UX-Mythos:
Je minimalistischer, desto einfacher die Bedienung!

Manuel Wielandt
Y1 Digital
Published in
3 min readApr 12, 2018

Kennen Sie das? Manche Websites oder Webanwendungen wirken zwar clean und aufgeräumt, aber sind wider Erwarten intuitiv nicht verständlich.

Als Grundlage soll zunächst durch die unterschiedlichen Begriffsdefinitionen eine klare Abgrenzung geschaffen werden:

  • Minimalismus = Reduzierung der Elemente
  • Einfachheit = Reduzierung der Komplexität

Wenn Minimalismus zu weit geht

In Don’t make me think! führt Steve Krug das Kaffee-Icon an, welches in der Vergangenheit häufig eine Chat-Funktion symbolisieren sollte, aber aufgrund des hohen Grades an Abstrahierung kaum mit der eigentlichen Funktion assoziiert wurde.

Das sogenannte Hamburger-Menu, welches sich immer wieder auf manche Desktop-Webseiten verirrt, wirkt zunächst minimalitisch und übersichtlich, keinesfalls aber einfacher in der Bedienung.

Ganz im Gegenteil!

Wirkt das Layout im Kopfbereich allzu nackt, kann fälschlicherweise der Eindruck entstehen, dass relevanter Content hier nicht zu finden ist.

Zudem gibt es aus Usability-Sicht erhebliche Bedenken:

  • die schnelle inhaltliche Orientierung wird maßgeblich erschwert
  • die Website-Inhalte müssen gefühlt selbst erarbeitet bzw. herbeigeklickt werden
  • alles was nach Arbeit riecht, wird unbewusst vermieden (Don’t make me think!)

Show what you got

Der Nutzer bzw. potentielle Kunde entscheidet innerhalb von wenigen Sekunden nach Betreten der Website, ob er sich mit seinem ursprünglichen Anliegen an der richtigen Adresse befindet oder nicht — allzu verständlich bei dem Überangebot von Alternativen im Web.

Eine Navigationsleiste, die idealerweise schon die gesuchten Keywords aufgreift, wird den Interessenten auf diese Weise abholen können.

Ein gewisses Maß an Komplexität darf und muss sein

Tesler’s Law bestätigt die Vermutung, dass es für jedes funktionierende System eine gewisse Komplexität geben muss, die nicht reduziert werden kann.

Auch komplexere Nutzer-Anforderungen, beispielsweise das Erfassen einer umfangreichen Navigationsstruktur oder das Ausfüllen eines mehrseitigen Formulars, können laut dem Fogg Behavior-Modell durch ein ausreichendes Maß an Motivation und durch entsprechende Trigger überwunden werden.

Fazit

Wir sollten stets nach Einfachheit streben, gleichzeitig aber nicht um des Minimalismus willen die Bedienbarkeit gefährden.

Wie Albert Einstein es ausdrückte:

Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden, aber nicht einfacher.

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