Die alten Helden bleiben unvergessen

Adroth Rian
Spielmich
Published in
8 min readSep 16, 2020

Spiel mich! Art Spotlight: Jan Bintakies

Wer auf cooles Spielzeug und Monster steht, wird die Spiel mich!-Karten von Jan Bintakies lieben! “Radioactive T-Rex” ist ein Gummidinosaurier, der vielen von uns verdächtig vertraut vorkommen kann. “Ulgo” aus “Daily Monsters” soll uns stets daran erinnern, vor dem Schlafengehen unsere Zähne zu putzen und der “Polyphem” lässt in den Köpfen die alte Sagen, Mythen und Märchen aufkeimen, die man als Kind mal hier, mal da, aufgeschnappt hatte. Oben drauf hat sich der Zeichner selbst-persönlich als sein 16-jähriges Ich auf der “Heavy Metal Jan” (1. Edition) Sammelkarte verewigt.

Spiel mich! ist das erste Sammelkartenspiel, das Comicfiguren aus Indie-Comics verschiedenster Künstler*innen gegeneinander antreten lässt.

Mit Edition 1 und 2 sind bereits über 170 Motive und Sonderkarten erschienen. Comicbegeisterte und Fans schneller Kartenspiele können in verschiedenen Kategorien ihre Lieblingsfiguren sammeln, tauschen und als Team für ein Duell zusammenstellen.

In dieser Reihe stellen wir die Künstler*innen und ihre Karten vor.

Künstler Jan Bintakies

(Bildquelle: © Jan Bintakies)

Meiner „Helden der Kindheit“-Geschichte kann man entnehmen, dass ich ganz früher im Kindergarten schon Professor oder Paläontologe werden wollte. Aber dann packten mich die Comics!

Mit Asterix, Lucky Luke und Yps hatte ich schon eine gute Grundlage. Als ich dann in die elfte Klasse in die nächste größere Stadt Fulda fuhr, erschloss sich mir durch den Zeitschriftenladen im Bahnhof die Welt der Erwachsencomics. Gar nicht mal Superhelden, eher Scifi/Fantasycomics, wie sie im Heavy Metal abgedruckt wurden.

Ich zeichnete gerne und wollte unbedingt Comiczeichner werden. Seit ich zeichnen kann, war mir auch wichtig, dass Text mit auftaucht. Ich hab immer in Form von Bildergeschichten erzählt.

Meine Einflüsse sind: William Stout, James Gurney, Möbius, Chevallier&Segur, Hulet, Frank Frazetta und Derek Riggs (Iron Maiden Cover). Meine “Artistic Parents”, die ich mir ganz bewusst und unbewusst adoptiert habe hingegen sind: James Harren, Mike Mignola, Fabio Moon, Gabriel Ba, Jamie Hewlett und Matteo Scalera u.v.m.

Mehr von Jan Bintakies:
www.janbintakies.de
www.instagram.com/janbintakies
www.facebook.com/Jan-Bintakies-Art
www.youtube.com/Jan-Bintakies-Art

(Bildquelle: © Jan Bintakies)

Interview mit Jan

Wie hast Du die Figuren für Deine Spiel mich!-Karten ausgewählt?

Im Gegensatz zu jetzt hatte ich zu dem Zeitpunkt noch keine eigene große Comicgeschichte. Ich wollte immer schon was längeres machen. Neben meiner Tätigkeit als Illustrator, hatte ich aber bisher nur kleinere Projekte zu Stande gebracht. Ich war sehr happy, die 2 mal 12 Session mit den netten Kollegen zu machen und im Anschluss eine kleine Geschichte mit “Helden der Kindheit” zu haben. Also sollten die Figuren daraus definitiv auftauchen.

Außerdem liebe ich Monster. Deswegen hab ich Ulgo aus meinen Daily Monsters und Polyphem aus meiner Odyssee-Story rekrutiert!

Was kannst Du uns über “Radioactive T-Rex” und “Heavy Metal Jan” erzählen? Welche besonderen Fähigkeiten besitzen die beiden?

“Heavy Metal Jan” bin ja ich 1993 quasi. Da war ich so ziemlich ganz genau 16. 1,66m groß, dünn, der Kleinste meiner Klasse, und ein aufkeimender Heavy Metal Fan komplett mit Vokuhiela. Ich war der Klassenclown, bin eher vor den großen Jungs weggerannt und hab mein Heil im Imaginieren von Monstern gesucht. “Runto the hills” von Iron Maiden war meine erste CD, die ich mir gekauft hab. Ich war ein Riesen Iron Maiden Fan. Deshalb ist “Heavy Metal Jan” kein Kämpfer, aber einer der Konflikte mit anderen Mitteln bestreitet.

