Was von einem Buch übrig bleibt

Noëlle Châtelet im Kurzinterview

Naïs Stein
Solettres | Universität Basel
2 min readMay 8, 2016

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Drei Fragen stelle ich der französischen Autorin und Schauspielerin Noëlle Châtelet: Wie fühlt sich eine Schreibblockade an? Wo holen Sie Ihre Inspiration? Und: Was bleibt von einem Buch?
Die Geschichte? Eine Situation? Ein Satz? Der Umschlag?

In einer kurzweiligen halben Stunde hat sie aus ihrem Buch Die Klatschmohnfrau beim Aussenpodium Klosterplatz vorgelesen. Die Zuhörer fühlen sich in einen Jahrmarkt versetzt, denn alle sitzen in einem kleinen Halbkreis vor einem offenen Zirkuswagen, rot wie Mohn.

Noëlle Châtelet spricht grundsätzlich nicht von einer “Schreibblockade”. Es sei vielmehr so, dass Ideen oder Gedanken eines Tages zu ihr kommen würden. Sie würde einen kleinen Samen pflanzen — ein Wort, einen Satz oder einen ganzen Abschnitt — und dann warte sie ab. Sie überlasse der Natur ihr Werk und die würde das tun, was sie am besten könne. Nämlich wachsen. Im nächsten Buch pflückt sie dann den gereiften Gedanken und macht daraus ein neues Werk.

Auf die Inspiration angesprochen meinte sie, dass es das Buch sei, von dem sie ausgewählt werde. Es sei nicht so, dass sie auf den “Blitzmoment” warte. Häufig schreibe sie von Hand und im Bett; dort finde eine innwendige Arbeit statt, welche schlussendlich zum Buch werde. Es ist eine Arbeit der Selbstverständlichkeit.

“Je plante une petite graine et après: j’attends la nature”. Noëlle Châtelet

Was bleibt von einem Buch?
Noëlle Châtelet meint: “Alles”. Alles zur gleichen Zeit. Es sei ihr vor allem wichtig, den Buchumschlag selber aussuchen zu können, denn die Gestaltung sei eine besondere Komponente, die ein Buch vollende. Schreiben sei für sie ein Vergnügen. Man glaubt ihr, der feingliedrigen und eleganten Französin, die schon viele Bücher veröffentlicht hat.

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