Hunde, Pasta und die Vereinigten Staaten — Daniele Pantano im Poesiesalon

Laure Aebi
Solettres | Universität Basel
2 min readMay 7, 2016
Loren Javier/CC BY-ND 2.0

“No way”, meint der Langenthaler auf die Aufforderung hin, seine Gedichte selbst ins Deutsche zu übersetzen. Englisch sei nun seine Muttersprache, denn die letzten 20 Jahre seines Lebens hat Daniele Pantano in den Vereinigten Staaten verbracht. Schweizerdeutsch sprach er während dieser Zeit nur, wenn er mit seiner Familie telefonierte, sein Hochdeutsch sei verschwunden.

© Jerlyn Heinzen

Er liest aus der deutschen Übersetzung seiner Dogs in Untended Fields (auf Deutsch Hunde in verwahrlosten Feldern) vor und meint einen fremden Text vorzutragen. Wiederholt betont er, die deutschen Gedichte gehörten dem Übersetzer Jürgen Brocan, dessen Arbeit er niemals selbst hätte übernehmen können. Die originalen Gedichte seien wie Kinder, die zu ihm gehörten, die aus ihm entstanden seien und die er bis ins Detail kenne, während die übersetzten Gedichte ihm fremde, unbekannte Kinder blieben.

Tatsächlich wirken die beiden Versionen grundlegend unterschiedlich, wenn Pantano seine Gedichte auf Englisch und danach auf Deutsch vorliest. Das Eigene und das Fremde klaffen auseinander.

Daniele Pantanos Gedichte sind immer nur ein paar Zeilen lang, enden abrupt und erzählen nicht nur von Hunden in Feldern, sondern fangen Alltägliches, Einmaliges und Unerhörtes im Poetischen ein.

Sie verraten das geheime Pastarezept seines Vaters, prangern seine Mutter an, weil sie zu ihrer eigenen Beerdigung nicht erschienen ist und beobachten eine Fremde, deren schwarzes Haar sich über Europa ausbreitet. The stranger war ursprünglich über einhundert Zeilen lang, letztlich haben es genau zwei in den Gedichtband geschafft:

I saw her in the mirror of the burnt hall

Her black hair spreading across Europe.

Wolfbach Verlag

Die Kürze sei die Eigenheit seiner Kunst sowie ihr abruptes Ende, das Zuhörende bei jedem vorgelesenen Gedicht überrascht. Pantano vergleicht sein Stilmittel mit dem plötzlichen Ende eines Films, das einen überfällt und viele Fragen offen lässt. Ein solches Ende ist niemals ein Ende, denn wir spinnen das Erzählte weiter und finden selbst verschiedene Ausgänge und Interpretationsansätze.

Am Sonntag, 8. Mai um 14 Uhr im Palais Besenval liest Daniele Pantano noch einmal Gedichte aus seinen Dogs in Untended Fields vor, diesmal im Dunkeln!

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