Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Tipps, wie ihr euch im Studium am besten behilflich sein könnt!

Leonie (sblog)
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5 min readJul 8, 2017

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Zum Ende des zweiten Semesters haben wir uns oft an den Anfang unseres Studiums zurückerinnert. Tja, damals! Man hat dasselbe gemacht wie heute, nur hat es sich ganz anders angefühlt. Das liegt daran, dass es ziemlich lange gedauert hat, bis man herausgefunden hatte, wie man sich am besten bei unterschiedlichen Herausforderungen behilflich sein kann. Denn es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, die meisten Probleme hatten andere Leute schon vor einem und meistens klappt es besser, wenn man es nicht ganz im Alleingang versucht. Also hier die heißesten Tipps von mir:

Zettel rechnen

Den ersten Mathe Zettel, den ich gerechnet habe, habe ich in der Cafeteria der Mathematik bearbeitet. „Zettel rechnen“ ist ein etwas trügerischer Begriff. Wie hoffentlich in dem Artikel „Kniffeln, Knobeln, Kapitulieren“ über einen AGLA Zettel aus dem ersten Semester deutlich wird, ist so ein Zettel ein Heidenaufwand und wird eben nicht mal schnell gerechnet wie eine quadratische Gleichung. Es erfordert stundenlanges Rumüberlegen an meist unbekannten Problemen. Viel zu spät ist mir bewusstgeworden, dass es manche Aufgaben gibt, die man nicht alleine lösen kann und soll! Was fast immer benötigt wird, sind die Vorlesungsmitschriften oder das Skript, falls vorhanden, um Definitionen nachzuschauen. Zu manchen Themen werden Beweise allerdings nicht in der Vorlesung behandelt und sollen dann auf dem Übungszettel bearbeitet werden. Ausdenken kann man sich die Lösung dann schwer, aber das wird auch nicht erwartet. Es ist also auf jeden Fall empfehlenswert, beim Zettel rechnen immer ein Buch parat zu haben, in dem möglicherweise genau der Beweis steht, der gefordert wird. Diesen nachzuvollziehen ist dann das eigentliche Lernziel und manchmal schon an sich schwer genug.

Nachdem uns der Aufwand für die Zettel bewusst geworden ist, haben wir einfach zu sechst einen Übungssaal belegt und unsere gemeinsamen Lösungen an die Tafeln gekritzelt. War alles ganz einfach im Nachhinein ;)

Protokoll schreiben

Auch für das Praktikum, also die 6 Versuche pro Semester, die anschließend ausgewertet werden, gibt es zahlreiche Hilfsmittel. Da ist allerdings Vorsicht geboten

Für die Theorie bietet es sich wieder einmal an, in Bücher zu gucken. Die meisten Versuche sind in den Experimentalphysik Bänden von Demtröder ganz in Ordnung behandelt, aber der Vollständigkeit halber lohnt es sich auch, in anderen Büchern zu stöbern, ob etwas Passendes zu finden ist.

Die Auswertung ist dagegen nicht so einfach in Büchern nachzulesen — logisch, die gilt ja auch nicht allgemein, sondern ist für jeden Versuch eigens anzufertigen. Trotzdem gibt es im Internet dazu einige Altprotokolle. Am empfehlenswertesten ist die Seite http://www.htilde.de/protokoll, aber auch http://www.genug-davon.de, http://weniger-davon.de und viele andere laden Beispielprotokolle hoch. Die Namen der Internetseiten bieten schon einmal einen schönen Einblick in das Gefühl beim nächtlichen Protokoll schreiben! Das Problem an der ganzen Geschichte ist, dass in vielen dieser hochgeladenen Protokolle Fehler sind. Es lohnt sich also, die Idee hinter dem Ganzen zu verstehen, nach- und ausrechnen sollte man allerdings immer alles selber. Glaubt bloß keiner Statistik, die ihr nicht selber gefälscht habt!

