“Kommt alle zur TINCON — wir freuen uns auf euch!”

Start Coding e.V.
Portraits
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7 min readMay 23, 2016

Am kommenden Wochenende, genauer gesagt vom 27. bis 29.05.2016, findet im Haus der Berliner Festspiele mit der TINCON das erste Festival für digitale Jugendkultur Deutschlands statt. Initiiert wurde das ganze von Tanja und Johnny Haeusler, die bereits vor mehr als zehn Jahren mit der re:publica eine der größten europäischen Konferenzen zu Internet und Gesellschaft ins Leben gerufen haben. Da die beiden selber Eltern zweier Teenager sind, wissen sie, wie schwierig die Vermittlung der viel erwähnten Medienkompetenz ist. Deshalb wollen sie mit der TINCON einen Ort schaffen, an dem Jugendliche sich vor allem untereinander, aber auf mit den Machern der digitalen Welt austauschen können.

Wenn ihr zwischen 13 und 21 Jahren alt seid, könnt ihr hier ein Ticket für alle drei Tage der TINCON für 25 Euro kaufen. Es gibt übrigens auch einen Gruppenrabatt für Gruppen ab 10 und 20 Personen. Wenn ihr noch Leute für eure Gruppe sucht, werde ihr vielleicht auf der TINCON-Eventseite auf Facebook fündig.

Wir sind schon sehr gespannt auf das Festival und wollten noch mal genauer hören, wer neben den beiden Gründern auf Hochtouren an den Vorbereitungen der TINCON arbeitet. Deshalb haben wir uns mit Bela Beckelmann getroffen. Er ist 17 Jahre alt, kommt aus Berlin Steglitz und ist seit April als “Praktikantengott” fester Bestandteil des TINCON-Teams.

Bela vor dem TINCON-Hauptquartie

Start Coding: Bela, wie bist du dazu gekommen ein Praktikum bei der TINCON zu machen?

Bela Beckelmann: Ich hatte hier im März beim Gaming ohne Grenzen Workshop mitgemacht. An zwei Wochenden haben wir in einer Gruppe von 10 Jugendlichen eine App entwickelt, die so barrierefrei wie möglich sein sollte. Dabei haben wir eine Gaming-App gebaut, in der sich der Spieler in einem dunklen Labyrinth orientieren muss — und zwar vornehmlich über Ton- und/oder Lichtsignale. Dadurch ist das Spiel auch für Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigung spielbar.

Nach dem Workshop habe ich mir gedacht „Hey, warum hier nicht mal ein Praktikum machen? Vielleicht wird danach sogar ein freiwilliges soziales Jahr draus.“ Mir wurde gesagt, ich solle mich extra nicht formell bewerben, sondern in einer Mail schreiben, wo meine Stärken und Schwächen liegen. Ich hab das Ganze ziemlich sachlich gehalten und ein paar Witze ergänzt, was wohl ganz gut angekommen ist — ich konnte als Praktikant bei der TINCON anfangen.

SC: Auf der Website der TINCON und auf deinem Twitter-Profil stehst du als “Praktikantengott”. Was macht so ein Praktikantengott den ganzen Tag?

Die TINCON ist unter tincon.org auf Snapchat unterwegs und natürlich hat dabei auch Bela seine Finger im Spiel.

BB: Alles, worum sich irgendjemand anderes nicht kümmern kann, weil er grade irgendwas wichtiges zu tun hat, z.B. einkaufen, oder den PC da drüben aufbauen. Außerdem kümmere ich mich um die Website, indem ich Einträge für neue Speaker einpflege, Inhalte verbessere und Schreibfehler korrigiere. Dann schaue ich, was auf unseren Social Media Kanälen passiert, wir bespielen nämlich alles: Facebook, Twitter, Instagram, Youtube und Snapchat (Username: TINCON.org).

SC: Hast du auch Programmpunkte mitgestaltet oder Speaker ausgewählt?

BB: Ich habe eine Menge vorgeschlagen, davon wurde eine Person reingenommen, nämlich Coldmirror, die Youtuberin. Johnny und Tanja hatten die Idee auch und das hat das eben gut zusammengepasst.

Außerdem bin ich auf der TINCON für die Gaming Area zuständig. Ich dachte, nur Speaker und Workshops werden vielleicht etwas langweilig und Games sind gut für ein bisschen Abwechslung. Jetzt wird es einen Bereich geben, in dem wir ein paar Indie Games spielen — also Spiele, die von eher unbekannten Entwicklern mit kleinen Budgets statt von den üblichen großen Unternehmen entwickelt wurden. Eine Retro-Ecke mit älteren Spielen auf dem Nintendo 64 wird es auch geben.

SC: Super Idee, wir kommen dann zum Mario Kart spielen vorbei. Was sind deine Lieblingsmomente als Praktikantengott?

Auch Belas Kollegin hat die Virtual Reality Brille mal ausprobiert. https://www.instagram.com/p/BEf65l9Hb5g/?taken-by=tincon

BB: Alle Momente, in denen ich Dinge ausprobieren kann. Ich hab letztens eine dieser Virtual Reality Brille aus Pappe bekommen, in man vorne sein Handy reinschieben kann. Und dann hab ich mit Trinus VR noch eine Software bekommen, die meinen Computerbildschirm auf mein Handy überträgt und für die Brille auf zwei kleine Bildschirme aufteilt. Damit kann ich jetzt jedes Spiel über die Brille spielen. Das Problem ist nur, dass ich ein relativ altes Handy habe, das schnell überhitzt.

SC: Auf welche Programmpunkte der TINCON freust du dich neben der Gaming Area am meisten?

