Geheimnisse, das Richtige und Erkenntnis

Rudolf T. A. Greger
Schritte aus dem Schatten
4 min readApr 6, 2021

(Logbuch-Eintrag 20210406.0643 und .1148) — 5 Tage kein Logbuch, so Feiertage sind eine Bremse. Nicht dass in diesen Tagen nichts passiert ist, ich komme nicht dazu es aufzuschreiben.

Oder besser gesagt, ich bin zu faul es aufzuschreiben? Ich kann in solch einer Tagesfolge den inneren Schweinehund nicht überwinden.

Bin ich zu streng zu mir? Vielleicht, immerhin hab ich am Freitag (also vor 4 Tagen) den eNewsletter »Design-Thinking am Oster-Sonntag« vorbereitet, habe einen Blogartikel veröffentlicht, habe einen für Sonntag geschrieben; ich habe vor drei Tagen (am Samstag) den eNewsletter programmiert — und gegrübelt, ob es richtig ist, ob es gut geschrieben ist, ob es kurz genug ist; ich hab sogar die Landingpage für die Subskription von »9 Schritte zum Business Model« vorbereitet.

Schroff und zu direkt?

Hm, ich beklagte mich am Sonntag dann, dass ich offenbar zu schroff, zu direkt, zu unsensibel bin. Dabei wähnte ich mich als empathisch. Das ist ja eine der 3 Kerneigenschaften für Design-Thinking.

Andererseits wird das vom Managementdesigner gewünscht, ja, sogar als Vorteil begrüßt, wie einer der Testimonials das formuliert. Der Manager braucht ungeschmincktes Feedback. Deswegen sucht er sich so einen Sparringspartner wie mich. Wenn ich dann nicht zupacke, nicht in aller Offenheit ausspreche, was sich andere denken (und eben nicht sagen), dann braucht er mich nicht. Fürs schönreden hat er die anderen. Mit mir fühlen wir den Themen auf den Zahn, entdecken die Ungereimtheiten und polieren die Ideen auf Hochglanz.

Managementdesign & Wissensarbeiter

Auch dazu ein paar Notizen vom Montag. Da notierte ich, der Managementdesigner hilft beim Designen des Managements; dem Management an sich; dem des Managers, des Unternehmers; ja auch dem Selbstmanagement des Studenten, des Kaufmanns und des Handwerkers. Es geht darum, die Menschen dabei zu unterstützen es einfacher, bequemer, effektiver zu haben.

Warum soll der Dialog mit den Mitarbeitern unbequem sein, warum das Schreiben der Masterthesis unangenehm. Das soll alles freudvollesarbeite sein.

Ich biete mich als Sparringspartner für diese Wissensarbeiter an und erweitere dabei den Begriff des Wissensarbeiters. Auch der Handwerker, der einen Betrieb oder eine Montagegruppe ableitet, ist in einzelnen Momenten Wissensarbeiter; vielleicht ist es eine Frage des Leaderships. Für gutes Leadership braucht es gute Gedanken. Diese zu entwickeln ist Wissensarbeit. Wissensarbeit erkennt man daran, dass man eben nicht erkennt, ob jemand gerade arbeitet; nachdenken sieht man schwer (obschon man es gelegentlich deutlich erkennen kann, ob jemand nachdenkt oder nichts macht). Für Leadership verwendet man Managementdesign, denn es geht letztlich darum eine Organisation zu erhalten, die läuft wie eine gut geölte Maschine.

Unser Konzept des Managementdesign leitet dazu an und wendet sich an all jene, die daran denken, etwas zu verändern.

Über das Management hab ich im sechsten Satz der »6 Sätze über Design« geschrieben. Auch über die Unternehmer und Selbstständigen. Und Steve Jobs hat auch ein paar wertvolle Gedanken dazu preisgegeben. Das werde ich wohl in einem der nächsten Artikel verarbeiten.