Zu guter Letzt die größte Herausforderung: Graphen aus den Messwerten zu erzeugen — die auch noch Sinn machen sollen, so was Doofes! Die Uni empfiehlt den StudentInnen zuerst das Programm Gnuplot, welches auf den Uni Rechnern installiert ist. Im Grunde ist Gnuplot wie eine Mischung aus Excel Rechnung und einer eigenen sehr intuitiven Programmiersprache. In seinem Artikel „Das Praktikum — Teil 1“ liefert Aaron ein sehr schönes Beispiel für eine einfache lineare Auswertung der Messwerte. Auf htilde gibt es glücklicherweise auch einige Rahmendateien, zum Beispiel für das Erstellen einer Näherungsfunktion einer um 15° gedrehten Ellipse, das hätte ich alleine niemals hinbekommen. Des Weiteren kann ich getrost zu Google raten, denn dort findet man am schnellsten die aktuellsten Tipps zum Programm.

Das ist die Vorlage für den Gnuplot Code der Ellipse. Und ja es ist so kompliziert, wie es aussieht, kein Wunder, dass ich im ersten Semester erstmal eine Stunde lang überfordert vor dem Programm saß …
Das ist die fertige Ellipse. Ziemlich schön, huh? Nächstes Mal weiß ich dann selber, wie man Polarkoordinaten auf Gnuplot einstellt.

Klausurvorbereitung

Das große Angst-Thema ist wundersamerweise immer wieder die Klausur. In einem Physikstudium sind die Klausuren eigentlich nicht so wichtig, die Noten werden eh nicht besonders gut, sind nach dem Bachelor in den meisten Fällen irrelevant, denn die Eigenleistung während des Studiums ist viel höher als für die Klausuren. Leider habe ich nicht so wirklich das Gefühl, dass sich das der Uni-Alltag wiederspiegelt. Der Fokus liegt oft darauf, ob irgendetwas klausurrelevant ist und je näher die Klausuren kommen, desto weniger Mühe gebe ich mir bei Modulen, bei denen ich die Klausur erst auf den Zweittermin schreibe oder zum Beispiel beim Praktikum, welches nicht bei jedem Versuch benotet wird. Das liegt unter Anderem daran, dass man sehr viel zu erledigen hat und alles gründlich zu behandeln im Semester bereits utopisch ist, in der Klausurenphase dann gänzlich unmöglich. Besonders anstrengend finde ich, wenn in der Bibliothek Zettel gelöst werden und bei Aufgaben, die sich nicht sofort lösen lassen, mit panischen Stimmen diskutiert wird, ob die Klausur-Aufgaben auch so schwer werden. Alles halb so wild: wenn man sich zu helfen weißt, kann man ganz getrost entspannt bleiben.

Im ersten Semester habe ich auf die meisten Klausuren nur mit den Aufzeichnungen der Übungen, der korrigierten Übungszettel und den Vorlesungen gearbeitet. Wie bereits beim Bearbeiten der Zettel sind Bücher nie verkehrt, besonders am Anfang, wenn man erstmal den Stoff verstehen möchte. Kommt es dann zum Üben, sollte man sich schnell mit Altklausuren beschäftigen, das Niveau der Klausuraufgaben unterscheidet sich nämlich deutlich von dem der Übungszettel! Diese findet man zum Beispiel im Mathe- oder Physikforum in der Uni internen Plattform. Dazu kann ich euch leider keinen Link weiterleiten, weil man dafür im Forum angemeldet, also in der Uni eingeschrieben sein muss. Das findet ihr aber bestimmt! Oft werden auch zusätzliche Übungsaufgaben von den ProfessorInnen oder ÜbungsleiterInnen zur Verfügung gestellt.

Sieht nicht besonders spaßig aus, aber alleine wär’s 1000 Mal schlimmer gewesen!

Und generell für alles!

Sozial sein! Der aller aller aller wichtigste Tipp von mir: Fragt Leute! Alle machen dasselbe durch und kämpfen sich durch dieselben doofen Probleme. Mal habt ihr einen Tipp für die anderen, mal ist es umgekehrt, aber man muss wirklich nicht alles alleine hinbekommen. Außerdem ist es viel schöner, möglichst viel gemeinsam für die Uni zu tun, daraus können wahre Freundschaften entstehen.

Das war’s von mir als Tipps, ich hoffe, es ist gut gebündelt, sodass die Hürde für euch ein wenig kleiner geworden ist und ihr manche Adressen schon früher kennt als ich.

Liebe Grüße
Eure Leonie

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Leonie (sblog)
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Hallo, mein Name ist Leonie. Ich schreibe über das Physikstudium an der Uni Göttingen.