Wie wir herausfinden, ob bei Ihnen eine Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung vorliegt
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Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) beginnt bei den meisten Betroffenen in der Kindheit und zeigt sich vor allem durch Probleme in den Bereichen Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität. Nach aktuellen Diagnosekriterien liegen die Symptome entweder vorwiegend unaufmerksam, hyperaktiv-impulsiv oder gemischt vor. Dies ist besonders wichtig, da die ADHS bei 20-40 % der Kinder auch im Erwachsenenalter bestehen bleibt, sich die Symptome aber manchmal verändern. Für eine sichere Diagnosestellung ist es nötig, verschiedene Informationsquellen zu nutzen: Einerseits beziehen sich die ärztlichen und psychologischen Spezialistinnen und Spezialisten dabei auf das Erleben und Berichten der Betroffenen von früher und heute, andererseits helfen Angaben von Angehörigen oder auch frühere Schulzeugnisse bei der Einschätzung, ob in der Vergangenheit und aktuell eine ADHS bestand oder besteht. Für die Gesamt-Diagnostik wird eine Vielzahl von Informationsquellen herangezogen.
Ablauf der Diagnostik
Was passiert also mit Ihnen, was müssen Sie tun, wenn Sie bei sich eine ADHS vermuten und einen Termin zur Diagnostik vereinbart haben? Welche Informationen sind wichtig? Und wie können die Untersuchenden die relevanten Daten erhalten?
Zunächst findet ein ärztliches Gespräch (1) statt, in dem Sie Ihre Beschwerden, Sorgen und Problematiken schildern können. Der Behandelnde Arzt stellt Ihnen im Rahmen dieses Gesprächs außerdem gezielte Fragen (z.B. zu Ihrer Vergangenheit). Zu diesem Termin ist es hilfreich, alte Schulzeugnisse mitzubringen. Da es zwischen einer ADHS und anderen psychischen Erkrankungen Überschneidungen gibt, (z.B. Konzentrationsprobleme, Hyperaktivität, Schwierigkeiten in der Emotionsregulation) ist es hilfreich, herauszufinden, wie lange die wahrgenommene Symptomatik bereits besteht und wie sie seitdem verläuft.
Dafür nutzen wir u.a. die Zeugnisse und zudem spezifische Fragebögen (2). Ein standardisierter Gesundheitsfragebogen kann etwa das Vorliegen von anderen psychischen Störungen, wie Depressionen oder Ängsten ausschließen. In einem anderen Fragebogen wird rückblickend nach Schwierigkeiten in der Kindheit und zudem nach heutigen Problemen in den Bereichen Unaufmerksamkeit/Gedächtnisprobleme, Hyperaktivität/motorische Unruhe, Impulsivität/ emotionale Instabilität gefragt.
Um sicherzustellen, dass mögliche bestehende Aufmerksamkeitsprobleme tatsächlich einer ADHS zuzuordnen sind, werden computerbasierte Tests (3) durchgeführt, in denen allgemeine kognitive Fähigkeiten gemessen werden. Da es sich dabei wiederum um standardisierte Tests handelt, ist es möglich, bestehende Abweichungen oder Auffälligkeiten von den Normwerten zu identifizieren. Die Symptomatik im Bereich Aufmerksamkeit kann sehr gut anhand dieser Tests erfasst und ausgewertet werden. Es werden einfache Aufgaben, wie das Verbinden von Buchstaben und Zahlen, gestellt.
Die Ergebnisse der Tests geben Hinweise auf verschiedene neuropsychologische Funktionsbereiche. Neben der Aufmerksamkeit werden Daten zu Arbeitsgedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit, kognitiver Flexibilität, Exekutivfunktionen und Daueraufmerksamkeit erhoben.
Zu guter Letzt werden auch körperliche Parameter (4) wie eine Elektroenzephalografie (EEG), die die elektrischen Aktivität im Gehirn misst, sowie verschiedene Laborwerte zur Berücksichtigung von körperlichen Auffälligkeiten im Rahmen der umfassenden ADHS-Diagnostik berücksichtigt.
Zu einem zweiten ärztlichen Gespräch wird ein Fremdbeurteilungsbogen (5) mitgebracht, in dem ein Angehöriger, der den Probanden gut kennt, die Symptomatik beurteilt. Dieser kann Zusatzinformationen liefern, denn manchmal nehmen die Angehörigen einiges mehr mit und haben einen ganz anderen Blick auf das Verhalten der Betroffenen.
Die bis hierhin aufgeführten Schritte machen die Vielfalt der gesammelten Informationen deutlich. Diese alleine stellen jedoch noch keine Diagnose dar. Sie müssen zusammengefügt werden, um ein möglichst vollständiges Bild zu ergeben. Dies geschieht durch den behandelnden Arzt / die behandelnde Ärztin, im letzten Schritt der Integration der Ergebnisse zur Diagnose (6). Durch den Behandelnden erhalten Sie daraufhin auch die Rückmeldung zu Ihren Ergebnissen sowie Hinweise zu möglichen Behandlungsangeboten.
Wir sind Experten für die Diagnostik und Behandlung von Erwachsenen mit ADHS und Autismus. Sie finden bei uns nicht nur alle sinnvollen diagnostischen Optionen, sondern auch Beratung in Medikation, psychotherapeutische Einzel- und Gruppentherapie und Hilfe bei der Organisation des Alltags durch spezielle Angebote. Mehr unter: www.npz-hamburg.de/adhs_autismus.html