Warum wir nicht mehr am Kiosk zu finden sind

Von den 5.000 Magazinen, die wir pro Ausgabe an Kioske geliefert haben, sind zuletzt 3.300 im Müll gelandet. Damit ist jetzt Schluss. Seit der letzten Ausgabe erscheinen wir nicht mehr am Kiosk. Stattdessen verschenken wir die Magazine lieber.

Neue Narrative
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3 min readSep 16, 2020

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Der typische Magazinprozess

Eine kurze, aber wichtige Information vorweg: Deutschland verbraucht pro Jahr mehr Papier als ganz Afrika und Südamerika zusammen. Dort leben etwa 20-mal so viele Menschen.

Viele Menschen denken, in Deutschland sei es längst Standard, auf Recyclingpapier zu drucken. Wer würde für ein Magazin schon Bäume fällen, wenn Recyclingpapier genauso gut aussehen kann? Leider ist die Realität aber so, dass die meisten großen deutschen Magazine vor allem billig drucken. Für ihre Produkte werden Bäume gefällt und giftige Farben zum Druck verwendet.

Pro-Kopf-Verbrauch von Papier, Karton und Pappe in kg (2018)

Das wird noch absurder, wenn man sich das Geschäft hinter den meisten Magazinen ansieht: Die Hefte werden billig und klimaschädlich hergestellt. Dann werden sie zur Hälfte mit Werbung vollgedruckt, weil die meisten Magazine vom Werbegeschäft leben. Anschließend werden sie quer durch Europa in den Einzelhandel gefahren, um vor Ort überwiegend im Müll zu landen. Von den NN-Magazinen, die die letzten Jahre an den Einzelhandel geliefert wurden, landeten über 50 Prozent im Müll. Das ist Teil des Modells: Die Händler bestellen von allem zu viel, damit ihnen die Ware nicht ausgeht. Das können sie deshalb machen, weil sie nur pro verkauftem Heft bezahlen. Die meisten Magazine verdienen am Kioskgeschäft wenig bis nichts. Sie profitieren aber von der höheren Auflage, mit der sie ihre Werbeseiten besser vermarkten können.

Die NN Kioskbilanz

Eine kleine Rechnung zur Veranschaulichung: Nehmen wir an, du kaufst ein Magazin am Kiosk. Es besteht zu 50 Prozent aus Werbung (das ist nicht ungewöhnlich) und landet zu mehr als 50 Prozent im Müll. Heißt: ¾ der Bäume, die für das Magazin gefällt werden, ¾ der Emissionen, die mit seiner Herstellung und dem Transport anfallen, entfallen alleine darauf, dass Hefte mit Werbung vollgedruckt und dann ungelesen weggeworfen werden. Nehmen wir an, dass du nun etwa 50 Prozent der werbefreien Seiten liest: Dann stehen jeder gelesenen Seite ganze sieben Seiten gegenüber, die für nichts hergestellt wurden.

Als wir ins Magazin-Geschäft eingestiegen sind, waren uns die Zahlen in dieser Brutalität nicht klar. Jetzt sind sie es. Deshalb erscheint unser Magazin seit der letzten Ausgabe nicht mehr am Kiosk.

Wir verschenken 3.300 Magazine, die sonst im Müll gelandet wären

Dass wir nicht mehr am Kiosk sind, macht uns natürlich auch traurig: Jeden Tag sind dort viele Menschen mit unserem Magazin in Kontakt gekommen, die wir ohne das Kioskgeschäft wohl niemals erreicht hätten. Um das aufzufangen starten wir jetzt eine Aktion:

Die 3.300 Magazine der Ego-Ausgabe, die sonst im Müll gelandet wären, verschenken wir an unsere Nutzer*innen. Ihr müsst nur die Versandkosten übernehmen. Besonders freuen wir uns natürlich, wenn wir Menschen erreichen, die uns noch nicht kennen.

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