Cambodia, Oh Cambodia

Steph.
7 min readMay 15, 2015

Ich fliege also nach Phnom Penh. Und zwar nicht einfach irgendwie, nein, Business-Class! Pha! Mä häts ja gäll.. Nein es war leider so, dass ich zwar schon einige Tage wusste, dass ich an diesem Tag dahin fliegen möchte, aber leider nie gebucht habe. Als ich dann buchen wollte, war der letzte Sitzplatz im Flugzeug nur noch ein Business-Sitz. Und weil ich wirklich nicht noch eine Nacht in der laotischen Hauptstadt verbringen will, buche ich halt diesen — so teuer wars dann auch nicht. Und das erste Mal in meinem Leben Business fliegen ist auch ein grosses Highlight. Hach. Erst so ein super schicki-micki Hotelzimmer und jetzt auch noch Business, man könnte meinen es steigt mir zu Kopf ;-) Natürlich nicht, dafür liebe ich das einfache Backpacker Leben viel zu sehr.

Ich komme in Phnom Penh an und damit in Kambodscha. Uff. Ich hab viel zu viele Horrorgeschichten von hier gehört um hier noch entspannt zu sein. Ich fahre mit einem TukTuk in mein Hostel und bin froh, dass ich diesen wahnsinnigen Verkehr überlebt habe. Ich sitze so im TukTuk und frage mich ob hier wohl Links- oder Rechtsverkehr herrscht. Ich sehe; eeeeigentlich Rechtsverkehr. Wenn man aber eh grad irgendwo da vorne links abbiegen muss, fährt man schon mal auf der linken Seite. Also einfach irgendwie bisschen so wies grad passt, Achtung, hupen, uff…
Das Hostel ist hübsch aber die Gegend überhaupt nicht. Kaum bin ich ins Zimmer eingecheckt, falle ich erstmal eine total steile Betontreppe runter. Und zwar so richtig. Verdammte Hühnerkacke. Alles tut mir weh, niemand da, der mir hilft. Ich checke die Ellbogen, Schultern, Daumen, alles schmerzt aber alles noch beweglich. Glück gehabt, aber trotzdem Hueresiech.

Die Treppe des Grauens

Danach laufe ich ein bisschen in der Gegend rum um zu sehen wo ich hier bin. Krass. Die Leute hier möchten noch viel aggressiver ihre Sachen und Dienstleistungen verkaufen, ich fühle mich das erste mal in Asien wirklich unwohl.
Am Abend gehen wir zu dritt vom Hostel etwas essen. Danach möchten wir noch einen Drink nehmen. Wir laufen durch die Strassen, biegen in eine dunkle Gasse ab und kaum hab ich gesagt «are you sure to walk here?» kommt auch schon ein Roller entgegen der immer näher an mich ran donnert. Der Fahrer streckt die Hand aus, knallt damit voll gegen meinen Bauch und probiert mir meine Handtasche abzureissen. Gottseidank trage ich meine Handtaschen immer diagonal (wie es Chindergartetäschli) somit ist nichts weggekommen. Wow. Das muss ich erstmal verdauen.
Schnurstracks gehe ich zurück ins Hostel und will am liebsten nur noch nachhause. Es reicht, ich will heim. Alles scheisse hier.
Ich tausche mit meiner besten Freundin Whatsapp Voice Nachrichten aus und schildere ihr was passiert ist. Sie macht mir klar, dass sowas genau so gut in Italien oder sogar Zürich passieren könne.
Aufstehen — Krönchen richten — weitergehen. So! Gut, danke dafür!
Mir wird auch klar, dass vielleicht solche Dinge auch mit der eigenen Einstellung zu tun haben. Fühlst du dich unsicher — bist du unsicher. Warum habe ich mitten in der Nacht an der Langstrasse kein Schiss? Weils mein Zuhause ist. Eigentlich könnte es da aber genau so gefährlich werden. Und dann gehört da natürlich immer noch die Portion Pech oder Glück dazu.

Am nächsten Tag sind wir wieder zu dritt und laufen in Phnom Penh rum. Wir kommen am Königspalast und am Mekong vorbei.

Dann nehmen wir ein Tuktuk zu den berühmten Killing Fields. Ich wusste ehrlichgesagt nicht allzu viel über die Geschichte Kambodschas. Es gab einen AudioGuide der ganz genau und wirklich sehr eindrücklich beschreibt, was hier vor erst 35 Jahren passiert ist. Es ist erdrückend. Wir laufen durch dieses Tötungsareal, dass sehr an die KZ’s in Deutschland erinnern. Nur dass hier alles noch viel aggressiver, gewalttätiger scheint. Und dass es halt erst 35 Jahre her ist. Das heisst, man läuft über den Boden wo immer noch Knochen und Kleidungsstücke zum Vorschein kommen. Gänsehaut, den ganzen Nachmittag. Das schlimmste fand ich den Killing-Tree. An dem Baum wurden duzende Babys zermschettert. Kaltblütig und fernab von jeder Moral.