Das alte Geheimnis

Und gestern Nachmittag dann, da kam ich ins Handeln. Ich will ja meine Arbeiten voranbringen. So hab ich auch einen Accountability-Partner und dem musste ich bis 15:00 berichten. Das gelang und wenn es gelingt, dann läufts.

Es ist das alte Geheimnis: man muss nur anfangen.

Das hab ich gestern wieder bemerkt und es erinnerte mich an frühe Muster, an die HTL-Internatszeit. Da will man die Hausübung nicht machen, drückt sich mit Allerlei — damals wussten wir noch nicht, dass das prokrastinieren heißt — , aber wenn ich dann anfing, dann machte es Riesenspaß und im Nu war die Klimaanalge berechnet, die Mechanik-Aufgabe gelöst. Und gestern eben auch, ich fing an zu sortieren, im Digitalen aufzuräumen und im Nu war ich in der Arbeit versunken. Später stellte ich fest, dass ich mich wohl fühle und dass ich etwas weitergebracht habe.

Aus Etwas, das Richtige machen

Heute nutze ich wieder mein Productivity System, dass ich nicht Etwas, sondern das Richtige, das Wichtige — das für mich Wichtige — weiterbringe. Dazu lese ich meinen Nachruf durch, studiere meine Logline und definiere die Hauptaktivitäten für die drei Felder: Draft/Artikel, Buch, Zeug.

Draft/Artikel heisst einen Artikel vorbereiten oder schleifen;

Buch ist klar, das ist das Weiterarbeiten am aktuellen Buchprojekt, indem ich konkret schreibe oder dafür lese oder andere flankierende Maßnahmen dafür ergreife — heute z.B. die Vorbereitung des Vorverkaufs von 9 Schritte zum Business Model, der Klappentext, die Informations-eMails über die Subskription für die Interessenten, Begleitmaterial auf der Website.

Die Dimensionen schreiben, lesen, nachdenken gehören mehrheitlich hier hinein.

In Zeug braucht es wieder die Dimensionen akquirieren und administrieren, Dinge, die man tun muss — eigentlich auch will. Man will sie tun, weil sie einem später nutzen und weil man es später bereuen würde, sie nicht gemacht zu haben, muss man sie tun, zwingt man sich heute dazu.

Die Erkenntnis: es ist wie in der Schule.

Man könnte die Hausübung gleich machen, aber sie erscheint so leicht, das kann man später rasch erledigen, jetzt noch etwas Spaß. Später kommt dann anderes dazwischen, dann hat man den Kniff vergessen oder es ist gar nicht so leicht wie ursprünglich angenommen, jedenfalls ist es zach (österr. für langwierig, unbequem), dauert lange oder es geht sich nicht aus. Das macht Stress.

Besser ist es, sofort alles zu erledigen. Instantaneously. Augenblicklich.

Erstes kann man es in diesem Moment gut, zweitens geht es enthusiastisch ganz leicht und daher schnell und … erledigt ist erledigt! Eine Sorge, ein Gedanke weniger.

Aber was macht man, wenn eine Arbeit eben doch tiefes Nachdenken erfordert?

Leicht gesagt, schwer umgesetzt, mir selten gelungen, man fixiert einen Termin im Kalender. Ein fixer Termin, so unverschiebbar, wie der Empfang beim Präsidenten (also nur, wenn die Familie in Not ist).

Bei diesem Termin ist man so unerreichbar, wie bei der heiligen Messe oder während eines Spitzenvortrags in einer Konferenz. Kein Telefon, kein SMS, schon gar keine eMails, Dann 90 Minuten (oder auch nur einen Pomodoro, 25 Minuten) volle Konzentration und die Sache durchdenken.

Der erste Teil meines Tagesablaufs ist damit erledigt, jetzt die Arbeit am Buch. (Allerdings ist es beim Publizieren schon .1145)

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Rudolf T. A. Greger
Schritte aus dem Schatten

Management Designer and Design Philosopher; a Business-Coach for Design-Thinking & Service Design; a Writer, Facilitator, and Public Speaker in Vienna, Austria