Die milliardenschwere Möglichkeit, Daten zu sammeln und für die Nutzung des Internets zu bezahlen

Es sind eure Daten, warum solltet ihr nicht dafür belohnt werden?

Sascha Kubisch
Oasis Foundation German
8 min readSep 19, 2021

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Originalfassung vom 15. September 2021: Hier

Im 21. Jahrhundert sind Ihre Online-Daten wertvoller als Öl, aber Werbenetzwerke nutzen sie schon seit Jahren aus. Jedes Mal, wenn Ihr online geht oder auf einer Website auf “Akzeptieren” klickt, gebt Ihr Eure Daten preis. Sie werden gesammelt, gespeichert und analysiert, um euch gezielt mit “personalisierter” Werbung anzusprechen. Manchmal werden sie sogar ohne euer Wissen an Dritte verkauft! Bei jährlichen Werbeeinnahmen von fast 140 Milliarden Dollar [1] solltet ihr da nicht die Möglichkeit haben zu bestimmen, was mit euren Daten geschieht? Solltet ihr nicht die Möglichkeit haben, sie zu gewinnbringend zu nutzen, anstatt dass eure Daten in die Taschen der großen Datenkonzerne fließen?

Das Internet ist nicht kostenlos

Man mag denken, dass das Surfen im World Wide Web nichts kostet, aber das ist ein Irrtum. Denkt an all die Informationen, die ihr jeden Tag ins Internet stellt, entweder auf eurem Laptop oder über Apps auf eurem Handy:

  • All die persönlichen Informationen, die ihr in den sozialen Medien preisgebt.
  • Habt ihr eine Smartwatch oder FitBit? Alle Gesundheitsdaten werden gesammelt, um sie zu analysieren und zu nutzen
  • Hand hoch, wenn ihr Cookies auf einer Website akzeptiert, weil es einfacher ist, als sich mühsam durchzuarbeiten und jeden einzelnen “Anbieter” abzulehnen?

Und all diese “kostenlose” Datenerfassung geschieht, weil wir sie zulassen!

Das Problem mit den Daten

Auf der Techonomy-Konferenz im Jahr 2010 sagte der damalige Google-CEO Eric Schmidt: “Alle zwei Tage erzeugen wir heute so viele Daten wie seit Beginn der Zivilisation bis zum Jahr 2003. Das sind etwa fünf Exabyte an Daten.”

Nur zehn Jahre später, im DOMO-Bericht “Data Never Sleeps 8.0” [2] aus dem Jahr 2020, wurde festgestellt, dass das Internet 59 % der Weltbevölkerung, d. h. 4,57 Milliarden Menschen, erreicht, und in einem Artikel auf 16Best.net [3] wurde festgestellt, dass jeder Mensch im Jahr 2020 jede Sekunde 1,7 MB an Daten erzeugt. Das sind eine Menge Daten! Tatsächlich sagte das Weltwirtschaftsforum [4] im Jahr 2019 voraus, dass es im Jahr 2020 40 Mal mehr Bytes geben könnte als Sterne im beobachtbaren Universum!

Es gibt jedoch zwei Probleme, mit denen Forscher, die Daten analysieren möchten, konfrontiert werden, wenn sie über Drittanbieter angebotene persönliche Daten kaufen: Datenschutz und Qualität. Die derzeitigen zentralen Marktplätze handeln Daten ohne die Zustimmung oder das Wissen des Dateneigentümers, und daher ist die Qualität der gelieferten Daten im Allgemeinen schlecht und ungenau. Diese zentralisierten Computer können auch anfällig für Angriffe sein.

Aber es gibt noch eine dunklere Seite der Datennutzung. Berichten zufolge wurden Daten genutzt, um die Medien zu manipulieren und damit die Ergebnisse von Wahlen zu beeinflussen. Es gab auch Vorfälle, bei denen die Sicherheit verletzt wurde und Daten im Dark Web verkauft wurden.

