Investmentfonds.

Climetrics ist eine Plattform, die Kleinanleger*innen bei der Analyse hilft. Dafür haben die Macher*innen einen Score aus drei Komponenten entwickelt: Die Klimaverträglichkeit der Portfoliounternehmen hat mit 85 Prozent den größten Einfluss. Zusätzlich werden Statements der Vermögensverwalter*innen zum Klimawandel analysiert. Öffentliches Engagement für den Klimaschutz fließt ebenfalls in den Score ein (10 Prozent). Die verbleibenden 5 Prozent bildet die allgemeine Investitionspolitik. Verfügt ein Fonds also beispielsweise über ein Label, das die Qualität und Nachhaltigkeit der getätigten Investitionen sichert, wirkt sich das positiv aus. Der so ermittelte Score wird mit denen aller anderen untersuchten Fonds verglichen. Heraus kommt eine ganz einfache und schnell überschaubare Liste, die Investmentfonds auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 5 (gut) Pflanzenblättern bewertet.

4. Wenn du die Möglichkeit hast: Setze Impulse für eine nachhaltigere Altersvorsorge.

Leider gibt bisher nur einige wenige Anbieter*innen für eine nachhaltige Altersvorsorge. www.was-macht-mein-geld.de will das durch Divestment ändern und zeigt, wie Rücklagen fürs Alter klimafreundlicher angelegt werden können. Das Projekt setzt sich dafür ein, Geld aus klimaschädlichen Sektoren abzuziehen. So soll weniger in Unternehmen investiert werden, die fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas fördern oder verbrennen. Konkret richtet sich das Angebot an berufsständische Versorgungswerke in Deutschland. Das Projekt bietet Mitgliedern dieser Versorgungswerke die Möglichkeit, organisiert eine klimafreundliche Anlagestrategie für ihre Altersrücklagen einzufordern.

5. Überprüfe, ob du Projekte unterstützen kannst, die einen nachhaltigen Fokus setzen.

Pangaea Life beispielsweise ist eine fondsgebundene Rentenversicherung, mit der Umweltbewusste in Sachwerte investieren können, die einen direkten Beitrag zum Klimaschutz leisten — allen voran in grüne Energieerzeugung. Bisher sind zwei Windparks in Norwegen und Dänemark sowie zwei Photovoltaikparks in Portugal Teil des Investmentfonds. Der Fonds verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und prüft jedes Projekt auf seine ethischen, sozialen und ökologischen Ansprüche.

Du willst mehr Geschichten aus einer neuen Arbeitswelt lesen? Uns gibt es auch als Printmagazin. Jetzt ein Abo für nur 29 € abschließen.

--

--