publicplan unterwegs auf der CeBIT 2016

Dr. Christian Knebel
publicplan GmbH
Published in
4 min readMar 20, 2016

Auch in diesem Jahr haben wir wieder die CeBIT für Sie besucht und uns die Messehighlights angeschaut. Besonderes Augenmerk haben wir auf Lösungen für die Verwaltungsdigitalisierung gelegt, die sich im “Public Sector Parc” (Halle 7) präsentiert haben.

Einheitlicher Ansprechpartner “neu belebt”

Nachdem durch die EG-Dienstleistungsrichtlinie aus dem Jahr 2009 in jedem Bundesland Portale für die elektronische Abbildung von Dienstleistungen für EU-Ausländer entstanden sind, hat das Thema in diesem Jahr anscheinend wieder an Relevanz gewonnen. Auf dem Stand des IT-Planungsrates befanden sich gleich zwei entsprechende Präsentationen:

Das Land Berlin war vertreten, um den aktuellen Stand des EA-Portals zu zeigen (https://www.berlin.de/ea/). Besonders beeindruckt hat uns die — sehr sinnvolle — Erkenntnis, dass das Portal neben den EU-Bürgern auch und vor allem den eigenen Bürgern hilft, die Standardprozesse abzuwickeln. Dazu werden auch Werbemaßnahmen unternommen, um das Portal und die dort medienbruchfrei angebotenen Dienste zu höheren Fallzahlen zu bringen, was offenbar auch gut gelingt.

Außerdem war das Bundeswirtschaftsministerium mit einem Infoterminal zum “EA 2.0” vertreten, der durch wechselnde Repräsentanten der EAs aus den Bundesländern bespielt wurde. Ziel des EA 2.0 ist es, die verschiedenen Portale der Bundesländer nach außen aber auch nach innen gerichtet zu vereinheitlichen. Das betrifft sowohl das Aussehen für den Bürger bzw. die Unternehmen als auch die Funktionsweise hin zur Verwaltung und den zuständigen Stellen.

Neben den Aktivitäten zum EA 2.0 scheint der Grund für die Aktualität des Themas “Einheitlicher Ansprechpartner”, dass zum 18.01.2016 die Berufsanerkennungsrichtlinie der EU in Kraft getreten ist. Damit wird geregelt, dass EU-Bürger auch für über 30 Berufe die Formalitäten zur Anerkennung im Deutschland über den Einheitlichen Ansprechpartner abwickeln können (und damit auch über das EA-Portal).

Wir als publicplan sind gemeinsam mit d-NRW (http://d-nrw.de/) seit 2015 mit der Weiterentwicklung des EA-Portals des Landes Nordrhein-Westfalen betraut. Vor diesem Hintergrund haben wir sehr viele Anregungen und Ideen von den sehr intensiven Gesprächen mit den anwesenden Personen mitgenommen. Wir möchten uns hiermit nochmals für die offenen und netten Gespräche bedanken und freuen uns auf ein Wiedersehen!

Serviceportale in neuem Gewand

Inhaltlich ähnlich zum Einheitlichen Ansprechpartner sind so genannte Service Portale, wie sie in einigen Bundesländern betrieben werden. Hier gab es Ende 2015 bzw. Anfang 2016 gleich zwei Re-Launches, die uns in Halle 7 präsentiert wurden.

Das Land Baden-Württemberg hat sein Portal (https://www.service-bw.de/) nicht nur einer optischen Auffrischung, sondern auch einer technischen Modernisierung unterzogen. Beeindruckt hat uns dabei die besonders präsente Suchfunktion, die im Stil von Google funktioniert und damit eine besonders intuitive Art darstellt auf Verwaltungsinformationen und Zuständigkeiten zuzugreifen. Damit nutzt das Land einen ähnlichen Ansatz wie wir ihn in Nordrhein-Westfalen mit der Verwaltungssuchmaschine NRW (http://vsm.d-nrw.de/) bereits seit einigen Jahren verfolgt. Die Verbindung von Zuständigkeitsfinder und normaler Suchmaschine hat sich bewährt.

Auch das neue BayernPortal (http://freistaat.bayern/) folgt diesem Ansatz und präsentiert einen überdimensionierten Suchschlitz als Einstieg in die Verwaltungswelt in Bayern. Konzeptionell scheint sich hinter dem Portal ein Zuständigkeitsfinder zu verbergen, der optisch jedoch recht leicht zugängig erscheint.

Wirkliche Highlights im Public Sector Parc — Mangelware

Wie man aber bereits an unseren herausgegriffenen Beispielen sieht, sind wirkliche Innovationen in Halle 7 in diesem Jahr “Mangelware”. Bestehende Ideen der Verwaltungsdigitalisierung wurden erneuert und verbessert, wirklich Neues sucht man vergebens.

Die bereits seit Jahren bekannten Themen der eRechnung, Sicherheit (in allen Formen von Signatur, Authentifizierung, Kryptographie bis hin zum nPA), ePayment und die zahlreichen kommunalen Nischenlösungen (vorrangig auf dem Gemeinschaftsstand von DATABUND e.V.) ergeben sicherlich ein rundes und reelles Bild der Verwaltungslösungen im Jahr 2016, jedoch fehlen wirkliche Innovationen.

Die Welt außerhalb von Halle 7 — START-UPS DIGITALE WIRTSCHAFT NRW

Aus unserem — zugegebenermaßen kurzen — Streifzug durch die anderen Messehallen ist uns neben den bereits in der Presse präsentierten Highlights (z.B. IBM Watson) ein Startup auf dem Gemeinschaftsstand des Wirtschaftsministeriums Nordrhein-Westfalen in Halle 11 aufgefallen: Tagxter Site Guide aus Köln (https://www.tagxter.com/).

Durch unsere museale Nähe ist uns dieses Start-up aufgefallen, da es so genannte “Site Guides” für Hochschulen, Parks, Industriegelände, Städte, Kliniken, Zoos und Freilichtmuseen erstellt. Dabei handelt es sich um Apps (iOS, Android, Windows Phone), mit denen die Besucher durch das Gelände navigiert werden. Neben dieser Orientierungsfunktion werden auch Informationen eingeblendet (Texte und Medien zu POIs). Für Betreiber stellt das eine moderne und vor allem ständig aktualisierbare Möglichkeit dar, den Besuchern zeitgemäß Inhalte zu vermitteln und Orientierung zu geben.

Als erster Kunde plant die Hochschule Fresenius die App an den 7 Standorten weltweit einzusetzen und wir wünschen uns, dass auch bald möglichst viele Museen die Vorteile dieser Standardlösung gegenüber eigens entwickelten Apps erkennen.

Fazit

Alles in allem hoffen wir, dass die CeBIT insgesamt, aber auch der Public Sector Parc im kommenden Jahr mit mehr wirklichen Innovationen aufwarten können und die CeBIT damit wieder an Bedeutung im internationalen IT-Messezirkus gewinnt. Wir zumindest werden uns die Messe wieder anschauen und haben und die Woche vom 20. bis 24. März 2017 im Kalender markiert.

Originally published at www.publicplan.de.

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