BB: Ich freue mich auf Berufe, die kein Schwein kennt. Das stelle ich mir sehr witzig vor, weil man ein komplett anderes Spektrum an Jobs entdecken kann, von denen man vorher noch nie was gehört hat.

Dann bin ich gespannt auf den Talk mit Oguz Yilmaz — einem Ex-Mitglied von dem Youtuber-Trio Y-Titty: Plötzlich Millionen Fans: Oguz von Y-Titty erklärt, wohin mit der Verantwortung. Das Trio hat sich Ende letzten Jahres aufgelöst und er erzählt, was nach der YouTube-Karriere alles passiert. Das finde ich ziemlich interessant.

Außerdem gibt’s noch einen Workshop, in dem man Drawbots selbst bauen kann. Das sind Zeichenroboter, die aus einfachen Dingen wir z.B. Recycling-Materialien und Krimskrams aus Ein-Euro-Shops gebastelt werden können.

Drawbots zeichnen automatisch wilde Bilder: http://tincon.org/blog/sessions/drawbots/

Ich freue mich eigentlich auf die komplette TINCON und das ganze Programm.

SC: Warum brauchen wir die TINCON?

BB: Es gibt zwar Jugendmessen, aber es gibt keine Jugend-Internetmesse und die re:publica ist nicht auf die Jugend zugeschnitten, da die ja eher auf Business- und erwachsenere Menschen ausgerichtet ist. Die TINCON ist extra für 13 bis 21 Jährige gestaltet. Und dafür haben wir einfach das perfekte Programm zusammengestellt. Ich glaube, es ist echt wichtig, dass Jugendliche die Möglichkeit bekommen, ihre Interessen und ihr Wissen in Sachen Internet und digitalem Kram auszutauschen und zu erweitern.

SC: Welche Rolle spielt für dich das Internet? Ist es für dich überhaupt noch wegzudenken?

BB: Wegzudenken ist es ab und zu schon, weil ich mir zwischendurch Ruhe wünsche und ein dauer-vibrierendes Handy ganz schön nervt. Sonst benutze ich das Internet in letzter Zeit etwas weniger, weil ich wieder mehr zum Sport gehe und Freunde treffe. Aber es gab echt eine lange Zeit, in der ich nur am Computer hing. Ich kenne echt viele meiner Freunde aus dem Internet.

SC: Also ist das Internet für dich eher ein soziales Medium?

BB: Früher habe ich es viel zum Zocken genutzt, heute eben mehr zum Schreiben mit Freunden und für Musik.

SC: Kannst du deine Favoriten bei Apps, Games und Websites nennen?

BB: Ich würd sagen, die klassische Wecker-App ist echt wichtig, weil ich morgens nicht aus dem Bett komme (lacht).

Spielemäßig finde ich Overwatch super. Ich habe schon die offene Beta Version gespielt und am 24.05.2016 kommt das fertige Spiel raus.

Und Soundcloud ist eine meiner Lieblingswebsites, weil Musik eben gut und wichtig ist.

SC: Es wird ja immer viel von einer Digital- oder Medienkompetenz gesprochen. Die Begriffe beschreiben die Fähigkeiten Medien, die man benutzt, bewusst zu nutzen und ein Verständnis darüber zu entwickeln, wie sie funktionieren. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass man den Informations- und Wahrheitsgehalt von Inhalten kritisch hinterfragen kann, die in digitalen Medien dargestellt werden. Denkst du, dass die TINCON diese Fähigkeiten fördert?

BB: Ich denke schon. Jeder Programmpunkt beschäftigt sich ja irgendwie mit digitalen Medien und will Wissen darüber vermitteln. Außerdem gibt es einen Workshop zur Verschlüsselung von persönlichen Inhalten: Crypto-Klinik @TINCON: So sind deine Daten sicher. Da kann man bestimmt ganz gut hinter die Kulissen von Daten gucken und ich denke, dass viele Jugendliche so besser verstehen werden, was da los ist.

SC: Start Coding e.V. setzt sich ja dafür ein, das Kinder und Jugendliche die Möglichkeit bekommen, programmieren zu lernen und technologische Möglichkeiten zu entdecken. Hast du dich schon mal mit Programmieren auseinander gesetzt?

BB: Ja, ich hab eine lange Zeit die eher klassischen Programmiersprachen wie HTML, CSS und JavaScript ausprobiert, auf denen ja die meisten Websites und Anwendungen basieren, die wir im Internet nutzen. Außerdem habe ich ein bisschen im Bereich 3D Modelling und mit dem Hammer Map Editor gearbeitet. Ich habe nämlich eine Zeit lang so intensiv Counter Strike gespielt, dass mir die einzelnen Karten zu langweilig wurden. Deshalb habe ich dann angefangen selber Welten zu bauen, die ich dann mit meinen Freunden spielen konnte.

SC: Beschäftigst du dich aktuell noch mit solchen Dinge? Hast du Lust mehr in dem Bereich zu lernen?

BB: Ich würde gerne HTML weitermachen, dann mit PHP arbeiten, um eigene Webseiten aufzusetzen und generell den Quelltext von Webseiten und Software verstehen zu können können.

SC: Hast du einen Plan, wie du das Lernen und Verstehen angehen wirst?

BB: Mein Vater ist IT-Admin, der hilft mir ab und zu bei HTML. Aber wenn ich sonst irgendwie Hilfe brauche, gibt es im Internet eine Menge Tutorials für alles.

SC: Gibt es noch etwas, dass du unbedingt loswerden willst?

BB: Kommt zur TINCON! Wir freuen uns auf euch und es wird garantiert großartig!

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Programmieren ist die Sprache des 21. Jahrhunderts. Wir unterstützen Euch dabei sie zu lernen, um den kreativen Umgang mit Technologie zu fördern.