Radioactive T-Rex hingegen ist ein verfluchtes Artefakt meiner Kindheit. Ich hatte unzählige Gummidinosaurier. Der T-Rex potthässlich, naturwissenschaftlich absolut inkorrekt war aber mit Abstand mein größter Dino. Eines Tages begrub ich ihn bei uns im Garten. Das war 1986 kurz vor Tschernobyl. Naja, es hat viel geregnet. Danach, so vermutete ich, muss T-Rex fett verstrahlt gewesen sein. Er ist nicht zum Leben erwacht oder immens gewachsen. Er ist nach wie vor trashig und vor allem ein saucooles Spielzeug, dass Kinder magisch anzieht — aber halt verstrahlt.

Was kannst Du uns über die beiden Charaktere “Ulgo” und “Polyphem” verraten?

“Ulgo” ist ein Monster meiner “Daily Monsters”, die ich mal eine Zeit lang gemacht habe. Ulgo hat sehr, sehr viele Zähne. Zahnärzte machen immer Überstunden bei ihm. Deshalb wird man stets daran erinnert, selbst einen Zahnarzttermin auszumachen.

“Polyphem” ist der legendäre Zyklop aus der Odyssee. Als ich noch auf der Suche nach einem Comicautoren war, habe ich einfach angefangen, die Zyklopenepisode als Comic umzusetzen. Haben schon viele gemacht … Meine Version ist zwar nicht fertig geworden. Mit meinen Beispielseiten habe ich aber die Aufmerksamkeit des Splitter-Verlages erringen können.

Wo man die Karte von Jan bekommt:
Schreibt ihn einfach auf Facebook an oder kontaktiert ihn über seine Webseite unter www.janbintakies.de

Der Radioactive T-Rex sieht auf der Spiel mich!-Karte ein wenig gestresst aus. Liegt es an seinen kurzen Armen oder an der radioaktiven Strahlung?

Ich hab ein bisschen versucht, die Gummifigur von damals genau zu treffen. Vielleicht erkennt die ein oder andere, welchen Gummidino ich da hatte. Die Auswahl ist ja damals noch recht übersichtlich gewesen. Es gab von den Dinos damals lauter solche, die — egal ob Fleisch- oder Pflanzenfresser — ein weit aufgerissenes Maul mit Spitzen Zähnen hatten. Im Sommer haben wir die dann mit Wasser gefüllt und uns gegenseitig überschüttet. T-Rex war mein größter, aber mit Abstand auch hässlichster Dino. Augen wie Horst Tappert (Derrick) und Klumpfüße wie die Godzillas. Ich glaube der gestresste Blick ist einfach der vom Tappert-Horst, der als Gummidino reinkarniert wurde. Tough luck!

Erzähl uns mehr über Deinen Comic “Helden der Kindheit”.

Meine Helden sind die Dinosaurier gewesen. Ich wollte unbedingt Paläontologe werden. In meiner Geschichte geht es um die Gummi-T-Rex-Episode mit Tschernobyl und im weiteren darum, wie mir mein Berufswunsch ausgeredet wurde.

Achso, an dieser Stelle sollte ich vermutlich auch das 2x12 des Titels erklären! Wir haben uns damals getroffen, um einen sogenannten 24-Stunden-Comic zu zeichnen — nonstop. Das ist eine Übung, die gut gegen Schreib/Zeichen-Blockade hilft. Aber da wir ja schon alte Leute sind 😉 und wir unseren Schlaf brauchen, haben wir die Schwächelversion von 2x12 Stunden an einem Wochenende gewählt. In dieser Zeit habe ich die Pencils meiner Geschichte geschafft. Die Inks und die Koloration hab ich dann später gemacht. Hübsch ist ja auch wichtig.

Wo kann man Deinen Comic kaufen oder lesen?

Tja, das würde ich auch gerne wissen. Wir haben damals eine ganz kleine Auflage machen lassen. Ich habe ein Exemplar. Eigentlich wollten wir auch nochmal nachdrucken. Da ich ja kein richtiger Webcomickünstler bin, taucht der Comic auch gerade nicht im Netz auf. Aber eine Überarbeitung meiner Internetpräsenz steht bereits an!

Ich arbeite allerdings gerade an einem schönen, großen, langen Comic für Splitter: „Ein verdammter Handschlag“. Wenn das Ding dann fertig ist, gibt’s den natürlich zu Kaufen!
Unter “One damned handshake” findet man mich und making-of-videos zum selbigen Comic auf
YouTube. Zudem streame ich von nun an bei twitch.tv/one_damned_handshake — so kann jeder beim Entstehen meines Comics live dabei sein!

Wer waren die größten Helden Deiner Kindheit?