Daten sind wertvoll, aber nur für die Unternehmen, die sie nutzen!

Im Jahr 2020 werden sich die jährlichen Einnahmen aus Werbung auf etwa 140 Milliarden Dollar belaufen. Selbst während der Pandemie gab es laut einem Bericht von Marketing Dive [5] in allen Bereichen der digitalen Medienwerbung einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.

Digital Video verzeichnete das größte Wachstum mit einem Anstieg von 21 % auf 21,6 Milliarden Dollar, während die Werbeeinnahmen in den sozialen Medien um 16 % auf 41,5 Milliarden Dollar stiegen und damit 30 % aller Einnahmen ausmachten.

Doch wohin ist all das Geld, das mit unseren Daten verdient wurde geflossen? Zurück in die Kassen der großen Tech-Unternehmen, dorthin!

Wie Apple iOS14 die Dinge aus dem Ruder laufen ließ

Mit den letzten Aktualisierungen von Apple iOS 14 wurde die Art und Weise, wie Daten auf Apple-Geräten gespeichert und verwendet werden, grundlegend geändert. Es wurde nicht nur die Anzahl der Tage, die Cookies gespeichert werden können reduziert, sondern auch eine datenschutzfreundliche Funktion eingeführt. Das bedeutet, dass die Nutzer der Datenverfolgung bewusst zustimmen müssen und nicht mehr wie bisher nur die Möglichkeit haben, sie abzulehnen.

Diese Aktualisierungen geben den Nutzern die Kontrolle darüber zurück, welche Anwendungen und Websites sie tracken können. Außerdem sind die Mechanismen für das Ad-Targeting und die Nachverfolgung von Nutzern nun um bis zu 80 % weniger effektiv.

Auch Google nimmt Änderungen an seinen Datenschutzplänen vor. Das Unternehmen hat angekündigt, dass der Chrome-Browser ab Ende 2022 keine Cookies von Drittanbietern mehr unterstützen wird, und beabsichtigt, das Behavioural Targeting zu beenden.

Eine neue Bewegung für Internetdaten

Wir werden nicht plötzlich aufhören, unsere Geräte zu benutzen, und zu den “guten alten Zeiten” zurückkehren, also werden Daten und ihre Nutzung bleiben. Wir glauben jedoch, dass der Schutz der Privatsphäre und das Eigentum an unseren digitalen Daten ein Konzept ist, das sich im nächsten Jahrzehnt durchsetzen wird.

Um effektiv zu bleiben und uns weiterhin die kostenlosen Dienste anbieten zu können, die wir tagtäglich so gerne nutzen, brauchen die Werbenetzwerke eine Art Rettungsanker. Aber es muss ein solcher sein, der die Nutzer fair für ihre Daten entlohnt, anstatt dass die großen Tech-Unternehmen auf unfaire Weise von der Ausbeutung der Daten ihrer Nutzer profitieren.

Diese neue Bewegung ist bereits im Gange.

In den letzten Jahren haben mehrere Unternehmen damit begonnen, die Nutzer für ihre Daten zu bezahlen, darunter:

Gener8

Ein Webbrowser, der sich derzeit noch in der Beta-Phase befindet und bei dem man entscheiden kann, ob man seine Daten privat halten will oder nicht. Wenn man das nicht tut, wird man mit maximal 10 Punkten pro Tag belohnt. Auf der Website heißt es dazu: “Die Punkte sammeln sich in Ihrem Konto an, bis Sie sie für exklusive Angebote, technische Produkte, Geschenkkarten oder Spenden für wohltätige Zwecke einlösen können.”

Brave-Browser

Brave ist ein weiterer Webbrowser, der den Datenschutz ernst nimmt und ein schnelleres Surfen ermöglicht, indem er die Werbung entfernt, sofern kein Einverständnis erteilt wurde. In diesem Fall erhält man Basic Attention Tokens, die man online ausgeben oder sich am Ende des Monats in bar auszahlen lassen kann.

