[German] Open Data in Deutschland— Beispiel Baumkataster

Jan Degener
12 min readNov 18, 2022

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[English version] Deutschland besitzt nicht gerade den Ruf einer durchdigitalisierten Gesellschaft. Weder national noch international. Irgendetwas in der deutschen Beamtenseele tut sich wahnsinnig schwer damit, Dinge die von der Allgemeinheit finanziert wurden, der Allgemeinheit direkt wieder zur Verfügung zu stellen.

Andere machen das längst besser. Ich erinnere mich an eine Aufgabe im Studium in den späten 2000ern — ein Referat über das Frischwassersystem einer Großstadt. Stadt egal. Mit dem obligatorischen home bias startend, wurde mir aber schnell klar: es gibt kaum Quellen dazu wie München, Hamburg oder Düsseldorf ihre Wasserversorgung sicherstellen. Ein paar nichtssagende und sehr generische Websiten hier und da. Aber konkrete Informationen oder gar live Daten?! Wo kämen wir denn da hin?¹

Die erste englische Googlesuche zum Thema “urban water supply data” brachte dann eine lange Liste an US Großstädten. New York. Bosten. San Diego. Alle mit live Daten zu Durchflussraten, Reservoir levels, Karten, Infos, Dokumentationen etc. die ich als deutscher ein paar tausend Kilometer entfernt einfach downloaden und verwenden konnte. Und hier reden wir noch nicht mal von teuren Daten wie z.B. Landsat — eine der längsten kontinuierlichen Erdbeobachtungsmissionen, bezahlt von US Steuerzahlern, und mir als EU Bürger frei verfügbar gemacht seit mittlerweile 20 Jahren.

Sobald ich mich aber für Daten interessiere die ich von meinem Steuergeld mitgezahlt habe, fühle ich mich schon fast schlecht bei meinen eigenen Behörden anzufragen ob ich denn vielleicht eventuell ein paar Daten erhalten könnte. Fast.

Da das Thema kaum in der Öffentlichkeit präsent ist, dachte ich es könnte nicht Schaden ein paar Beispiele und Anekdoten zum aktuellen Stand zusammenzutragen. Und zwar ganz konkret am Thema Baumkataster: also wo stehen die Bäume in der Stadt, wie alt sind sie, welcher Art gehören sie an etc. Daten die eigentlich einfach bereitgestellt werden können (wenn sie denn vorliegen).

Viele Verwaltungen geben sich auch durchaus Mühe. Das Thema Open Data ist in vielen Fällen wahrscheinlich eine Zusatzaufgabe und muss oft mit inadäquater Ausstattung neben anderen Aufgaben erledigt werden — und oftmals wurde tatsächlich schnell und unkompliziert geholfen.

Nur: einige Verwaltungen scheinen sich leichter mit dem Thema zu tun als andere!

Derzeitige Open Data Situation in Deutschland

Die Seite FragDenStaat.de, betrieben von der Open Knowledge Foundation, bietet meines Erachtens in Deutschland die beste Anlaufstelle um sich zu dem Thema zu informieren. Die Informationen in diesem Abschnitt stammen ebenfalls von hier.

Ganz generell gibt es in Deutschland das Informationsfreiheitsgesetz:

Das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) wurde zum 1. Januar 2006 in Deutschland auf Bundesebene eingeführt. Es regelt den Zugriff auf staatliche Dokumente und Akten neu. Seitdem müssen Behörden auf Antrag Informationen herausgeben und damit ist das „Amtsgeheimnis“ de facto abgeschafft. Zum Beispiel müssen Protokolle interner Beratungen und interne E-Mails auf Antrag veröffentlicht werden. Mehr Beispiele finden Sie in unser Rubrik “Anfrage-Ideen“. Da das Informationsfreiheitsgesetz des Bundes nicht für Landes- und Kommunalbehörden gilt, regeln alle Bundesländer in ihrem Wirkungsbereich die Auskunftsgesetze selbst. Dabei hat sich über die letzten Jahre eine unübersichtliche „Dreiklassengesellschaft“ etabliert: Länder ohne IFG, Länder mit IFG und Länder mit Transparenzgesetz. [Quelle]

