Eine Kampfansage ans 2. Semester

Kim (sblog)
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3 min readApr 16, 2017

Mein Wecker klingelt wieder früh morgens.
Ich stehe wider Willen auf, schmeiße die halbfertigen Übungszettel in meine Tasche und mache mich auf den Weg in die Physik.
Und irgendwie fühlt es sich bekannt an.

Um 8:17 bin ich im Hörsaal, husche zu meinen Freunden in die Reihe, schlage mein neues Heft auf und lege meine bunten Stifte bereit, um alles, was der neue Professor sagt, übersichtlich und farbenfroh mitzuschreiben.

90 Minuten später bereue ich es mal wieder keinen Kaffee zu trinken und bereite mich schonmal auf die nächst anstehende Vorlesung vor, indem ich versuche, mich daran zu erinnern, was wir letztes Mal besprochen hatten.

Das neue Semester hat begonnen und alles fängt wieder von vorne an.
Der einzige Unterschied zum Wintersemester ist, dass die Sonne jetzt vor mir aufsteht.

Nach nur vier Tagen des Sommersemesters 2017 bin jetzt schon froh darüber, über Ostern frei zu haben - um Unisachen zu erledigen: Die Mathe möchte vollständig verstanden werden und der dazugehörige Übunsgzettel lächelt mich auch schon verführerisch an. Dazu kommt, dass ich so schlau war, im letzten Semester ab dem Punkt taub zu werden, wo die Worte “nicht mehr klausurrelevant” fielen, was sich jetzt auf meiner To-Understand-Liste bemerkbar macht.
Zukünftige Protokolle möchten auch meine Aufmerksamkeit ergattern, sie fühlen sich vernachlässigt, da in sie vor kurzem doch noch so viel Arbeit und Zeit gesteckt wurde. Man könnte ja schonmal den Theorieteil vorschreiben, dann hat man später weniger zu tun…

Aber nein, Mathe geht erstmal vor. Und Experimentalphysik. Und Analytische Mechanik, das neue Modul des Semesters, wo uns die Theorie hinter der mechanischen Physik beigebracht werden soll, was vielversprechend klingt.
Denn auch in vier Tagen wurde schnell deutlich gemacht, dass sich der Arbeitsaufwand eher intensiviert anstatt weniger zu werden.

Jetzt bin ich im Fachschaftsrat der Physik und der jDPG auch aktiv, was nicht zu kurz kommen möchte, da es sich als guter Ausgleich darstellt, der trotzdem noch etwas mit Physik zu tun hat. Und weil es Spaß macht.

Achja, und dann habe ich mich noch für ein Geschichtsseminar dieses Semester angemeldet.
Ihr erinnert euch? Geschichte wollte ich ja irgendwie neben dem Studium machen. Habe ich leider nur sehr dürftig geschafft.

Aber jetzt. Aber jetzt… Jetzt möchte ich in diesem Semester alles unter einen Hut kriegen: Physik, Geschichte und Soziales.
Noch scheint mir das ein wenig utopisch.

Wie soll ich bitteschön wöchentlich lange historische Texte lesen und durcharbeiten, mich sozial und hochschulpolitisch engagieren und dabei meine Noten aus dem ersten Semester beibehalten?

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, ob ich das alles so schaffe.

Keine Ahnung, ob ich dieses Jahr von vornerein super in den Physikstoff reinkomme und auf Anhieb viel verstehe.
Keine Ahnung, als wie aufwendig sich das Geschichtsseminar erweisen wird.
Keine Ahnung, wieviel Zeit ich am Ende damit verbringen werde Veranstaltungen mit dem Fachschaftsrat zu organisieren.
Keine Ahnung, ob meine Freunde und andere Hobbys dabei noch kürzer kommen werden als schon letztes Semester.

Aber Probieren geht ja bekanntermaßen vor Studieren, also warum nicht?

Euch werde ich hier auf jeden Fall davon berichten, wie es läuft.

Und vielleicht muss ich auch einfach nur noch früher aufstehen, um das 2.Semester erfolgreich mit all seinen Möglichkeiten und Hindernissen bezwingen zu können.

In diesem Fall sollte ich mich dann doch langsam an Kaffee gewöhnen…

Ein friedliches, von mir in der Lernphase geschaffenes Knet-Alpaka, das gemütlich auf meiner Mathe-Übersicht sitzt und von all dem Stress nichts mitbekommt.

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Kim (sblog)
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Hi, mein Name ist Kim. Ich schreibe über das Physikstudium an der Uni Göttingen.