Wikipedia: Die Killing Fields sind eine Reihe von etwas mehr als dreihundert Stätten in Kambodscha, an denen bei politisch motivierten Massenmorden Schätzungen nach mindestens 200’000 Menschen durch die kommunistischen bzw. maoistischen Roten Khmer umgebracht wurden. Der Massenmord der Roten Khmer an der eigenen Bevölkerung im Demokratischen Kampuchea wurde von 1975 bis 1979 begangen. Die Gesamtzahl der Opfer der Roten Khmer dürfte sich im Bereich von ein bis zwei Millionen Menschen bewegen. (Knapp ein Drittel der damaligen Bevölkerung)

Von Phnom Penh aus gehts weiter nach Kampot. Dort wo der Pfeffer wächst, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich mache mir da 3 sehr ruhige Tage. Der einzige Ausflug den ich mache, führt natürlich zu den Pfefferfelder. Ich hatte keine Ahnung wie Pfeffer angepflanzt oder verarbeitet wird. Ein sehr spannender Einblick in ein so alltägliches Produkt. Danach fahren wir noch zu einer Höhle, weil die grad auf dem Weg liegt.

Dann gehts weiter nach Sihanokville. Die Stadt am Strand ist etwas touristischer, aber momentan ist grade Off-Season, von daher alles etwas leer und langweilig. Aber Hauptsache ich bin eeeendlich wieder mal an einem Strand! Nach einem Monat ohne! Das Meer ist unglaublich warm und ich geniesse es sehr. Vor allem als ich an einem Nachmittag etwas weiter weg fahre zum Otres-Beach, dieser ist wirklich traumhaft schön. Sonst bietet die Stadt wie gesagt nicht so viel, deshalb steuere ich kurz darauf die Insel Koh Rong an.

Otres-Beach

Und da ist es, das Highlight Kambodschas! KOH RONG! Ich weiss wirklich nicht, was ich hier genau schreiben soll, die Insel ist magisch und unbeschreiblich! Schon 10 Minuten nach der Ankunft spüre ich das ist es… Unglaublich schön, unglaublich unberührt… Es gibt keine Hotels und somit keine 0815-Touristen, es gibt nur Backpacker die in Bamboo-Hütten übernachten. Es gibt hier einige Backpacker, die schon viel zu lange hier sind, das sieht man ihnen an. Es ist aber auch nur all zu einfach hier hängen zu bleiben.
Worte sind hier wirklich fehl am Platz, ich lasse einfach meine Bilder — die keine Bearbeitung nötig hatten — sprechen.

Der erste Eindruck! Atemberaubend. Der Sand ist so fein, dass er quietscht beim Laufen!
Auch bei Nacht und Vollmond einfach unbeschreiblich magisch. Und wenn man jetzt ins Meer geht sieht man auch noch das grün leuchtende Plankton glitzern. Unbeschreiblich!
Um 4:30 Uhr aufstehen für so einen Sonnenaufgang? Immer gerne…
Zur anderen Seite der Insel wandern…
Das war das Ziel der Wanderung — Longbeach
Ohne Filter, ohne Bearbeitung. Das Paradies.
Um von da den Sonnenuntergang zu bestaunen…
Koh Rong: I LOVE YOU!

Nach Koh Rong gehts mit einem 12 stündigen Nachtbus nach Siem Reap. Wenn man in Kambodscha ist, ein Muss! Und ich merke, für mich ist es grade wirklich ein Muss! Ich bin reif für zuhause. Es ist Zeit zu gehen. Ich besichtige die Angkor Wat Tempel, weil auch das ein Muss ist wenn man schon hier ist. Ich bin wirklich am Ende meines Trips angelangt, und ich freue mich riesig um nachhause zu gehen! Ich organisiere meine letzten 10 Tage noch, sprich ich mache mir ein Visum für Vietnam um nach Saigon zu fliegen. Saigon und Umgebung wird meine letzte Station sein. Am 25. Mai fliege ich tatsächlich zurück… Ich kanns kaum erwarten. Es war wundervoll mit Höhen und Tiefen, aber jetzt ist es wirklich Zeit. Ich freu mich auf eine Bratwurst! Yiiipppiii…

Angkor Wat

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