Ein Effort für junge Talente
Braucht ein Erscheinungsbild zwingend ein Logo? Wie gewinnen wir die Aufmerksamkeit der Jungen? Wie kreieren wir ein jährlich wechselndes Design mit Wiedererkennungswert? Auf spannende Antworten zu diesen und anderen Fragen stiessen wir, als wir das Erscheinungsbild des Prix Effort der Burgergemeinde Bern gestalteten.
Seit 25 Jahren verleiht die Burgergemeinde Bern im Rahmen ihres gesellschaftlichen Engagements jungen Talenten aus Bern jährlich Preise. Menschen zwischen 16 und 27 Jahren werden eingeladen, sich mit ihren Projekten zu beteiligen. Dabei sind Projekte aus vielfältigen Sparten (z.B. Kultur, Soziales, Design, Wirtschaft oder Wissenschaft) willkommen.
2017 entschied die Burgergemeinde ihr Engagement in Kultur und Gesellschaft neu auszurichten. Auch bei der Talentförderung war eine strategische Neupositionierung und -gestaltung geplant. Wir wurden angefragt, dafür ein entsprechendes Erscheinungsbild zu kreieren.
Drei Anliegen lagen dem Auftrag zu Grunde. Erstens sollte die Erscheinung frisch und prägnant daherkommen, um die Zielgruppe anzusprechen. Mittels der Neuerscheinung sollten sich zweitens mehr Junge am Wettbewerb beteiligen, was auch verlangte, den Anmeldeprozess via Website zu vereinfachen. Drittens sollte beim Förderpreis ersichtlich werden, dass es sich um ein Fördergefäss der Burgergemeinde Bern handelt.
Welche Etikette für welche Projekte?
In einem ersten Schritt beschäftigen wir uns u.a. mit folgenden Fragen: Welche anderen Preise gibt es in der Schweiz und im angrenzenden Ausland? Wie treten diese in Erscheinung? Was gilt es bei einem Preis für die Jungen zu beachten?
Aus unserer Recherche ging hervor, dass der Preis dringend ein flexibles Keyvisual braucht. Es handelt sich um ein wiederkehrendes Projekt, bei dem die PreisträgerInnen jedes Jahr andere sind. In diesem Sinne ist jeder Jahrgang einzigartig. Dennoch wird der Preis immer von der Burgergemeinde Bern initiiert. Dank eines Keyvisuals hätte man die gestalterische Freiheit, jedes Jahr auf erfrischende Weise in verschiedenen Medien auf den Preis aufmerksam zu machen, ohne dabei an Wiedererkennungswert einzubüssen.
Da die Burgergemeinde Bern als grosse Organisation etliche Programme kultureller Art fördert, fanden wir es zudem sinnvoll, für den Preis eine neue Bezeichnung zu suchen. Diese würde es erlauben, den bisherigen Jugendpreis der Burgergemeinde Bern unverwechselbar und für die Zielgruppe geeignet zu etikettieren. In einem internen Workshop erarbeiteten wir die folgenden drei Vorschläge: Booster, Prix Effort und Stüber.
Dynamische und farbige Lösungsansätze
Basierend auf diesen drei Etiketten erstellten wir Keyvisuals, die erstens das Zielpublikum ansprechen und zweitens medienübergreifend einsetzbar sein sollten, d.h. von der Website, über Social Media bis zum Plakat. Die Entwürfe spielten mit den in den drei Namingvorschlägen enthaltenen Elementen visueller Natur. In einem ersten Schritt präsentierten wir dem Kunden unsere Keyvisuals, wobei es erst um die Etikette und deren visuelle Umsetzung an und für sich und weniger um spezifische Anwendungen ging.
Mit dem Booster soll der Effekt des Preises für die Geförderten verdeutlicht werden. Mit dem finanziellen Zustupf der Burgergemeinde Bern — symbolisiert durch das explosive Gestaltungselement in poppigen Farben –werden junge Talente sozusagen über Nacht «geboostet».
Stüber soll Junge, die mit Elan Staub aufwirbeln, fördern. Die aus dem Berndeutschen entnommene Bezeichnung verweist dabei auf den lokalen Charakter des Preises.
