Zurück zu den Wurzeln — ein Leben abseits der schnelllebigen Realität

Was ich in den vergangenen Wochen gelernt habe und was nun folgt.

Accenture DACH
Plan A
Published in
8 min readJul 30, 2020

--

Das Accenture Home Office-Tagebuch: In sieben spannenden Tagebucheinträgen berichten unsere Beraterinnen Louisa und Adèle von ihrem Home Office-Alltag und was sie daraus für sich selbst und ihre Teams lernen und mitnehmen können. Das Ergebnis? Jede Menge Tricks für digitale Workflows, aufschlussreiche Selbstexperimente zur Trennung von Arbeit und Freizeit, Tipps zu Körpersprache und Networking in Video-Calls und effizienter Workshop-Gestaltung sowie Einblicke in virtuelle Persönlichkeiten und Lifehacks für mehr Output in den eigenen vier Wänden. Die Einträge beweisen, dass besondere Situationen ganz besondere Fähigkeiten in uns hervorrufen, mit denen wir die Art, wie wir leben und arbeiten, nachhaltig verbessern können. Viel Spaß beim Lesen!

Liebes Tagebuch,

so viele Wochen. Wow! Kannst du das glauben? Ich nicht. Ich habe immer noch den ersten Tag vor Augen. „Lucy, ab jetzt arbeitest du bitte von zu Hause aus”, lautete die Message meines Karriereberaters. Es fühlte sich verrückt an, aber auch irgendwie aufregend, weil es so viele Fragezeichen gab. Meine Schwester besuchte mich zu dieser Zeit. Ich werde niemals vergessen, wie wir abends auf der Couch saßen. Wir haben uns niemals im Leben so sehr gelangweilt, weil wir uns wie in einem Käfig gefühlt haben — wie zwei kleine Vögel, die nicht mehr fliegen dürfen. Ziemlich dumm, denn wir hätten ja zusammen kochen, Netflix schauen oder uns einfach nur unterhalten können, da wir uns eher selten sehen. Doch zu wissen, dass unsere Freiheit nicht mehr so ist, wie sie einmal war, hat unser ganzes Empfinden verändert. Dies wird auch FOMO (Furcht vor Versäumnissen) genannt. Natürlich war es auch mit einer gewissen Angst verbunden. All diese Push-up-Nachrichten auf dem Telefon über den Shutdown … Aber jetzt, mehr als vier Monate später, hat sich vieles geändert. Auch ich. Studien besagen, dass es 77 Tage dauert, bis man eine neue Gewohnheit angenommen hat. Ist das also „die neue Normalität”? Doch wenn man schon zurückblickt, sollte man auch in die Zukunft schauen. Wie wird das Leben weitergehen? Was kommt als nächstes?

Aber betrachten wir zunächst die letzten Wochen. Was habe ich vermisst, was ein paar Wochen vorher noch so normal war? Lernen oder lehren? Zuhören oder reden? Probleme oder Lösungen? Konsumieren oder produzieren? Ernsthaft oder lustig sein? Fragen, auf die ich Antworten gefunden habe. Antworten, die mit Sicherheit darüber bestimmen werden, wie wir zukünftig arbeiten.

In ein glückliches Rhizom verwandelt

In den ersten Wochen hatte ich das Gefühl, ein glückliches Rhizom zu werden. Ein Rhizom ist ein modifizierter unterirdischer Pflanzenstamm, aus dessen Knoten Wurzeln und Triebe sprießen. Er wächst weiter, auch wenn er gebrochen wird. Er passt sich den Gegebenheiten an und wächst in eine andere Richtung. Das geschah auch mit meiner täglichen Routine. Sie wurde zerstört und durch Anpassung in eine neue Richtung gelenkt. Ich denke, das gilt nicht nur für die tägliche Routine — die im Übrigen eines der wichtigsten Dinge war, die ich nicht verloren habe. Wir werden uns immer an eine sich ständig verändernde Welt anpassen müssen. Wir müssen also unsere eigenen Routinen finden, die wie Bojen in einem Ozean sind, so dass wir auch bei großen Wellen noch stark bleiben, egal was kommt (okay wow, das ist ein drastischer Vergleich — sogar für mich). Ein Aspekt meiner Routine bestand darin, das Glück zu bewahren, Spaß zu haben und den Kontakt zu Familie und Freunden zu pflegen. Dank der modernen Technologie war das möglich, und wir wurden kreativer denn je, z.B. durch virtuelle Spieleabende. Ich wusste immer, dass mir das wichtig war. Aber abseits dieser schnelllebigen, überreizenden, konsumierenden Welt da draußen wurde mir klar, was für mich wirklich wichtig ist. Wir waren mehr denn je miteinander verbunden. Deshalb nenne ich mich selbst ein glückliches Rhizom.

