Lesen, Hören, subjektives Schreiben — wer wir sind und was wir machen

Livia Willi
Solettres | Universität Basel
3 min readApr 25, 2016
© Anaïs Steiner

Ein Text von Benjamin Walther, helena.krauser, daniel.faulhaber, Romina und Livia Willi

Verändert der mündliche Vortrag unsere Textwahrnehmung? Wer liest wie? Und ist das Öufi Bier wirklich so gut wie sein Name? In diesem Blog schreiben wir über die Veranstaltungen der Solothurner Literaturtage — und über alles andere, was dazu gehört.

Wir sind eine Gruppe von Germanistik-Studierenden der Uni Basel. Das Lesen von literarischen Texten gehört zu unserem Alltag. Wir finden es spannend, beinahe druckfrische Literatur zu besprechen und diese nur wenige Wochen später auch noch von den Autoren selbst vorgelesen zu bekommen.

Zudem interessieren wir uns für die Organisation der Veranstaltung selbst, die wir als wichtigen Bestandteil des Schweizer Litaraturbetriebs erachten. Fühlen wir uns an den Solothurner Literaturtagen auch als junge Menschen wohl? Ist nur die Webseite neu und frisch oder sind es auch die Inhalte?

Realität oder Fiktion?

Auch dieses Jahr stehen die Literaturtage Solothurn unter einem Motto. Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Fiktion und Realität zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm 2016. In Zeiten zunehmender Bedrohung wird häufig davon gesprochen, dass die Realität die Fiktion übertreffe. Aber gibt es denn überhaupt eine feststellbare Grenze und besteht nicht genau in der Verwischung dieser vermeintlichen Grenze zwischen Realität und Fiktion das Potential der Literatur?

Mit Tomas Espedal verschwindet die Trennlinie zwischen Fiktion und Autobiografie, mit Sascha Batthyanys Familiengeschichte wird der Unterschied zwischen Journalismus und Literatur verwischt und Nora Gomringer arbeitet mit den verschiedenen Möglichkeiten von gesprochener und geschriebener Sprache.

2016 leitet Reina Gehrig das Festival zum dritten Mal. Nach zwei erfolgreichen Ausgaben wagt sie sich nun an ein neues Logo und einen neuen Internetauftritt, der mit einem Online-Archiv aller bisherigen Literaturtage punktet.

Aber auch im Programm finden sich dieses Jahr Neuerungen. So wurde zum Beispiel die Jugend- und Kinderliteratur (JuKiLi) ausgebaut und zum ersten Mal erhält das Genre der Graphic Novel eine Plattform. Dass dabei der rätoromanische Comic „Il Crestomat“ ausgewählt wurde, zeigt, dass das Festival sich nach wie vor als Schweizer Werkschau versteht und in erster Linie die Vielfalt der Schweizer Literatur präsentiert.

Bild 1, Nora Gomringer: flickr.com/Gunnar Wrobel/CC BY-SA 2.0 II Bild 2, Solothurn: flickr.com/Reymond Giger/CC BY-ND 2.0

Wohlgesinnte Medien

Die Medien lieben die Solothurner Literaturtage. Das war jedenfalls unser Eindruck, als wir die Berichte der letzten paar Jahre in den wichtigsten Schweizer Medien gelesen haben. Das Presseecho war wohlwollend, kritische Stimmen lassen sich an einer Hand abzählen: Wir fragen uns, wie das möglich ist und sind gespannt, ob wir uns diesem Lobgesang anschliessen werden.

Aber nicht nur die Berichterstattung über das Festival interessiert uns, sondern auch, wie sich das Festival selber präsentiert, wie es mit den Medien umgeht. Die letzten Jahre boten so einiges, beispielsweise das Live-Hörspiel «Professor Zickendraht und der Äther des Bösen» aus dem Jahre 2014, das direkt vom Festival ausgestrahlt wurde. Oder «gägäWärt — die Mundartnacht», ebenfalls eine Live-Veranstaltung, die ein breiteres Publikum am Geschehen teilhaben lies.

Auch dieses Jahr steht vielversprechendes auf dem Programm, vom live ausgestrahlten SRF Kulturstammtisch mit Dana Grigorcea und Meral Kureyshi über das Tagesgespräch mit Daniel de Roulet bis hin zur Kürung der 52 besten Bücher durch das SRF. Letzteres scheint auch in diesem Jahr erneut eifrig mitzumischen — man darf gespannt sein, was da kommt.

Subjektive Kommentare

Als Festivalbesucherinnen und -besucher werden wir allem Neuen und Altbewährten mit seismografischer Aufmerksamkeit begegnen und dabei selbst experimentieren. In unserem Blog soll Platz sein für Rück- und Vorschauen, Momentaufnahmen in Bild und Ton und vor allem: Subjektive Kommentare.

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