Warum 90% meiner Entscheidungen unwichtig sind und was ich mit den restlichen 10% mache

Nicolas Kittner
Silicon Pauli
Published in
2 min readJun 1, 2021

Ich hatte mal einen Chef, der war sehr schlau, aber er war nicht in der Lage, wichtige Entscheidungen zu treffen. Und weil er so schlau war, hat er sehr viele Details und unzählige Variablen gesehen, die jede Entscheidung beeinflussen.

Damals habe ich gelernt: keine Entscheidungen sind schlimmer als schlechte Entscheidungen. Ein Mangel an Entscheidungen lähmt das gesamte Unternehmen. Es gibt keinen Weg nach vorne, keine Richtung, keine Führung.

Aber Entscheidungen zu fällen ist schwer. Was passiert, wenn ich falsch entscheide? Welche Konsequenzen habe nicht nur ich, sondern viele meiner Mitarbeiter*innen. Habe ich wirklich alles bedacht?

Um bessere Entscheidungen zu treffen, hat mir ein einfaches Framework geholfen, das ich vor kurzem gelernt habe. Es teilt Entscheidungen in vier Kategorien ein:

1. Inconsequential & Reversible

2. Inconsequential & Irreversible

3. Consequential & Reversible

4. Consequential & Irreversible

Kategorie 1 und 2 kann man delegieren, die Ergebnisse dieser Entscheidungen ziehen keine weitreichenden Konsequenzen nach sich. Die Frage nach dem richtigen Newsletter Tool zum Beispiel. Ich kann wochenlang nach der besten Software suchen, Features vergleichen, Reviews lesen, Testmails senden. Oder ich suche mir einfach eins, das den Job macht und lege los. Die Konsequenzen sind recht überschaubar und ich kann jederzeit wechseln.

Kategorie 3 (Consequential & Reversible) ist interessant. Diese Entscheidungen wirken auf den ersten Blick sehr wichtig, weil die Konsequenzen relevant sind. Aber: sie können korrigiert werden. Also sammeln wir Informationen, experimentieren und korrigieren bei Bedarf. Pricing ist ein gutes Beispiel von “Consequential & Reversible”. Der richtige Preis hat große Konsequenzen auf das Geschäft. Aber wir können mit unterschiedlichen Preispunkten bei unterschiedlichen Kunden experimentieren und die Ergebnisse analysieren.

Die wirklich spannenden Entscheidungen sind die der Kategorie 4 (Consequential & Irreversible). Möchte ich Kinder haben? Hole ich mir den Investor an Bord oder bootstrappe ich? Ist das der richtige Partner für mich? Hier benötigen wir die meiste Zeit, die besten Informationen. Diese Entscheidungen sind mit weitreichenden Konsequenzen verbunden und wir können sie nicht rückgängig machen.

95% aller Entscheidungen sind Kategorie 1 bis 3. Bedeutet: keine Zeit verschwenden, Entscheidung treffen, im Zweifel später korrigieren.

Für Kategorie 4 Entscheidungen aber nehme ich mir Zeit. Was sind die Rahmenbedingungen? Was ist mein gewünschtes Ergebnis? Was sind die Alternativen? Von diesen Entscheidungen gibt es nicht viele, vielleicht vier im Jahr.

Und mit einer beschäftige ich mich seit einiger Zeit. Vielleicht erzähle ich dazu bald mehr.

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