Kapitalismus — einfach erklärt. Mit einem Satz

“Menschen kaufen mit Geld, das sie nicht haben, Sachen, die sie nicht brauchen”.

Christoph Schweres
rigel-computer.com
4 min readJul 10, 2024

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Kaufen kaufen kaufen kaufen kaufen kaufen — KI-generiert
Kaufen kaufen kaufen kaufen kaufen kaufen — KI-generiert

Meine Liebe zur deutschen Sprache ist einer der Gründe, hier bei Medium überhaupt zu veröffentlichen.
Die Feinheiten, Nuancen, sensiblen Fallen im täglichen Wort-Gewaber. Immer eine Freude, ihnen nachzusteigen.

Oder hatten Sie schon mal einen Besen dabei, als Sie “umgekehrt” sind?

Schon die Überschrift beinhaltet eine solche Feinheit:

Es heißt nicht umsonst “MIT einem Satz” — und nicht “IN”.
Denn “IN” würde bedeuten, dass ALLES enthalten ist, wie bei “all in” im James Bond Pokerspiel in “Casino Royal”.

“Mit” hingegen, das heißt “verMITtels”, der Satz “Kapitalismus — einfach erklärt” ist also nur ein Mittel, keine umfassende Weisheit.

Ginge sowieso nicht, denn ich bin kein Ökonom!

Die Kurzform stammt auch nicht von mir, ich habe sie mal irgendwo aufgeschnappt, sicher aus berufenerem Munde als aus meinem gekommen. Sicher nicht ganz ernst gemeint, eher wohl zynisch, der Zitatgeber ist ebenso sicher eher im Lager der Keynsianer zu verorten:

Und er enthält einiges an wirklich Interessantem!

Drei Aspekte — in nur einem Satz!

1 ) “Geld, das man nicht hat”

… das muss man sich leihen!
Logisch. Man geht also zur Bank.

Tatsächlich entsteht Geld in einem kaptitalistischen Wirtschaftssystem genau so: indem man sich bei einer Bank Geld leiht.

Die Bank muss nur einen gewissen Prozentsatz vom Kapital als Eigenkapital vorhalten. Verleihen kann sie — sofern sie den Vorgaben von BaFin etc. gerecht wird — um ein Vielfaches mehr.

Potentielle Konsumenten leihen sich also Geld bei ihrer Bank.
Erst in DEM MOMENT, in dem sie damit etwas kaufen, das — zuvor virtuelle — Geld also einen phyischen, idellen oder sonstigen, messbaren Gegenwert erhält, ist Geld wirklich entstanden (so hoffe ich zumindest, es selber korrekt verstanden zu haben).

2) “Sachen, die sie nicht brauchen”

… von denen ihnen aber jemand gesagt hat, dass sie sie trotzdem kaufen sollen — Angebots-orientierter Wirtschafts-Ansatz.

Bedarfs-Weckung.
U.a. durch Werbung. Unternehmen müssen ihr Zeug verkaufen — und die Kunden davon überzeugt werden, dass sie das Zeug auch brauchen.

Hier spielt natürlich mit hinein, dass Menschen dazu neigen, sich mit anderen zu vergleichen.
Ökologisch besonders verheerend: Die Kaffeekapsel.
“Wenn George Clooney die bewirbt, dann muss das ja was taugen — und wenn ich solchen Kaffee trinke, dann sehe ich direkt aus wie George Clooney — und alle Gäste wissen, dass ich mir die sinnlos teuren Kapseln auch leisten kann. Ich steige DIREKT auf im gesellschaftlichen Rang… “

Es gibt aber noch weit verheerende Auswüchse, bei denen der Konsument zwar das Ziel, nicht aber der Auslöser ist:

Bedarfsweckung mal anders: Das “General Motors Straßenbahn-Kartell”

Ziel war, in den USA Autos zu verkaufen (und im Anschluss natürlich Benzin). So richtig kam das wohl nicht in Schwung, nicht zuletzt, weil viele Städte Straßenbahn-Netz hatten, mit denen man problemlos (und wahrscheinlich besser als heute in Deutschland) von A nach B. Ein Auto brauchte da niemand wirklich

Das führte zu einem Kartell, bei dem große Konzerne wie General Motors (GM), Firestone Tire, Standard Oil of California und Mack Trucks in den 1930er Jahren systematisch Straßenbahnen aufkauften — um sie zu zerstören.

Wer heute Berichte aus den USA sieht, der merkt schnell: Das hat funktioniert!

Zwar wurden die Konzerne verurteilt… aber die Straßenbahnen waren weg — und Autos werden bis heute verkauft.

3) “Menschen kaufen”

Menschen, die kaufen, werden Konsumenten genannt. Oder Verbraucher. Sie konsumieren. Sie verbrauchen… Und das ist der Punkt!

Das Zitat, dass mir an solchen Stellen stets einfällt, ist von dem von mir hoch-verehrten Soziologen Harald Welzer:

“Das muss man sich vorstellen: Wie haben ein Wirtschaftssystem, in dem sich Käufer als “Verbraucher” bezeichnen…”

Im Umfeld aktuellster Probleme in Sachen Umwelt und Ressourcen betrachtet und zitiert.

Kaufen kaufen kaufen kaufen kaufen kaufen — KI-generiert
Kaufen kaufen kaufen kaufen kaufen kaufen — KI-generiert

Eine Facette trägt auch einen Namen, der den Irrsin schon in sich trägt:

Fast Fashion — verbrauchen und zerstören um jeden Preis, Hauptsache es ist billig.

Wie gesagt: Ich bin kein Ökonom.
Aber hoffe dennoch, eine sinnstiftende Einsicht ermöglicht, und zu weiterem Nachdenken angeregt zu haben — vermittels des Auseinandernehmens eines einzigen Satzes.

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Christoph Schweres
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