Warum veröffentlichen wir Open Government Data?

Laure Stadler
OpenZH
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4 min readMay 19, 2023

Seit November 2022 leite ich die Fach- und Koordinationsstelle OGD des Kanton Zürichs. Verantwortlich für ihre offenen Behördendaten sind aber alle selber im Kanton. Was das heisst und wo die Vorteile liegen erzählte ich kürzlich in einem Interview.

Hinweis: Dieses Interview erschien zuerst im Intranet des Kanton Zürichs. Ich veröffentliche es hier in leicht angepasster Form. Vielen Dank an Jeannine Pulsfort und Shaila Fritschi für die Redaktion und die Erlaubnis zur Weiterverwendung.

Zusammen gibts ein Ganzes: nur wenn wir die Daten aller nutzen können, kommen wir weiter

Um die digitale Zusammenarbeit zu erleichtern, soll die Verwaltung ihre nicht schützenswerten Daten der Öffentlichkeit frei und maschinenlesbar zugänglich machen (RRB 1362/2021). Die Kantonsverwaltung wird so transparenter und stärkt den Standort Zürich. Im Gespräch mit Jeannine Pulsfort, Mitarbeiterin Kommunikation der Direktion der Justiz und des Inneren, spricht Laure über offene Behördendaten und erklärt, wie die Verwaltung transparenter werden kann.

Liebe Laure, wer bist du und was genau machst du in der JI?

Ich arbeite im Team Data des Statistischen Amts und bin verantwortlich für die Open Government Data (OGD) des Kantons Zürich. Wobei — verantwortlich sind alle in den Ämtern und Teams, die mit den Daten arbeiten. Meine Aufgabe ist es sicherzustellen, dass es ihnen an nichts fehlt, um Datensätze offen zu publizieren.

Wie sieht ein typischer Tag bei euch im Team Data aus?

Daten sind ein Querschnittsthema, sie liegen jedem Prozess und jeder Information zugrunde. Deswegen sind wir an einem typischen Tag mit vielen verschiedenen Menschen aus der Kantonsverwaltung, aus den Gemeinden und aus der Bevölkerung in Kontakt. Alle können sich bei uns mit ihren Fragen rund um Daten melden.

Egal wen ich treffe oder mit wem ich spreche: Auf der Datenebene berühren wir so viele andere Themen, dass ich typischerweise jeden Tag etwas Neues erfahre. Oft ergeben sich aus diesen Anfragen neue Projekte, an denen wir dann in interdisziplinären Teams arbeiten. Unter anderem, indem wir die Daten publizieren und sie mit Texten, Datenvisualisierungen oder in einer Podcastfolge einbetten und hoffen, dass sie ihre Wirkung entfalten. Je mehr Menschen Daten für Ihre Arbeit nutzen können, umso informierter können wir handeln. Das gilt sowohl für die Verwaltung wie auch für die Zivilgesellschaft.

Vor einigen Wochen warst du am Medienanlass im Roten Turm in Winterthur. Das Thema war «Offene Daten — Offene Behörden». Worum ging es da im Kern?

Um die Wechselwirkung von datengetriebener Verwaltungsarbeit und einer offenen Haltung. Eines der Legislaturziele ist es, Daten als strategische Ressource zu nutzen. In den Alltag übersetzt heisst das Daten als wiederverwendbares Gut zu begreifen, ungefähr so wie einen Fuhrpark: sind die Daten einmal beschafft, sollten sie für alle auffindbar sein, wir sollten wissen in welchem Zustand sie sind und für welche Zwecke sie sich eignen. Sind die Daten ein Lastenvelo oder ein e-Auto? Wo steht es parkiert, wo finde ich den Schlüssel und wer darf es für welche Zwecke fahren?

a sunny parking lot with bikes and cars in front of an office building
Lastenvelo oder e-Auto? Für welchen Zweck eignen sich die Daten und wo ist der Schlüssel? Photo by Raju Sharma on Unsplash

Für OGD haben wir mit der Metadatenverwaltung und dem Datenkatalog unter zh.ch/daten bereits die Infrastruktur dafür entwickelt. Die Frage war also, was wir von OGD für interne Daten lernen können. Für unsere Arbeit erheben wir sehr viele Daten und nicht alle können wir veröffentlichen. Wenn wir auch diese internen Daten in einem Katalog verzeichnen und beschreiben, dann können wir von den Daten anderer Ämter und Teams profitieren. Das bedingt einen offenen Umgang mit vorhandenen Daten. Das gilt für Daten, die wir innerhalb der Verwaltung teilen genauso wie es bereits für Offene Behördendaten gilt.

Was ist OGD?

Ein sehr gutes Vehikel, um unsere Arbeit zu verbessern. Offene Behördendaten, auf Englisch Open Government Data und kurz OGD, sind Daten, die bei der Arbeit in der Verwaltung entstehen und die anschliessend maschinenlesbar und ohne Einschränkungen veröffentlicht werden. Voraussetzung ist, dass die Daten weder Personendaten enthalten noch sicherheitsrelevant sind.

Einmal publiziert sorgen wir dafür, dass die Daten unter einer fixen URL abrufbar bleiben. So können Datenservices, Visualisierungen und Automatisierungen direkt auf den OGD-Daten aufgebaut werden. Das beschleunigt und erleichtert Prozesse zwischen verschiedenen Stellen innerhalb oder ausserhalb der Verwaltung.

Wieso sind OGD deiner Meinung nach so wichtig?

Offene Behördendaten sind der Kern einer zugänglichen Verwaltung — sie verbinden uns mit der Zivilgesellschaft, binden sie ein, zeigen auf, woran wir wie arbeiten. OGD macht uns rasch und einfach zu einer offenen Verwaltung: Die Daten sind in 30 Minuten publiziert, sie stehen allen internen und externen Projekten zur Verfügung und müssen nicht mehrmals auf Anfrage aufbereitet werden. Warum sollten wir Daten nicht offen zugänglich machen, wenn es doch so viel weniger mühsam ist?

Was ist dein Ziel in Bezug auf OGD für die nächsten 2 bis 3 Jahre?

Der Bund und die Stadt Zürich haben bereits eine “open by default”-Regelung, unsere ist mit der Revision des IDG in Vorbereitung. Ab dann ist klar, dass auch der Kanton Zürich alle Daten öffnet, die nicht aus einem triftigen Grund geschlossen sein müssen. Je mehr Daten zugänglich sind, umso grösser das Potential für datengetriebenes Arbeiten, für Automatisierungen und für den Einsatz von künstlicher Intelligenz.

Du hast uns überzeugt. Was muss ich tun, um meine Daten zu publizieren?

Yay! Der erste Schritt ist es, uns zu kontaktieren unter info@open.zh.ch. Wenn Du bei einer Behörde im Kanton Zürich oder einer behördennahen Institution arbeitest, schauen wir uns gemeinsam deine Daten an. Wir prüfen, ob sie nicht sensitiv sind, bringen sie in eine ordentliche Form und laden sie auf unseren Server. Danach beschreiben wir gemeinsam die Daten, sodass auch Laien verstehen, worum es geht und was die Daten aussagen können und was nicht. Und danach sind wir auch schon bereit für die Publikation!

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Laure Stadler
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