Diese Dreiklassengesellschaft ist m.E. tatsächlich ein großes Problem in Deutschland. Während Berlin oder Schleswig-Holstein praktisch alles Veröffentlichen, muss man in Bayern oder Niedersachsen auf das Gutdünken der jeweiligen Behörden vertrauen. Die Karte von transparenzranking.de veranschaulicht den Flickenteppich ganz gut:

https://transparenzranking.de/

Da die Landesregierungen teils keine eigenen Informationsfreiheitsgesetze auf den Weg gebracht haben, sind einige Kommunen dazu übergegangen eigene Satzungen zu verankern. Die Implementierung ist allerdings nicht immer ganz unproblematisch, wie das Beispiel Nürnberg zeigt:

§ 1 Anwendungsbereich

(1) Jede Einwohnerin und jeder Einwohner der Stadt hat Anspruch auf freien Zugang zu den bei der Stadtverwaltung einschließlich der Eigenbetriebe vorhandenen amtlichen Informationen nach Maßgabe dieser Satzung.

Ist man kein Einwohner der Stadt, hat man auch kein Anrecht auf die Daten. Was man vielleicht im ersten Reflex verstehen kann. Aber dann: rege ich mich jedesmal auf wenn jemand aus Hamburg auf meiner Anliegerstraße wendet? Wie oft kommt das vor, einmal in 3 Jahren? Die restliche Zeit wird die Straße nur von Anliegern verwendet. Ähnlich ist das mit Daten: ich gehe stark davon aus dass 99% aller Anfragen von lokalen Daten von lokalen Personen und Unternehmen angefragt werden. Das letzte Prozent ist im schlimmsten Fall statistisch insignifikant und im besten Fall jemand der tatsächlich etwas sinnvolles mit den Daten anstellt. Wobei in einer idealen Welt nicht einmal Anfragen gestellt werden müssen, da ja alle Daten online frei verfügbar sind.

Und darüber hinaus ist auch hier Nürnberg ein gutes Beispiel für einen weiteren Punkt:

Metropolregion Nürnberg (Google Maps)

Wenn hier ein nicht-Einheimischer die Grenze zwischen Fürth und Nürnberg eintragen kann: Respekt. Betreffen Themen der größeren Stadt Nürnberg eventuell die Nachbarstadt? Also Themen wie Ratsbeschlüsse? Verkehrsaufkommen? Kleeblattdichte am Valznerweiher? Ich denke doch! Offiziell haben die Bewohner von Fürth aber kein Anrecht darauf Daten aus Nürnberg anzufordern.

Open Data sollte meiner Meinung nach genau das sein: Open. Vielleicht sehen viele auch noch nicht den Nutzen darin. Code For Germany [https://www.codefor.de/] geht hier mit vielen guten Ideen voran und ich hoffe dass das in Zukunft mehr wird. Aber wie so oft: ohne Data keine Anwendungen, ohne Anwendungen kein offensichtlicher Need für Data!

Städtische Baumkataster in Deutschland

Geschätzte 20% der erwachsenen Bevölkerung Deutschlands leiden unter mind. einer Allergie. Ein Großteil der Pollenallergiker dabei unter Birkenpollen. Da ich selbst zu den glücklichen Auserwählten gehöre wollte ich mir selbst ein Bild machen — etwa um herauszufinden wo ich bei einem nächsten Umzug idealerweise hinziehen könnte um den Pollen im Frühjahr möglichst zu entkommen. Wäre es in einer anderen Stadt eventuell besser? Könnte ich in meiner eigenen Stadt umziehen, um weiter weg von den nächsten Birken zu wohnen? Gibt es Hotspots oder sind die Bäume generell gleichmäßig verteilt? Ich wusste es tatsächlich nicht und hatte auch noch nie Informationen zu diesem Thema gesehen.