Offener und kreativer denn je geworden

Ich zeigte mich neuen Themen gegenüber super aufgeschlossen und probierte neue, kreative Dinge aus, für die ich normalerweise keine Zeit gehabt hätte. Ein Beispiel: mein Versuch, zwischen Heim und Büro zu unterscheiden, damit die Worte Home und Office nicht ineinander übergehen; oder mein Gehirn mit Vanille-Lotion und einer Kerze zu „hacken“, um in einen entspannten oder produktiven Modus zu gelangen — wer hätte das gedacht? Ich hätte das vor dieser aktuellen Situation sogar als verrückt bezeichnet. Aber verrückte Situationen verlangen nach verrückten Lösungen. Und Verrücktheit fördert die Kreativität.

Virtuelle Intelligenz erworben

Neue virtuelle Umgebungen erfordern neue Soft Skills. Virtuelle Intelligenz besteht aus zwei Hauptelementen: Zum einen verbessern die Körpersprache und ihre Chemikalien die virtuelle Kommunikation, zum anderen die Vernetzung. Die Kamera einschalten, um Augenkontakt herzustellen und um Vertrauen aufzubauen. Lächeln, um Glückshormone zu verbreiten. Sich gegenseitig motivieren. Gerade sitzen, um sich sicher zu fühlen. Beziehungen aufbauen, indem man sich wirklich um sein Team kümmert und es fragt, wie es die menschliche Komponente in der virtuellen Welt nicht verliert. Das sind nur einige der Wege, die zur virtuellen Intelligenz führen. Sie wird uns helfen, zukünftig effizienter zu arbeiten und nicht mehr für ein 30-minütiges Meeting in eine andere Stadt zu fliegen. Wir werden in der Lage sein, virtuell Vertrauen und Engagement aufzubauen. Und dies wird es uns ermöglichen, virtuelle Projekte in Perfektion durchzuführen.

Workshop von der Couch aus geleitet

Arbeiten von der Couch aus — das war früher Teil meines studentischen Alltags. Jetzt ist es mein Arbeitsalltag. Einen Workshop, bei dem wir normalerweise in einem Raum sitzen und bunte Post-its wild an die Wand heften würden, in eine virtuelle Version zu verwandeln, ist auf den ersten Blick nicht so einfach. Aber wenn man erst einmal die Grundlagen verstanden hat, welche Werkzeuge man verwenden muss und wie man im Team interagiert, macht es ziemlich Spaß. Vor allem, weil du gleich danach in deine Jogginghose, in der du Yoga machst, schlüpfen kannst, anstatt zum Flughafen zu fahren.

Die virtuellen Persönlichkeiten meines Teams kennengelernt

Persönlichkeitsmerkmale werden von verschiedenen Situationen beeinflusst. Eine solche Extremsituation wird von jedem Menschen anders empfunden. Manche verwandeln sich in soziale Schmetterlinge und wissen jedes Bit virtueller Interaktion zu schätzen, während manche Menschen versuchen, sie so weit wie möglich zu vermeiden und so schnell wie möglich in die reale Welt zurückzukehren. Diese neue Seite meiner Kollegen kennenzulernen und zu verstehen, was sie motiviert und wie man sie anspricht, um bestmöglich zusammenzuarbeiten, kann ein wahres Sherlock-Holmes-Spiel sein. Gleichzeitig kann sie aber auch die Interaktionen verbessern.

Meine Produktivität „gehackt“, um mehr Zeit für mich zu haben

Was ist mir wichtig und was macht mich glücklich? Obwohl ich meine Arbeit liebe, liebe ich auch meine Freizeit. Die Quarantäne zwang mich dazu, mich mit der Optimierung meiner Produktivität zu befassen, um mehr Zeit für das zu haben, was ich gerne tue. Oder einfach nur für das, was die Leute „Zeit für mich“ nennen. Welche „Hacks“ waren also die besten?

1. Identifiziere die wichtigsten Aufgaben und unterscheide sie dann zwischen dringend und wichtig. Was dringend ist, muss heute erledigt werden. Was wichtig ist, kann bis morgen warten.

2. „Singletask“ statt Multitasking. Unser Output kann so um das Zwei- bis Fünffache steigen.

3. Bitte deine Kollegen um negatives Feedback, um dich zu optimieren.

4. Körperliche Aktivität in der Sonne. Es scheint einen Zusammenhang zwischen Sonnenbestrahlung und der Verbesserung der Stimmung und des Gedächtnisses zu geben.

5. Berühre dein Telefon in den ersten 30 Minuten des Tages nicht und nimm dir die Zeit in der Dusche, um deine Gedanken, Probleme usw. zu strukturieren. Dort entstehen normalerweise meine besten Ideen.

