Wozu Hackdays?

Am Wochenende vor den Schweizer Statistiktagen 2018 fanden erstmals Hackdays der öffentlichen Statistik statt. Was sind die Ziele der Organisatoren? Was hat die Teilnahme den Daten publizierenden Stellen und Nutzenden gebracht? Und was war die Rückmeldung der Konferenzteilnehmenden?

Andreas Amsler
OpenZH
4 min readNov 2, 2018

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von Katharina Kälin, Marco Sieber, Matthias Mazenauer und Andreas Amsler.

Nach Kurzpräsentationen von Daten-Verantwortlichen bildeten sich Teams um Themen und Herausforderungen. Foto: Gonzalo Casas, CC BY-SA 4.0.

Am 25. und 26. August kamen rund achtzig Teilnehmende an der Universität Zürich zu den TWIST-Hackdays zusammen. Unter dem Motto “Hilf uns, verdrehte Wahrheiten mit Statistiken zu entlarven” wurden offene Daten rund um das Konferenzthema ‘Statistik und Emotionen’ analysiert. Die Hackdays organisiert haben die Zurich R User Group, die Wikidata Community, die Open Network Infrastructure Association und einige engagierte Köpfe der Statistischen Ämter der Stadt und des Kantons Zürich. Die meisten Teilnehmenden hatten einen daten-affinen Hintergrund. Die fachlichen Schwerpunkte der Teilnehmenden waren breit gefächert. So waren unter anderem PhysikerInnen, MaschinenbauerInnen, PhilosophInnen, BiologInnen und StatistikerInnen vertreten.

An den Schweizer Statistiktagen wurden die Resultate der Hackdays in Form eines Referats vorgestellt. Eine Befragung von 129 Teilnehmenden der Statistiktage hat daraufhin ergeben, dass 67% die Resultate der Hackdays als eine Bereicherung empfanden. 71% schätzten Hackdays als gute Möglichkeit ein, um sich mit Datennutzenden auszutauschen. 13% der Befragten hatten dabei selbst an den TWIST-Hackdays teilgenommen. Als Hauptgründe für die Nicht-Teilnahme wurden von den übrigen Befragten erstens die Durchführung am Wochenende (57%) und zweitens die Unsicherheit über die notwendigen Vorkenntnisse (27%) genannt. Lediglich 21% der Befragten interessierten sich grundsätzlich nicht für Hackdays und 9% gaben an, dass sie nicht wüssten, um was es sich dabei handelt.

Nutzende und datenpublizierende Stellen im Dialog

Während der Planung und Durchführung der Hackdays haben die Organisierenden besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die Teilnehmenden auf gleicher Augenhöhe in Austausch treten können. Daten-Bereitstellende und -Nutzende sollten einander gleichgestellt sein. Die Teilnehmenden nahmen freiwillig und in ihrer Freizeit an den Hackdays teil. Um ihre intrinsische Motivation nicht zu enttäuschen, ist eine offene, gleichberechtigte Stimmung unabdingbar. Es wurde bewusst auf Konkurrenzcharakter und Wettbewerbselemente verzichtet. Weder während noch am Schluss der Hackdays wurden die geleisteten Arbeiten bewertet. Vielmehr sollten die Teilnehmenden einander kooperativ unterstützen, um möglichst viel Nutzen aus der Zusammenarbeit zu gewinnen.

Während den Hackdays berichteten die Teams einander im Plenum, was sie
benötigten. Foto: Andreas Amsler, CC BY-SA 4.0.

Die wichtigsten Ergebnisse der Hackdays waren zum einen Hindernisse, auf welche die Teilnehmenden beim Zugang zu und der Nutzung der Daten stiessen. Zum anderen der Erfahrungs- und Erkenntnisaustausch mit anderen Teilnehmenden während der gemeinsamen Arbeit. Die Diskussionen der Hindernisse und der Dialog über mögliche Lösungsansätze haben entscheidend zum gegenseitigen Verständnis für die Bedürfnisse und Erwartungen von datenpublizierenden Stellen und Nutzenden beigetragen.