Digi.me

Eine Technologieplattform, die es Nutzern leicht macht, ihre eigenen Daten zu sammeln und sie in einer privaten, sicheren, dezentralen Bibliothek zu speichern. Apps und Unternehmen können dann beantragen, diese Daten im Austausch gegen Belohnungen jeglicher Art zu nutzen.

UBDI

UBDI steht für Universal Basic Data Income. Auf der Website heißt es: “hilft es Menschen, Geld zu verdienen, indem sie anonyme Erkenntnisse aus ihren Daten teilen, die Unternehmen für die Marktforschung benötigen. Wir verwenden private Sharing-Technologie, um sicherzustellen, dass nur aggregierte, anonymisierte Informationen von Mitgliedern verwendet werden.”

Ein faireres Internet ist unvermeidlich, und wir glauben, dass das Oasis Network ein wichtiger Teil dieser neuen Bewegung sein wird.

Wie man sieht, gibt es einige großartige Unternehmen, die Wellen schlagen, um den Datenbesitzern die Macht zurückzugeben. Sie alle bewegen sich in die richtige Richtung und nutzen die derzeit verfügbare Technologie.

Aber will man wirklich auf einen anderen Browser umsteigen, nur um Werbung zu vermeiden?

Wie wird sich dies auf die kleinen Unternehmen auswirken, die wirklich durch gezielte Werbung wachsen?

Schneiden wir den Unternehmern wichtige Lebensadern ab, indem wir zu einer Technologie übergehen, die gezielte Werbung zugunsten des Datenschutzes einschränkt?

Die gute Nachricht ist, dass es einen anderen Weg gibt, dieses Problem zu lösen. Eine Lösung, die allen hilft: dem Nutzer, dem Unternehmer und dem Werbenetzwerk, und die alle Seiten gleichermaßen für ihren Beitrag und ihre Beteiligung belohnt. Das Wachstum der Nutzerzahlen auf Brave und Gener8 beweist, dass die Belohnung der Nutzer für die Anzeige von Werbung ein akzeptabler Grund für die Akzeptanz von Tracking ist.

Das Oasis Network

Im Oasis Network sind Daten-Tokenisierung und datenschutzfreundliche Berechnungsfunktionen integriert. Dies ist wichtig, da es zwei Dinge ermöglicht:

  • Die Nutzer können Datenquellen verbinden und hochladen (man denke an ein Profil in der App, Internetnutzung, Finanzen, Fitness, soziale Gewohnheiten und Standortdaten) und die Daten als Token im Netzwerk verkaufen.
  • Die Datenkäufer können analysieren, ob diese Token für sie wertvoll sind oder nicht, Preise festlegen und für die Nutzung bezahlen. Und das Beste daran ist, dass dies möglich ist, ohne dass die personenbezogenen Daten jemals an irgendjemanden weitergegeben werden.

Ein solcher Anwendungsfall würde bedeuten, dass die Nutzer dafür bezahlt werden, dass sie ihr genaues Datenprofil mit Käufern, die danach suchen, teilen. Die Daten würden niemals in einer zentralisierten Datenbank gespeichert, die anfällig für Angriffe wäre, und, was noch wichtiger ist, sie würden niemals jemandem offenbart werden. Die Nutzer hätten jederzeit die volle Kontrolle und Sichtbarkeit darüber, wer ihre Daten verwendet und wofür sie verwendet werden. Der Daten-Token, also der eigene Daten-Token, würde sich in der Wallet befinden, in der eigenen Obhut. Genau wie ein NFT würden auch die Daten dort liegen. Sie werden von den Käufern, denen ihr zustimmt, verschlüsselt geliefert und ihr erhaltet dafür eine Vergütung.