Ja, die Dinosaurier zum einen. Die sind für die Comicgeschichte natürlich super gewesen. Ich hatte aber noch ganz viele andere Helden: Colt Sievers, John Wayne, Bud Spencer und Terence Hill und Didi Hallervorden und Otto aus dem Fernsehen, Atreju und Momo aus den Büchern, den Undertaker beim Wrestling, und Bruce Dickinson und Freddy Mercury, weil’s einfach so charismatische Frontmänner ihrer jeweiligen Band waren. Und William Stout, weil er so coole Dinobücher illustriert hat.

Hast Du einige Deiner alten Spielsachen aufbewahrt? Um welche Spielzeuge handelt es sich und welche besondere Bedeutung haben sie für Dich?

Ich hab noch ein altes Dinobuch von William Stout. Da schaue ich heute noch rein, um mich zu inspirieren. Inzwischen hab ich mir ganz viele neue Dinos gekauft, die mein Arbeitszimmer bevölkern.

(Bildquelle: © Jan Bintakies)

Bei meiner Recherche zu Deinem Charakter “Radioactive T-Rex” wurde mir von Google ein einziges Suchergebnis rausgespuckt. Sollten wir da was wissen? 😜

Uff. Das klick ich jetzt mal besser nicht an. Habt ihr? Was passiert denn dann? Poppen da viele Fenster auf? Crazy. Ja. Obwohl, es gibt doch auch eine Porno-Comiczeichner-Branche, oder? Ausprobiert habe ich mich darin noch nicht.

Aber dann ist es auch der einzige Link, den Google dazu findet! Als hätte ich unwissend Google gehackt. “Unser Algorithmus ist absolut sicher. Er hat nur die unwahrscheinliche Schwachstelle, dass niemand gleichzeitig nach Kindheit und radioaktiven Dinosauriern suchen darf …!”

Zu guter Letzt noch diese Frage: An welchem Projekt arbeitest Du aktuell?

“Ein verdammter Handschlag”! Seit ich 2016 Matze Ross, den Autor, getroffen habe, arbeiten wir daran. Nun ist ein 152-seitiges Roughboard fertig und ein unterzeichneter Vertrag mit Splitter liegt vor. Ich bin mega-glücklich. Jetzt sitze ich an den Pencils und mache alles hübsch. Den Fortschritt kann man auf meinem Instagram account oder auf meinem YouTube-Kanal “One damned Handshake” mitverfolgen. The struggle is real!

(Bildquelle: © Jan Bintakies)

Die wichtigsten Infos zu “Spiel mich!”

Was gibt es aktuell für Karten?
Checkliste Edition 1
Checkliste Edition 2

Wie funktioniert das Spiel?
Mehr Informationen hier.
PDF Link zur Anleitung

Wo kann man das Spiel und die Einzelkarten bekommen?
In erster Linie bei den Teilnehmer_innen selbst, auf Comicmessen oder über ihre Websiten (z.B. als Crowdfunding-Belohnung, Verkaufsartikel, Lesezeichen zum Buch etc.).
Bei den Online-Shops Kwimbi und Freibeutershop.
Zu Comicmessen, auf denen Comic Solidarity einen Stand hat.

Teilnehmende Kreative der Editionen 1 und 2:
Abe Raham, Adrian vom Baur, Adroth Rian & Shin Janus (Karrakula), Aerozopher, Anna Kontogiorgas (nihidea), Arne Schulenberg, Asja Wiegand, Caro Podeswa, Christian Effenberger, Christopher Tauber, Comic Cabin, David Füleki, Désirée Kunstmann, Diana Kennedy, Dimitar Stoykow, Dominik Wendland, Eve Jay, Gabriel deVue, Genji Otori, Giske Großlaub, Hannes Radke, Haiko Hörnig & Marius Pawlitza (Pengboom Society), Hammel & Dörp, Heinz Olaf Klöppel, Helen Aerni, Ines Kort, Jan Bintakies, Janika Kefel (Amandola), Johanna Baumann, Kathi Neto, Katrin Felder, Kami, Kilian Wilde und Felix Schittig, KNIGHT+JAY, Lea Wegner, Linda Bunge (Leader Brat), Lisa Rau, Lydia Heymach (Sushi), Maja Verfondern, Marcel Hugenschütt, Mark Fehse (Cross Cult), Max Hillerzeder, Max Vähling (Dreadful Gate Productions), Michael Tewiele, Moritz von Wolzogen, Nicole Klein (Eri Nys), Nigunegu, Olivia Vieweg, pushcart, Said Omar Eshaq, Sarah Burrini, Sebastian Kempke & Dirk M. Jürgens (Studio Buddelfisch), Timo Müller-Wegner & Stew Wegner (illustrie), Timo Thees, Vanessa Drossel (Studio Buddelfisch), Viktoria Underrader, vinny-vieh, Vivian Mittag (KaBOOM!)

Die nächsten Messetermine mit Comic Solidarity:
Termine werden auf Facebook, Twitter und www.comicsolidarity.de. bekannt gegeben.

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