Die ursprüngliche Idee war daher herauszufinden, wo die nächsten Pollenfreunde an meinem derzeitigen und potentiell nächsten Wohnort, aber auch an meinen vergangenen Wohnorten standen — v.a. um eine gewisse Referenz zu haben. Die sehr interessante Auswertung mit allen Daten die hier weiter unten besschrieben werden findet sich hier.

Erstes Birkenmapping 2021 mit Open Data aus Baumkatasterdaten. Ein Deep Dive zur neuen Auswertung von 2022/11 findet sich hier

Daraus folgte weiter die Frage, wie sich dies für andere Städte Deutschlands gestaltet. Einfach weiter runterladen, Plug & Play anstelle der anderen Daten und ab geht’s. Kann ja nicht so schwer sein, oder?

Die Idee war also folgende: erst einmal alle Daten finden und sammeln die frei verfügbar sind und anschließend die fehlenden bei den Behörden Anzufragen. Zumindest von den größeren Städten in Deutschland.

So sieht es derzeit aus in Deutschland:

Open BaumData “Good Guys”

Dies ist die Art und Weise wie es idealerweise laufen sollte: Städte und Gemeinden stellen ihre Daten von sich aus frei ins Netz. Und zwar die Daten. Die Rohdaten! Nicht irgendwelche Karten in denen man etwas lustlos herumklicken aber nichts selbst analysieren kann!

Nachdem es sich hier nur um Baumkataster Daten handelt, stellt die Performance hier natürlich keine komplette Bewertung zur Open Data Strategie der jeweiligen Stadt dar. Ist aber nach meiner Erfahrung ein guter Indikator.

Die Liste wurde bis 2022/11 zusammengestellt und wird sehr wahrscheinlich unvollständig sein. Grobe Orientierung waren die Top 50 größten Städte Deutschlands, sowie Städte die bei der Suche nach Baumkatastern zufällig gefunden wurden (außer Wien und Zürich wurden keine Städte außerhalb DE gecheckt). Gerade kleinere Kommunen oder Daten die über Verbände und Zusammenschlüsse bereitgestellt wurden habe ich wahrscheinlich verpasst.

Open BaumData “Good Effort Guys”

Daneben gibt es Städte, die zwar ihre Daten bereitstellen… allerdings in einer Form mit der man entweder nicht wirklich lokal arbeiten kann, oder versehen mit unnötigen Hürden:

