Chancen und Probleme des radikalen Liberalismus

Jonathan Tadres
Solettres | Universität Basel
2 min readMay 6, 2016

Eine Diskussion an den Solothurner Literaturtagen.

© Tabea Wullschleger

Wir hatten falsche Erwartungen an die Diskussion. Was der radikale Liberalismus sei, das haben wir uns gefragt – ja, wir glaubten tatsächlich, es würde sich nicht nur um wirtschaftlichen Liberalismus handeln –, wieso er erstrebenswert sei, und was denn derselbe mit der Kunst zu hat und wie bzw. ob sich Kunst und Liberalimus vereinen lassen.

Eingeladen waren zwei FDPler, eine emeritierte Professorin, ein Jungjurist und ein Autor. Die meisten von uns wussten nur wenig über die Eingeladenen, sonst wären wir wahrscheinlich nicht gegangen. Uns interessierte das Thema. Und das Podium diskutierte Chancen des Systems für das Individuum, Selbstverantwortung desselben, Pflichten des Staates und natürlich: Migration. Insbesondere Immigration, weil niemand, der nicht von Sinnen ist, würde die Schweiz je verlassen.

Bereits nach der Begrüßung war klar: Die Diskussion würde keine unserer Erwartungen erfüllen. Der Autor, etwas verlegen am Rande des Geschehens platziert – ja, fast schon von der Bühne gedrängt – wurde zwei Mal mit der Ehre gesegnet, Texte vorzulesen. Davor, dazwischen und danach ging die Diskussion so weiter wie gehabt: und wer sich auf den gerade gehörten Gottfried Keller bezog, tat dies nur vage, als historische Quelle, nicht als ästhetisches Genie.

Das stellt an sich kein Problem dar, ausser: wir sind an den Literaturtagen und das alles hatte gar nichts mit Literatur zu tun. Aber hey, ein Autor hat gelesen – damit hat das ganze wieder Platz.

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