Das Praktikum — Teil 2

Aaron (sblog)
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5 min readJul 5, 2017

Im letzten Artikel “Das Praktikum — Teil 1” habe ich Euch das A-Praktikum vorgestellt. Thema dieses Artikels soll das Praktikums-Protokoll sein. Zu diesem Zweck möchte ich Euch an Versuch 10 “Dia- und Paramagnetsimus” verdeutlichen, was beim Schreiben des Protokolls beachtet werden muss und in welcher Form das Protokoll verfasst wird.

Das Protokoll setzt sich grob gesagt aus Einleitung, Theorie, Durchführung, Auswertung und Diskussion zusammen. Ich habe zum Schreiben des Protokolls das Textverarbeitungsprogramm LaTeX benutzt, was in der Uni Standard ist. Anders als bei den meisten Textverarbeitungsprogrammen, die nach dem Prinzip “what-you-see-is-what-you-get” arbeiten, wird in LaTeX ein Quellcode geschrieben, der dann von einem Compiler in ein PDF-Dokument umgewandelt wird. Im Quellcode werden Befehle eingegeben, die der Compiler erkennt und umwandelt. Mit LaTeX können Graphiken, Tabellen und mathematische Formeln sehr einfach eingebunden werden, was für wissenschaftliches Arbeiten sehr wichtig ist. Ich denke, viele von Euch kennen das Problem, wenn man ein Bild bei Microsoft Word einfügen möchte, das Bild aber das ganze Layout zerstört und man wirklich einfach nur ausrasten könnte. In LaTeX ist das gar kein Problem, weil dem Bild mit einem Befehl im Quellcode gesagt werden kann, wo es im PDF-Dokument zu erscheinen hat. Hier seht Ihr ein Beispiel für einen LaTeX-Quellcode mit einem Bild,

Der Quellcode sieht zwar sehr kryptisch aus, ist aber ganz einfach zu verstehen. Vor jeden Befehl in LaTeX wird ein \ gesetzt, damit der Compiler weiß, “Aha ich muss was machen”. Die eingefügte Graphik wurde mit Gnuplot erstellt. Es folgt der zugehörige Ausschnitt des PDF-Dokuments:

Krass oder? Ich finde es richtig cool mit LaTeX zu arbeiten, weil es so einfach zu benutzen ist und saubere Resultate liefert. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich die grundlegenden Befehle auswendig konnte, aber danach war die Benutzung von LaTeX ein Kinderspiel. Lustigerweise schreibe ich manchmal, wenn ich einen normalen Text schreiben möchte, in LaTeX Quellcode. Scheinbar hat mein Gehirn durch das Protokollschreiben einen ernsthaften Schaden genommen :D.

Nun aber zum Aufbau des Protokolls. Zuerst schreibe ich eine kurze “Einleitung”, die erläutert, von welcher Thematik der Versuch handelt, warum die Thematik wichtig ist und was der Versuch vermitteln soll. Im Quellcode könnt Ihr sehen, dass Text in LaTeX ganz normal geschrieben wird.

Der Quellcode zur EInleitung meines Protokolls zum Versuch Dia- Paramagnetsimus

In der “Theorie” gebe ich auf knapp zwei Seiten die wichtigsten Formeln, die in der Auswertung gebraucht werden, und die grundlegenden Hintergründe zum Versuch wieder. Im folgenden Quellcode sind besonders die Matheumgebungen \begin{align} auffällig, die benutzt werden, um Formeln in LaTeX einzubinden.

Der Abschnitt “Durchführung” beinhaltet den Versuchsaufbau und die Versuchsdurchführung. Ganz allgemein beschreibe ich in der dritten Person, was ich im Versuch genau gemacht habe und wie ich vorgegangen bin.

Die “Auswertung” richtet sich nach dem Praktikumshandbuch. In diesem befinden sich Aufgabenstellungen, die ich bearbeiten muss. In meinem letzten Artikel habe ich bereits etwas über die Auswertung geschrieben, schaut ihn Euch doch einfach an, wenn Ihr mehr erfahren wollt, “Art”.

Im letzten Abschnitt des Protokolls sollen die Ergebnisse aus der Auswertung diskutiert werden. Die “Diskussion” befasst sich mit dem Vergleich der erhaltenen Werte mit denen, die aus der Theorie zu erwarten sind. Falls die Werte nicht übereinstimmen, was sehr oft der Fall ist, sollten mögliche Fehlerquellen angegeben werden. Ich bewerte den Versuch auch meistens hinsichtlich der Durchführung und der Aufgabenstellung.

Das Schreiben läuft bei mir so ab, dass meine Praktikumspartner und ich uns das Protokoll untereinander nach der oben gezeigten Gliederung aufteilen. Meistens schauen wir uns auch gemeinsam Altprotokolle an, z.B. auf “h-Tilde”, damit wir wissen, was auf uns zukommt. Häufig setzen wir uns dann gemeinsam in den Cip-Pools der Fakultät an den Computer und helfen uns gegenseitig bei den verschiedenen Sektionen.

Insgesamt empfinde ich das Protokollschreiben als zeitlich sehr aufwendig. Gerade im ersten Semester, als ich mich noch zurechtfinden musste, habe ich manchmal auch bis 2:00 Uhr morgens in der Uni gesessen. Wie Ihr Euch sicherlich vorstellen könnt, war das für mich sehr frustrierend. Aber wenn das Prokoll dann fertig ist und abgegeben werden kann, ist das ein schönes Gefühl, insbesondere, wenn ich das Gefühl habe, dass ich den Versuch gut verstanden habe. Das Protokoll muss eine Woche nach der Durchführung eingereicht werden. Wenn man seine Sache gut gemacht hat, wird das Protokoll testiert, wenn nicht, muss das Protokoll verbessert und erneut eingereicht werden, aber das ist meistens auch kein Beinbruch.

Im zweiten und dritten Versuchsblock gibt es je ein bewertetes Protokoll, was von jedem Praktikanten einzeln angefertigt wird. Das bewertete Prokoll im zweiten Semester hat mir geholfen, Gnuplot besser zu verstehen, weil ich mich sehr gründlich mit dem Versuch auseinandergesetzt habe und wollte, dass meine Plots schön aussehen. Während ich das Protokoll geschrieben habe, kam es mir wie eine Miniklausurenphase vor. Ich war von morgen bis abends in der Uni und habe jede Menge ungesundes Zeug gegessen. Trotzdem hat mir das Protokoll Spaß gemacht, weil ich durch das gründlich Vorgehen den Versuch sehr gut verstanden habe.

Es wäre schön, wenn ich jeden Versuch so gut verstehen würde, wie den Bewerteten, aber dazu müsste ich sehr viel Zeit aufwenden. Im ersten Semester war ich vom Praktikum etwas enttäuscht, weil ich erwartet hatte, dass es eine sehr gute Abwechslung zum theoretischen Vorlesungsalltag bietet. Ich hatte mich darauf gefreut, jeden Versuch genau durchzuführen und wirklich gut zu verstehen, bin aber am zeitlichen Aufwand gescheitert. Inzwischen hat sich meine Enttäuschung aber gelegt, da ich für mich erkannt habe, dass ich die Versuche nicht alle bis ins letzte Detail verstehen soll. Viel mehr denke ich, dass das Praktikum eine Chance bietet, sich an wissenschaftliches Arbeiten zu gewöhnen.

Bis Bald, Aaron

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Aaron (sblog)
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Hey, mein Name ist Aaron. Ich schreibe über das Physikstudium an der Georg-August-Universität Göttingen.