Was einen guten Autor ausmacht.
Mit freundlicher Genehmigung von Elizabeth Berg.

Tanya Quintieri
5 min readOct 28, 2014

Zu allererst, fragen Sie sich, ob Sie fähig sind zu ...

beobachten

und zu betteln.

Haben Sie

ein dickes Fell

und können Sie Freude empfinden?

Elizabeth Berg ist Autorin von über zwanzig Romanen, darunter Open House, vorgestellt in Oprahs Book Club, sowie Once Upon a Time, There Was You, The Last Time I Saw You, Home Safe, Dream When You’re Feeling Blue, und The Year of Pleasures. 1997 gewann sie den New England Booksellers Association Award für ihr Gesamtwerk. Berg pendelt zwischen Kalifornien und Chicago.

Heulsuse sein hilft. Oder anders gesagt: Es hilft, wenn man sehr tief empfinden und auf Dinge reagieren kann, ob mit oder ohne Tränen. (Wenn er es nicht schon ist, sollte John Boehner Schriftsteller werden.)

Außer einer ausgeprägten Sensibilität, sollten Sie sich die Gewohnheit aneignen, Dinge wahrzunehmen: das wütende Zucken eines Gesichtsmuskels, den Ton, der das gesprochene Wort untermalt, die Bewegung des Windes in den Linden, der ausgebeulte Stoff an den Knien einer Hose, oder wie die Schürze Ihrer Großmutter roch, als sie Sie in ihre Arme nahm und wie das Blut schmeckt, wenn Sie sich in die Wange gebissen haben. Sie müssen Ihre Mitmenschen und Ihren Lebensraum studieren. Seien Sie wie meine Tochter Julie. Als sie drei Jahre alt war und sah, wie ein Schneepflug braunen Sand über den weißen Schnee verteilte, sagte sie: „Jetzt sieht der Schnee aus wie Streuselkuchen“. Und sie hatte absolut recht. Man muss ständig Dinge wahrnehmen und sie dann neu interpretiert wiedergeben. Dass alles schon einmal erzählt oder gesagt wurde – das mag schon sein. Aber das Leben ist wie Hackbraten: Es gibt so viele unterschiedliche Möglichkeiten, es zu präsentieren. Das, was Sie einzigartig macht, das macht Ihre Texte interessant und lässt sie glänzen. Ein weiterer Grund, warum Sie niemals versuchen sollten, andere Autoren zu imitieren.

Lesenswert: A to X Writing Advice, From Copy Chief Benjamin Dreyer
(Ratschläge zum Schreiben von A bis X von Chefredakteur Benjamin Dreyer)

Sie müssen ein Bettler sein: Sie müssen alles aufsammeln, was Sie finden und es dann nach Gold durchsieben. Sie müssen anspruchsvoll sein. Sie müssen zurückhaltend sein und ein Gespür für den richtigen Moment haben. Sie müssen genau wissen, wann Sie sich zurückhalten und wann Sie Ihre Gold-Nuggets einsetzen sollten. Ihre Texte müssen fließen, wie ein Fluss, der sich windet, verändert und den Leser auf eine unvorhersehbare Reise entführt.

Egal was Sie schreiben, Ihre Vorstellungskraft muss lebendig sein. Sie müssen die ganze Zeit Ideen für Geschichten spinnen: Ob Sie im Bett liegen, durch den Supermarkt laufen, ob Sie einen Spaziergang machen, oder auch (so traurig das klingen mag), wenn Sie sich mit anderen unterhalten. Autoren haben ohnehin den Ruf, dauernd abwesend zu wirken. Das liegt daran, das sie tatsächlich abgelenkt sind. Immerzu haben sie diese andere Stimme im Ohr, die Stimme in ihrem Kopf, die sich einfach nicht abschalten lässt. Nicht einmal im Schlaf, denn selbst dann vernehmen wir ihr Flüstern.

Sie brauchen einen Arbeitsplatz, der Ihnen entgegen kommt und die Menschen in Ihrem Umfeld müssen verstehen, dass wenn Sie schreiben, Sie eigentlich eine seltene Art der Hirnchirurgie ausführen und deswegen nicht zig-tausend Male unterbrochen werden dürfen. Sie brauchen Dinge um sich herum, die Sie mögen. Ich persönlich bevorzuge mädchenhaft gestaltete Ordner, eine bestimmte Marke orangefarbener Bleistifte aus schwarzem Holz, genannt Rhodia (erhältlich beim flippigen Bürobedarfshandel Pieritz Brothers Office Supplies in Oak Park, Illinois). Ich mag schwarze 3-Zoll Notizbücher mit den 3 Ringen und mit Taschen zur Aufnahme von Notizen. Meine Lieblingskaffeetasse muss in Reichweite sein. Und ich brauche frische Blumen. Und meinen Hund. Und eine „Original Scent“ Kerze von Barr-Co. muss brennen.

Lesenswert: How to Not Bore Your Reader by Said Sayrafiezadeh
(Wie man seine Leser nicht langweilt von Said Sayrafiezadeh)

Wenn Sie Ihre Arbeit gerne veröffentlicht wüssten, dann eignen Sie sich ein dickes Fell an, denn Sie werden auf Ablehnung stoßen. Wenn Ihr Werk dann doch veröffentlicht wurde, kommen die Stäkerer daher, manche werden Sie sogar richtig verreissen, völlig egal, wie viele gute Kritiken Sie erhalten haben. Nicht alle Menschen werden Ihr Werk nachvollziehen können. Manche wollen Sie einfach nicht verstehen. Oder sie werden Sie verstehen und Sie in den Himmel loben. Aber als richtiger Schriftsteller ist man zu neurotisch, als dass man das einfach annehmen könnte. Sie werden nach der Erbse unter der Matratze suchen. Und natürlich ist das ganze Geschwätz über das Aneignen eines dicken Fells Blödsinn. Sie brauchen kein dickes Fell, weil Sie etwa so empfindlich wären. Nein, Sie müssen leiden. Aber das ist wenigstens eine gute Ausrede für einen Martini mit einem leidenden Autorenkollegen.

Sie müssen Freude zulassen können. Erfreuen Sie sich am Bedürfnis zu Schreiben und dem Schreiben an sich. Empfinden Sie Freude darüber. Alles andere fällt weg - oder sollte es - wenn Sie nur die tiefe Befriedigung des Freisetzens erleben, dessen, was tief in uns nagt und nach einem Weg sucht verstanden zu werden, weil wir es auf sonst keine andere Weise verstehen können.

Schließlich, und vielleicht am wichtigsten: Halten Sie sich immer vor Augen, dass Ihr eigenes Urteil über Ihr Werk am meisten zählt, vor dem Urteil aller anderen.

Wenn Sie mich jetzt entschuldigen möchten, ich denke ich werde jetzt gehen und meinen eigenen Rat befolgen.

Dieser Text erschien zuerst auf Biographile.

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Tanya Quintieri

Entrepreneur, US American in Czechia. Soft spot for intelligent, decent people. Corsica lover. Loving life and living MY dream.