Rückmeldungen unterstützen die Datenpublikation

Das Organisationskomitee der Hackdays hat im Anschluss an die Veranstaltung eine Befragung bei den Hackdays-Teilnehmenden durchgeführt. 90% der Teilnehmenden berichteten, dass sie in Zukunft an einer weiteren TWIST-Veranstaltung teilnehmen würden. Als Organisierende freut uns dieses Ergebnis selbstverständlich. Nichtsdestotrotz wollten wir unser Verständnis dafür vertiefen, wie Daten-Nutzende und publizierende Stellen die erste Austragung dieser Hackdays erlebt haben. Aus den Rückmeldungen auf die Umfrage haben wir sechs Erkenntnisse für datenpublizierende Stellen gewonnen, die an Hackdays teilnehmen.

1. Dokumentation ist entscheidend

Nutzende verlieren Zeit und Motivation, wenn Daten schlecht oder überhaupt nicht dokumentiert sind. Die bereitgestellten Datensätze müssen so dokumentiert werden, dass Nutzende mit unterschiedlichem Hintergrund erstens weniger Schwierigkeiten beim Zugriff auf die Daten und zweitens beim Verständnis des Inhalts haben. Dies ist gerade dann wichtig, wenn der Datenzugriff technisch oder das Verständnis des Datensatzes fachlich nicht einfach sind.

2. Fachwissen am Anlass

Einige Datensätze erfordern sehr spezifische Kenntnisse, die nicht an einem Wochenende erworben werden können. Gerade in diesen Fällen macht die Anwesenheit von inhaltlich für die Daten Verantwortlichen einen grossen Unterschied. Wenn ein Daten-Verantwortlicher nicht persönlich anwesend sein kann, sollten die Organisierenden sicherstellen, dass das Fachwissen bei Bedarf unter den Teilnehmenden zu finden ist.

3. Ergebnisse verbreiten

Mehrere Teams entwickelten interaktive Web-Anwendungen und schlugen vor, diese zur Verfügung zu stellen. Um dies zu erleichtern, kann es von Vorteil sein, Möglichkeiten zur Bereitstellung entwickelter Anwendungen anzubieten.

4. Daten vorbereiten

Daten-Verantwortliche müssen ihre Daten sinnvoll aufbereiten. Die Teilnehmenden müssen spüren, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird. Dies wird unter anderem mit einer guten Dokumentation erreicht. Aus Datenschutzgründen werden Daten oft aggregiert. Dies kann eine gründlichere Analyse erschweren. Um zumindest die Vergleichbarkeit aggregierter Datensätze zu gewährleisten, sollten die Aggregationsebenen konsistent sein (z.B. können Hexbins nicht mit Rastern verglichen werden).

5. Klare Ziele setzen

Ein sinnvolles Arbeitsziel zu finden, kann schwierig sein, besonders wenn ein bereitgestellter Datensatz kompliziert ist. Um sicherzustellen, dass Hackdays-Teilnehmende eine interessante Herausforderung finden, ist es hilfreich, wenn Datenpublizierende als Inspiration mögliche Ziele vorschlagen.

6. Das Rad nicht neu erfinden

Es ist eine gute Idee, Beispiel-Analysen, R-Code und Ähnliches zusammen mit den Daten und ihrer Dokumentation verfügbar zu machen. Auf diese Weise können Hackdays-Teilnehmende Zeit bei der Daten-Aufbereitung sparen und sich auf die Beantwortung inhaltlicher Fragen konzentrieren.

Die Diskussion ist offen

Die mit den ersten TWIST-Hackdays gemachten Erfahrungen der Teilnehmenden und gewonnenen Erkenntnisse der Organisierenden wollen wir mit der Statistik-Community Schweiz teilen, um die Bereitstellung offener Daten in Zukunft entsprechend der Bedürfnisse der Nutzenden weiter zu verbessern. Was waren Ihre Erfahrungen bei der Teilnahme an einer ähnlichen Veranstaltung? Haben Sie Anmerkungen zu den Erkenntnissen, von denen wir hier berichten?

Wir freuen uns, von Ihnen zu hören, um unsere Arbeit in Zukunft zu verbessern: via Kommentar oder per Mail an info@open.zh.ch.

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