Prix Effort 1 visualisiert den Impuls, welchen die Burgergemeinde mit dem Preis gibt. Er gleicht einem Tropfen, der auf der Wasseroberfläche landet und sich dort kreisartig ausbreitet. Dieser Entwurf betont dadurch, dass die Jungen sozusagen aufgerüttelt werden, was besonders als Animation gut funktioniert.
Der Entwurf Prix Effort 2 stellt eine brennende Zündschnur dar. Der Preis ermöglicht sozusagen die Initialzündung, trägt also dazu bei, eine hervorragende Idee zu realisieren.
Der Entwurf des Keyvisuals Prix Effort 3 beschränkt sich auf drei Gestaltungsmittel: Breitfeder, Scanner und schwarz-weiss Drucker. Jungen Talenten stehen aus finanziellen Gründen meist keine professionellen Tools zur Verfügung und sie greifen auf simple Mittel zurück.
Unser Kunde entschied sich für die Gestaltungsvariante Prix Effort 1. Überzeugt hat der Jury zufolge die Kombination aus Naming, wandelbarem Keyvisual und verspielter Typografie.
Ein wildes und junges Keyvisual
Zentrales Element der Gestaltung ist die Schrift Dinamit von der Revolver Type Foundry. Für das Keyvisual werden die Buchstaben durch einen Impuls scheinbar zufällig verschoben. So ergeben sich unzählige Möglichkeiten, das Schriftbild zu verändern. Es entstehen so wild und dynamische wirkende Bilder, die auf das junge und aktive Zielpublikum verweisen, das die Gesellschaft zu Recht gehörig aufmischt. Zusätzlich unterstrichen wird das dynamische Element in der animierten Version, für welche wir mit Konrad Mazanowski zusammenarbeiteten. Auch die Farbwahl, jährlich austauschbar, war zentral, um die Jugendlichkeit des Preises zusätzlich zu betonen. Zwei sich gegenseitig zum Flimmern bringende Farben werden jeweils ausgesucht. Dieser Effekt akzentuiert die Schrift Dinamit und ferner das damit einhergehende wilde Layout.
Kernelemente des Erscheinungsbilds
Mit dem Festlegen des Keyvisuals mit dem sich tropfenförmig ausbreitenden Impuls war auch dessen Platzierung geklärt. Das Keyvisual muss jeweils im Zentrum positioniert werden. Begleitet wird das verspielte Keyvisual von ergänzenden und informativen Elementen, etwa der Wortmarke Prix Effort sowie Förderpreis für junge Talente, die gut lesbar auf allen Anwendungen oben links gesetzt werden. Unten rechts wird jeweils auf die Initiantin, die Burgergemeinde Bern, verwiesen.
Die Umsetzung der Anwendungen
Basierend auf dieser Vorarbeit machten wir uns an die Umsetzung, d.h. an die Gestaltung verschiedener Anwendungen mit dem neuen Keyvisual. Das zentrale Element des Keyvisuals ist digital und analog flexibel und medienübergreifend einsetzbar. Ebenfalls gelingt es mit dem entwickelten Erscheinungsbild, sowohl gedruckt (d.h. statisch) als auch im Web (und somit animiert) auf sich aufmerksam zu machen. Bei der Umsetzung im Web war es uns zudem wichtig, der Burgergemeinde zu ermöglichen, Aktualisierungen mit geringem Aufwand selbst zu tätigen, und Informationen zum Förderpreis direkt zu veröffentlichen.
Tradition und Vision
Der Effort hat sich gelohnt! Die Anzahl der jungen Talente, die sich um den Preis bewarben, war deutlich höher als in den Jahren zuvor. Anhand des neuen Erscheinungsbilds des Förderpreises stellt sich die Frage, ob es sich nicht auch bei traditionsreichen Gefässen/Institutionen lohnt, diese visionär anzugehen und es gar zu wagen, Veränderungen inhaltlicher (z.B. Naming) aber auch visueller Natur anzustossen um im umkämpften Markt erfolgreich wahrgenommen zu werden.
Impressum
Gestaltung und Konzept: skop Gestaltung & Konzept GmbH
Animation: Konrad Mazanowski
Druck: Tanner Druck & Prolith AG
Webumsetzung: skop Gestaltung & Konzept GmbH