Warum Alkohol und Literatur eine gute Mischung sind und Saša Stanišić nicht mehr mag

Das subjektive Protokoll der Shot Stories

Benjamin Walther
Solettres | Universität Basel
3 min readMay 7, 2016

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Shot Stories hiess das vielversprechende Format im Kreuzsaal, zu dem ich mich gestern Abend begab. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: “Shot Stories”… Der Name und das Konzept hat sich das Narr-Team ausgedacht, und die Spielregeln lauten wie folgt: Sechs Autoren und Autorinnen stehen zur Wahl — mit zwei verschiedenen Shots, die dann entweder vor oder nach einer Geschichte zusammen mit dem Autoren am Tisch gekippt werden. Konsumkultur in seiner reinsten Form. Wer alle Autoren mit allen Geschichten (und ergo zwölf Shots) geschafft hat, bekommt ein Narr-Abo (hat das jemand geschafft??).

Soviel zur Theorie. Nachdem wir uns einen Tisch ergattert haben, fällt ein Blick auf die Karte. Zur Auswahl stehen, wie gesagt, sechs verschiedene Autoren, die meisten sind aus dem Dunstkreis des Narrs bekannt: Da liest man Adam Schwarz, Benjamin von Wyl, Nora Zukker und Saša Stanišić. Saša Stanišić? Saša Stanišić! Als der bekannteste Autor der Runde darf er wohl als Zugpferd dieser Veranstaltung gelten und rückt unverzüglich in den Mittelpunkt unseres Begehrens.

Der Kreuzsaal wird immer voller, die Veranstaltung beginnt. Ausgestattet mit dem notwendigen Kleingeld begeben wir uns zur Bar und stehen erst mal ziemlich lange an. Rasch wird klar, dass Stanišić wohl ziemlich gefordert ist, wir entscheiden uns für Adam Schwarz. Er will zuerst trinken – der Shot schmeckt bitter – die Geschichte handelt von einem Detektiv. Kaum ist er fertig, muss Adam dann auch schon weiter zum nächsten Tisch. Die Schlange an der Bar wird immer länger, genau wie das Warten auf einen freien Autor.

Als nächstes lassen wir uns, immer noch auf den vielbeschäftigten Stanišić hoffend, von Naomi Nor literarisch bedienen und lernen von ihr etwas über den Unterschied von Feigen- und Granatapfeltagen und dass sie schon immer einmal nackt schwimmen gehen wollte. Langsam wird es spät. Noch immer pendeln die meisten der Herren und Damen Autoren von Tisch zu Tisch und von Shot zu Shot.

© Anaïs Steiner

Mit der fortschreitenden Zeit und steigendem Pegel des Barmanns beginnt sich auch der Saal etwas zu leeren. Unsere Chancen steigen und tatsächlich gelingt es uns, den nach mittlerweile 8 (oder 9) Shots vom gebrüllten Vorlesen im lauten Raum heiseren Stanišić an den Tisch zu locken. Nach kurzer Diskussion über die Ingredienzien des Shots (er ist sich fast sicher, dass Zitrone drin ist) erzählt er uns eine Geschichte von einem kleinen Arschlochkind und seiner “Brigitte” lesenden Mutter. Wir lachen, reden noch ein wenig über Fussball und sinnlose, aber witzige Tweets, ehe der Autor unter lautem Protest zum nächsten Tisch geschickt wird.

Für uns beginnt nun aber der (ziemlich lange) Heimweg. Das Format hat überzeugt, an keiner der bisherigen Veranstaltungen war man den Autoren so nahe wie hier. Ungezwungen konnte man auch noch einige Sätze wechseln und gleichzeitig literarisch und alkoholisch gut bedient werden. Achja – die Shots waren auch gut, danke dafür, lieber Barmann ;).

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