Vergleicht man die vergangenen Wochen mit anderen „normalen“ Wochen, kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich noch nie so viel über mich selbst gelernt habe. Das gemächliche Umfeld und die Zeit, sich auf mich selbst zu konzentrieren, haben mir sehr geholfen und werden mich langfristig positiv beeinflussen. Gleichzeitig frage ich mich, wie die Zukunft aussehen wird. Was jedem auf der Zunge liegt, ist natürlich, dass wir alle gesehen haben, dass es nicht immer wichtig ist, physisch zusammen zu sein, um zusammen zu arbeiten. Sogar Workshops sind möglich. Wer hätte das gedacht? Aber besteht deshalb die Möglichkeit, dass es langfristig keine Büros mehr geben wird? Das würde bedeuten, dass ich in einen guten Arbeitstisch, einen Stuhl und zwei Computermonitore investieren sollte. Werden Unternehmen ihren Mitarbeitern dann eine Art Miete zahlen, da sie keine teuren Gebäude mehr bezahlen müssen und wir als Arbeitnehmer höhere Strom- und Wasserrechnungen bezahlen müssen, wenn wir mehr zu Hause sind? Aber was ist mit den Menschen, die super unmotiviert von zu Hause aus arbeiten? Einige Kunden wollen, dass die Beraterinnen und Berater wieder an Bord kommen. Allerdings ist das Reisen im Moment nicht einfach. Neue Hygienekonzepte verändern die Art und Weise, wie wir in einem Büro zusammenarbeiten. Ich bin mir nicht sicher, was besser ist: von zu Hause aus arbeiten oder vom Büro aus und dabei 100 Regeln beachten? Auch die Rückkehr in Hotels ist nicht mehr wie früher. Auch sie müssen mindestens 100 Regeln befolgen.

Ich bin mehr als neugierig, was als nächstes kommt und wie sich die Dinge ändern werden. Und obwohl es so viele Fragen gibt, freue ich mich darauf, erneut die Antworten darauf zu finden. Wie zu Beginn der Krise herrscht auch jetzt wieder viel Unsicherheit. Aber Unsicherheit bedeutet, dass wir viel lernen werden. Genauso wie ich gelernt habe, dass Quarantäne nicht bedeutet, wie kleine Vögel in einem Käfig gefangen zu sein. Ich hatte sehr wohl noch viel Freiheit. Nur anders, als ich es gewohnt war. Am Anfang sind Veränderungen immer unangenehm — aber sie geben uns die Möglichkeit, viel über uns selbst zu lernen. Genauso wie wir zu unseren Wurzeln abseits der schnelllebigen Welt zurückgekehrt sind. Mein Nach-Quarantäne-Glücks-Moment war, als ich mich mit meinem Kollegen und Freund zu einem After-Work-Drink auf meinem Balkon traf. Ich hätte nie gedacht, dass sich solch kleine Begebenheiten in so besondere und glückliche Momente verwandeln, die ich mehr denn je schätze. Vielleicht ist das etwas, das wir in unserem geschäftigen Leben gebraucht haben.

Interessiert daran, wie dein Arbeitsalltag bei Accenture aussehen könnte? Erfahre hier mehr über uns!

Die Autorinnen

Moin Moin aus Hamburg. Ich bin Louisa Rahder — Digital Transformation Analyst bei Accenture und digitaler Marketing-„Schwamm“. Digital Customer Experience, Digital Brand Communications and Strategy, Social Media, Content Marketing … die Liste könnte ewig weitergehen … das sind meine Themen und Leidenschaften. Ich liebe meinen Job und möchte so viel Wissen wie möglich aus den unterschiedlichsten Industrien „aufsaugen“. Um genau das tun zu können, bin ich seit März 2020 Teil der Interactive Family. Was hieß das für mich? Direkt nach meiner zweiten Woche ging es ab ins Homeoffice. Ich wurde also zum virtuellen Schwamm. Eine geheime Leidenschaft von mir ist das Schreiben. Deshalb berichten Adèle und ich mit hilfe des fiktiven Charakters „Lucy“, einer Mischung aus uns beiden, über unsere Erlebnisse: wie wir über uns selbst hinausgewachsen sind und „The Future Way of Working“ kennengelernt haben — und wie uns Social Distancing dazu gebracht hat, more connected than ever zu sein. Happy reading!

Mein Name ist Adèle Conraud und ich arbeite als Managerin bei Accenture Interactive.

Ich bin ein absolutes Accenture-Eigengewächs: Einem Praktikum während des Masterstudiums folgte der Einstieg direkt nach dem Abschluss. Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass ich mit dieser Entscheidung goldrichtig lag. Accenture bot mir die Chance, meine Karriere nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Ich hatte die Gelegenheit, in Asien und Amerika zu arbeiten und Europa zu bereisen.

Insbesondere in den letzten Monaten habe ich sehr viel über mich gelernt. Seit Anfang März trage ich die Verantwortung für zwei neue Counselees, also Neueinsteigern, die ich bei ihrem Karrierweg unterstütze. Direkt nach der ersten Woche begann das Arbeiten im Home Office. In dem Zuge haben Louisa und ich überlegt, wie wir über das neue Arbeiten berichten können und so den fiktiven Charakter „Lucy“ geschaffen. Aus ihrer Perspektive erhaltet ihr einen Einblick in unseren neuen Arbeitsalltag! Have fun!

--

--