Text zum Sonntag

Welche Rolle spielt Religion in unseren Kulturen? Quel rôle pour la religion dans nos cultures?

valerie.muhmenthaler
Solettres | Universität Basel
2 min readMay 8, 2016

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© Valerie Muhmenthaler

Le problème capital de la fin du siècle sera la religion.

Die Titelfrage sowie das obige Zitat, welche den Einstieg dieser Podiumsdiskussion darstellten, sind vielversprechend und mehrdeutig zugleich. So hatte ich die Erwartung, mehr darüber zu erfahren, was der Begriff Religion in der heutigen medialen und säkularisierten Gesellschaft bedeutet und wie verschiedene Religionen unser kulturelles Leben beeinflussen können. Aber vor allem hoffte ich, einer kontroversen Diskussion beizuwohnen.

Diese Erwartungen haben sich insofern erfüllt, als dass die Podiumsdiskussion – routiniert moderiert – durch ein bilinguales Hin und Her zwischen dem aus Algerien stammenden Boualem Sansal und Michael Meier sowie der Simultanübersetzung durch Vincent von Wroblewsky interessant gestaltet wurde.

Nur leider wurde der Begriff Religion nicht in der heutigen Gesellschaft situiert und problematisiert. Zudem wurde nicht gefragt, was er heute bedeutet und ob überhaupt noch von Religiosität die Rede sein sollte. Auch waren die beiden Diskutierenden mehrheitlich einer oder zumindest einer ähnlichen Meinung, was das Aufkommen einer kontroversen Diskussion verhinderte.

Es wurde vielmehr die Rolle des Islams in unserer immer noch — wenn auch säkularisierten — christlichen Gesellschaft diskutiert. Zudem wurden Lösungsansätze dafür gesucht, wie die Kommunikation und das Zusammenleben zwischen den beiden Glaubens- & Kulturgemeinschaften einfacher gestaltet und eventuell auch eine Annäherung der beiden Gemeinschaften angestrebt werden könnte.

Boualem Sansal, geboren 1949 in Algerien, gilt als einer der gegenwärtig wichtigsten französischsprachigen Autoren. Veröffentlichungen (Auswahl): Der Schwur der Barbaren 2003 und 2084 — la fin du Monde 2016, beide im Merlin Verlag erschienen.

Michael Meier, geboren 1955 in ZH, ist Journalist und römisch-katholischer Theologe. Er arbeitet zurzeit als Kirchen- und Religionsexperte für den Zürcher Tagesanzeiger.

Vincent von Wroblewsky, geboren 1939, studierte Philosophie & Romanistik und hat sich neben der Tätigkeit des Übersetztens vor allem als Sartre-Übersetzer und -Kenner einen Namen gemacht.

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