  • Braunschweig besitzt zwar eine hübsche Karte auf der man sich das Baumkataster ansehen und nach Bäumen filtern kann, ein download der Daten ist jedoch nicht möglich. Laut Metadaten existiert hier eine Zugriffsbeschränkung aufgrund von Urheberrecht. Eine Open Data Anfrage könnte hier natürlich Erfolg versprechen.
  • Karlsruhe besitzt ein Baumkataster und bietet die Daten auch zum Download als geojson an. Allerdings nur einzeln für jeden Stadtteil. Die URL Abfrage dahinter lässt sich eventuell so anpassen dass dennoch alles gezogen wird, wirklich optimal ist das so aber nicht:
    https://geoportal.karlsruhe.de/server/rest/services/Fachplaene/Baumkataster/MapServer/1/query?where=STADTTEIL='Innenstadt-West'&outFields=ARTDEUT,ARTLAT,BAUMART_ALLGEMEIN,BAUMGRUPPE,AUFNAHMEART,GENUTZT,ZUORDNUNG,STADTTEIL,X_KOORD_UTM,Y_KOORD_UTM&returnGeometry=true&f=geojson
  • Das GeoPortal Niederrhein enthält neben Baumdaten für etwa Krefeld (s.o.) auch Daten einiger kleinerer Ort (wie etwa Schwalmtal). Leider auch hier offiziell nur in Form einer Karte bzw. WMS Layers und ohne die Möglichkeit diese direkt herunterzuladen. Inoffiziell findet man aber einen WFS Server der die Baumdaten für Issum, Schwalmtal, Viersen und Xanten bereitstellt: https://geoservices.krzn.de/security-proxy/services/wfs_verb_baum
  • Das Geoportal-mv.de enthält einige Einträge zu Baumkatastern kleinerer Gemeinden (Treptower Tollensewinkel, Rostocker Heide, Zingst…), die auch als WFS geöffnet werden können. Ein Test mit Treptower Daten gab aber nur Baumkoordinaten ohne weiterführende Informationen wie die Baumart zurück. Über die Seite findet sich allerdings auch der offizielle WFS Dienst des Landkreises Vorpommern-Rügen, dessen Daten Artbezeichnungen enthalten, allerdings nur Bäume für ausgewählte Straßen enthält.
  • Im GeoPortal Niederrhein finden sich zudem Baumdaten für den Kreis Wesel, die teilweise auch Bäume im Stadtgebiet von Wesel selbst beinhalten. Die von der Stadt Wesel bereitgestellten Daten enthalten diese Daten hingegen nicht.
Baumdaten aus dem Open Data Portal der Stadt Wesel decken nicht alle Bäume auf dem Stadtgebiet ab. Grüne Punkte stammen aus dem Geoportal Niederrhein und scheinen vom Kreis Wesel zu stammen.

Open Data Anfragen (FragDenStaat.de)

Bei einigen Städten die keine Daten offen zur Verfügung stellen, wurde schließlich eine Open Data Anfrage über FragDenStaat.de gestellt. Das charmante an der Seite ist, dass einem möglichst viele Formulierungen und Gesetze vorgegeben werden und zugleich alle Antworten der Verwaltungen für jedermann sichtbar sind. So haben am Ende hoffentlich alle etwas von den Daten :)

Im Folgenden finden sich alle Anfragen mit Links (auch einige Anfragen die von anderen Personen gestellt wurden und entsprechend markiert sind) wie lange es bis zur ersten bzw. abschließenden Antwort gedauert hat und was das Outcome war:

  • Augsburg [5 Tage bis erste/finale Antwort] Auskunft verweigert, wird nur an Personen herausgegeben die in Augsburg leben
  • Bochum [von Dritten gestellt. 11 Tage bis erste, 18 Tage bis finale Antwort] Daten nach Verweis des Amtes auf die Webapp schließlich als json Datei geteilt
  • Bremen [30 Tage bis erste/finale Antwort] Daten wurden direkt als *.shp geteilt, inkl. Zusatzinfos und Tipps
  • Dortmund [Anfrage vom 15.07.2022 bisher unbeantwortet] Besitzt zwar ein Baumkataster, allerdings nur als WMS Kartenservice
  • Duisburg I und II [Erstanfrage nach 3 Tagen beantwortet. Zweitanfrage seit 02.05.2022 unbeantwortet] Die erste Anfrage ging an die Wirtschaftsbetriebe der Stadt. Hier kam zeitnah die Info man solle sich doch direkt an das Umweltamt wenden. Seit Mai, inkl. Nachfragen im Juni und Oktober, keine Antwort des Umweltamtes Duisburg
  • Dresden [Erstanfrage nach 9 Tagen beantwortet] Antwort enthielt einen Verweis auf das Open Data Portal der Stadt. Der Eintrag findet sich unter dem Begriff “Stadtbäume”. Woops, mein Fehler. Ich denke ich hatte nur nach Baum, Baumkataster und Kataster gesucht.
  • Düsseldorf [6 Tage bis erste/finale Antwort] Daten wurden umgehend als *.xlsx Datei zur Verfügung gestellt und Nachfragen direkt freundlich beantwortet
  • Erlangen [42 Tage bis Erstantwort, 48 Tage bis finale Antwort] Erstanfrage wurde übersehen, auf Nachfrage aber direkt beantwortet. Daten sollten zuerst kostenpflichtig sein, nachdem die Anfrage bei der zuständigen Person gelandet war wurden diese aber direkt kostenfrei als *.gpkg zur Verfügung gestellt
  • Essen [29 Tage bis erste/finale Antwort] Anfrage wurde abgelehnt. Die Ablehnung erfolgte als 4 seitiges PDF das mir auch nochmals postalisch zugesandt wurde. Aufgeschlüsselt wurden die genauen juristischen Gründe warum die Daten nicht zur Verfügung gestellt werden können. Im Prinzip scheint die Stadt Essen gerade noch dabei zu sein die Daten aufzubereiten bzw. diese in Zukunft auch über ein Webportal zur Verfügung zu stellen
  • Freiburg [21 Tage bis erste/finale Antwort] Daten wurden unkompliziert als *.xlsx Datei übersandt
  • Fürth (BY) [Anfrage vom 29.04.2022 bisher unbeantwortet] auch auf einen Reminder am 01.07.2022 bisher keine Antwort
  • Göttingen [29-30 Tage bis erste/finale Antwort] Anfrage abgelehnt, da das übermitteln der Daten einen “erheblichen Aufwand” darstellt der Aufgrund der aktuellen Auslastung nicht geleistet werden konnte
  • Hannover [Anfrage vom 29.10.2022 bisher unbeantwortet]
  • Ingolstadt [von Dritten gestellt. 32 Tage bis erste, 65 Tage bis finale Antwort] Aus der erfolgreichen Anfrage von 2021 geht hervor, dass erst ca. 1/3 der Baumdaten im übersandten Kataster vorhanden ist. Eventuell wäre hier eine erneute Anfrage Anfang 2023 sinnvoll
  • Kiel [von Dritten gestellt. 2 Tage bis erste/finale Antwort] Der Anfrage konnte nicht nachgekommen werden, Zitat:
    Da die Daten in einem speziellen Programm abgelegt sind, ist es nicht möglich diese für Sie lesbar weiterzugeben. Doch steht Ihnen während der Dienstzeiten die Möglichkeit offen, im Grünflächenamt Einsicht in das Baumkataster zu nehmen. Wenn Sie daran Interesse und eine spezielle Frage zu Kiels Bäumen haben, vereinbaren Sie bitte einen Termin.
  • München [von Dritten gestellt. 32 Tage bis erste/finale Antwort] Anfrage abgelehnt mit der Begründung:
    “Das Baureferat führt kein Baumkataster. Daher können wir Ihnen leider keine systematische Erfassung der Bäume im öffentlichen Grün mit Koordinaten und Art der einzelnen Bäume zur Verfügung stellen.”
  • Nürnberg [4 Tage bis erste, 19 Tage bis finale Antwort] Anfrage wurde abgelehnt. Für 2023 ist wohl angedacht eine digitale Stadtkarte mit den Informationen anzubieten. Keine Information ob die Daten auch heruntergeladen werden können
  • Stuttgart [169 Tage bis erste/finale Antwort] auch auf einen Reminder nach 103 vorerst keine Antwort. Daten wurden schließlich ohne weitere Nachfrage als shapefiles zur Verfügung gestellt.
  • Würzburg [4 Tage bis erste, 65 Tage bis letzte Antwort] die Anfrage ist weiter offen. Nach etwas hin und her ist die Anfrage schließlich bei der Zuständigen Person gelandet. Da es sich wohl um die erste Anfrage dieser Art handelte musste “die Vorgehensweise erst einmal intern mit weiteren, zuständigen Stellen der Stadtverwaltung” abgeklärt werden. Das Prozedere wurde abgeschlossen und der Bereich Geodaten gebeten die Daten bereitzustellen. Seitdem gab es, trotz weiterer Nachfragen am 11.08.2022 und 14.10.2022, kein Update oder Daten.

