“Elitismus für alle” — was die Solothurner Literaturtage mit mir machen

Basil Buehler
Solettres | Universität Basel
2 min readMay 9, 2016
© Anaïs Steiner

Daniel de Roulet kann deutsch, obwohl seine neuen Bücher es leider nicht mehr können. Durch das Engagement einflussreicher Personen droht seine Kunst in der deutschen Sprache zu verstummen. Trotzdem hat er für mich in bestem Deutsch die Parole dieser Literaturtage gefasst:

“Elitismus für alle”

Dominierendes Farbspektrum für den literaturinteressierten Zuhörenden in Solothurn ist nämlich fleischfarben bis grau. Während die Literaturschaffenden auf der Bühne Welten erschaffen, die diverse Farben und Kontraste beinhalten, bewegt sich der Farbkontrast des unteren Teiles des Blickfeldes des eher im hinteren Saalteils situierten Besuchers im beschriebenen Rahmen. Die Durchmischung der Besucher des Literaturfestivals ist schwach. Man ist eher gesetzteren Alters.

De Roulet stellte die Forderung nach „Elitismus für alle“ an der samstäglichen Diskussionsrunde zum Thema der Verantwortung und Rolle der Literatur (oder Kunst im Allgemeinen) im gegenwärtigen Politgeschehen. Diese Grundsatzfrage, die wir uns sicher nicht als Erste stellen, ist in diesem Sinne spannend, als dass sie in einer Diskussion an den graubehaarten Literaturtagen gestellt wird. Nur schon Anwesenheit in Solothurn macht elitär.

Literatur soll eine integrierende Wirkung haben und nicht ausschliessen. Ich weiss nicht, ob sie in dieser Hinsicht an sich arbeiten muss. Für mich nicht. Ich fühlte mich als Literaturtage-Frischling wohl und gut aufgehoben. Ich werde wohl wiederkommen. Vielleicht werden meine Haare jetzt grau.

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