Die datenschutzfreundliche Technologie wird für die Werbeindustrie bahnbrechend sein, denn sie würde bedeuten, dass Datenquellen, die bisher für die Analyse und gezielte Ausrichtung von Werbealgorithmen tabu waren, verfügbar werden könnten. Der Verlauf von Kreditkartentransaktionen, Gesundheits- und Fitnessdaten sowie die Gewohnheiten beim Online-Musik- und Unterhaltungsstreaming könnten zusätzliche Layer für die Personalisierung bilden, die Unternehmen helfen, erfolgreicher zu werben. Wenn man sich als Nutzer dazu entschließt, diesen zusätzlichen Layer an Daten hinzuzufügen, könnte dies auch den Wert des eigenen Daten-Tokens erhöhen und zu mehr Einkommen und Vergütung führen.

Das klingt nach einem Gewinn für alle, nicht wahr?

Das Potential dazu hat es auf jeden Fall:

  • Internetnutzer: Werden für die Weitergabe ihrer Daten bezahlt, um im Gegenzug gezielte Werbung zu ermöglichen
  • Unternehmen: Bessere Genauigkeit der Zielgruppendaten wird Werbung effektiver und kostengünstiger machen
  • Werbenetzwerke: Können Nutzer dafür belohnen, dass sie auf der Grundlage genauerer Daten relevante zielgerichtete Werbung sehen

Das Potenzial ist nun wirklich zum Greifen nahe.

Hier bei Oasis Protocol baut unsere erstaunliche Gemeinschaft bereits erfolgreiche Daten-Tokenisierungsprojekte auf:

  • Nebula Genomics hat Daten aus der Humangenomik mit Token versehen. Dies hat einen Marktplatz für Forscher eröffnet, um Daten privat zu analysieren und nur das zu kaufen, was relevant ist.
  • TheMusicFund hat die zukünftigen Spotify-Einnahmen von Künstlern in Token umgewandelt, um einen Vorschuss auf diese Einnahmen zu gewähren und die Künstler bei ihrem Wachstum zu unterstützen.

Es handelt sich zwar um unterschiedliche Anwendungsfälle, aber sie zeigen das Potential der Tokenisierung von Daten.

Es ist breit gefächert. Es ist aufregend, und das Beste ist, dass die größten Anwendungsfälle mit weitreichenden Auswirkungen auf die Gesellschaft noch gar nicht realisiert wurden.

Wenn ihr auf dem Oasis Network einen Anwendungsfall aufbauen wollt, der zu einer gerechteren Welt beiträgt — dann seid ihr bei uns richtig.

Wir bieten Projekten, die dem Oasis Network helfen sein volles Potential zu entfalten Förderungen in großem Umfang an.

Ihr könnt euch mit dem Oasis-Team über einen unserer Social-Media-Kanäle austauschen:

- Öffentlicher Slack-Kanal

- Öffentlicher Telegram-Kanal (für Community-Diskussionen)

- Telegram-Ankündigungskanal (für Updates von der Oasis-Foundation)

- Twitter

- Discord

- Youtube

Referenzen

[1] “Digital ad spend grew 12% in 2020 despite hit from pandemic “, CNBC, 7 April 2021: https://www.cnbc.com/2021/04/07/digital-ad-spend-grew-12percent-in-2020-despite-hit-from-pandemic.html

[2] “Data Never Sleeps 8.0”, DOMO, 2020, https://www.domo.com/learn/infographic/data-never-sleeps-8

[3] “How Much Data Is Created Every Day? (2021 Statistics)”, 16Best.net, 2021, https://www.16best.net/how-much-data-is-created/

[4] “How much data is generated each day?”. World Economic Forum, 2019, https://www.weforum.org/agenda/2019/04/how-much-data-is-generated-each-day-cf4bddf29f/

[5] “IAB: Digital ad revenue rose 12% in 2020 amid rebound from pandemic”, Marketing Dive. 2021, https://www.marketingdive.com/news/iab-digital-ad-revenue-rose-12-in-2020-amid-rebound-from-pandemic/598019/

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