In short: von 19 Anfragen waren 8 erfolgreich, 5 wurden abgelehnt, 5 blieben bislang ohne Antwort, und die drittgrößte und sicherlich reichste Großstadt Deutschlands besitzt gar kein Baumkataster.

Andere Städte

Andere größere Städte wie Aachen, Hamm, Heidelberg, Leverkusen, Lübeck, Ludwigshafen, Mannheim, Mönchengladbach, Mühlheim a.d. Ruhr, Oldenburg, Osnabrück, Saarbrücken, Tübingen oder Wiesbaden haben auf den ersten Blick keine Daten online zur Verfügung gestellt, wurden aber zumindest gecheckt. Bei einigen findet man zudem dedizierte Ansprechpartner zum Thema Baumkataster, so dass sich hier Anfragen durchaus lohnen können.

Erfurt hat sich gerade erst im September 2022 zum Aufbau eines öffentlich einsehbaren Baumkatasters in den nächsten 2 Jahren verpflichtet. Die Stadt Oberhausen hingegen scheint ein Kataster seit 2012 zu erstellen, ist aber noch nicht fertig bzw. stellt online keine Daten zur Verfügung.

In Wuppertal scheint die Veröffentlichung der Daten bisher abgelehnt worden zu sein, zumindest deutet ein Diskussionsbeitrag auf dem Open Data Portal der Stadt darauf hin.

In Potsdam hingegen forderte der BUND Ende 2021, dass endlich ein Baumkataster erstellt werden solle.

Fazit

Tja, wo stehen wir also nun in Deutschland beim Thema Open Data — zumindest wenn es ums Thema Baumkataster geht?

Wie fast zu erwarten gibt es da draußen einen großen Flickenteppich an unterschiedlichen Auffassungen dazu was Open Data ist, wie und ob die Daten bereitgestellt werden, in welchen Formaten sie zur Verfügung stehen und wann bzw. ob sie jemals ein Update erhalten. Darüber hinaus besitzen alle Daten stark variierende Granularität und Projektionen.

Überraschenderweise haben auch nicht alle der großen Städte ein Baumkataster oder sind gerade erst dabei eines aufzubauen. Die Größe der Stadt scheint dabei auch kaum eine Rolle zu spielen.

Während Städte wie München absolut leer dastehen, stellen kleinere Städte wie Rostock oder gar Wesel alles auf einen Klick zur Verfügung. Und selbst kleinste Gemeinden wie Issum: zusammengeschlossen mit anderen Gemeinden im Geoportal Niederrhein versucht man hier, trotz der Tatsache dass es noch nicht optimal ist, alle Daten zur Verfügung zu stellen.

Also alles perfekt und supi? Kleiner Spaß ;) So weit sind wir natürlich noch nicht. Aber auf gutem Wege allemal. Ich denke viele Verwaltungen geben sich tatsächlich Mühe dem Open Data Gedanken näher zu kommen, und sind sicherlich auch nicht immer selbst in der Schuld wenn es nicht voll-umfänglich funktioniert. Tbh, als ich mit dieser ganzen Geschichte angefangen habe, hatte nicht erwartet am Ende tatsächlich so viele Daten zu sehen.

Nun gut. Das hier hat sich zwar mittlerweile zu einer kleinen Bachelorarbeit entwickelt — was nicht meine Absicht war — aber es hat mich noch neugieriger gemacht was man mit den Daten, die wir in Deutschland bereits haben, noch alles machen könnte. Wir werden sehen ;)

¹Das ist heutzutage tatsächlich besser geworden. Praktisch alle Gemeinden stellen mittlerweile zumindest eine gewisse Grundanzahl an Daten bereit, wie Biotope, Geologie/Boden, Wasserwirtschaftskarten etc.

Letzte Aktualisierung: 2022–12–01

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