Ein Dämon hinter der Waschmaschine

Adroth Rian
Spielmich
Published in
9 min readOct 6, 2020

Spiel mich! Art Spotlight: Giske Großlaub

Wer sich für das Okkulte interessiert, sollte sich auf die Jagd nach den drei Spiel mich!-Karten “Khan O’Mara”, “Leto” und “Wilhelm” (2. Edition) begeben. Nicht nur optisch ziehen diese drei Karten den Sammler in ihren Bann sondern überzeugen auch durch ihre wirkungsvollen Effekte.

Spiel mich! ist das erste Sammelkartenspiel, das Comicfiguren aus Indie-Comics verschiedenster Künstler*innen gegeneinander antreten lässt.

Mit Edition 1 und 2 sind bereits über 170 Motive und Sonderkarten erschienen. Comicbegeisterte und Fans schneller Kartenspiele können in verschiedenen Kategorien ihre Lieblingsfiguren sammeln, tauschen und als Team für ein Duell zusammenstellen.

In dieser Reihe stellen wir die Künstler*innen und ihre Karten vor.

(Bildquelle: © Giske Großlaub)

Künstlerin Giske Großlaub

Ich weiß gar nicht mehr so genau, wann ich festgestellt habe, dass ich Comiczeichnerin werden will (damals noch Mangazeichnerin, LOL). So mit 14/15 ungefähr. Ich weiß auch noch, dass ich unbedingt Geschichten mit den Charakteren erzählen wollte, die ich mir ausdenke (Meine Kunst ist sehr Charakter-zentrisch.). Dass das eben nicht „nur“ OCs sind, sondern Figuren, die in einer Welt existieren, mit denen man mitfiebern kann und für die sich andere Leute vielleicht auch so begeistern, wie ich mich für sie. Oder so.

Ich glaube leider nicht an das Übernatürliche. 😃 Ich finde es sehr, sehr, sehr faszinierend. Wobei es das eigentlich nicht ganz trifft. Das klingt so nüchtern. Vielmehr ist das Interesse am Übernatürlichen und Fantastischen ein unumstößlicher Bestandteil meiner Persönlichkeit. Das war schon so, als ich noch ein Kind war. Ich muss da gar nicht groß drüber nachdenken. DAS ist für mich durchaus sehr real.

Mehr von Giske
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(Bildquelle: © Giske Großlaub)

Interview mit Giske

Wie hast Du die Figuren für Deine Spiel mich!-Karten ausgewählt?

Das war relativ einfach, zu der Zeit hatte ich “Obscurus” gerade fertig und hab natürlich den Hauptcharakter gewählt. Für die zweite Edition wollte ich dann eigentlich wieder nur einen Charakter auswählen und da wollte ich Leto haben, weil sie cool ist, LOL. Eve Jay hat mich dann noch überredet, Wilhelm mit reinzuhauen.

Was kannst Du uns denn so über Khan O’Mara und Leto erzählen?

Ui, eine ganze Menge, wenn der Tag lang ist. Erst mal natürlich sind es Charaktere aus meinem Urban Fantasy Comic „Obscurus“. Khan ist der Hauptcharakter, so eine Art paranormaler Ermittler mit düsteren Fähigkeiten und viel okkultem Wissen. Er ist Katzenbesitzer. Leto ist auch eigentlich ein Hauptcharakter, kommt in dieser Story aber nur kurz vor. Sie ist eine Vampirin á la Graf Orlok, Murnaus Dracula-Rip-Off, das heißt, sie ist relativ hässlich. Aber sie ist auch eine fähige Programmiererin. Sie hat das schon gemacht, da gab es dafür noch keine Studiengänge, hehe.

Was ist das Besondere an Wilhelm und seinen Fähigkeiten?

Er ist ziemlich gut mit dem Zweihänder als Waffe und eine Art Heiler ist er auch, aber das ist eigentlich gar nicht das Besondere an ihm. Viel wichtiger ist, dass er ein ausgesprochener Altruist und Philanthrop ist. Er ist jemand, der das Wohl anderer so sehr über sein eigenes stellt, dass es an Selbstaufgabe grenzt. Außerdem ist er ein echt netter Kerl.

Wo man die Karten von Giske bekommt:
Sendet ihr ganz einfach eine Anfrage über ihren Twitter oder Instagram Account.

(Bildquelle: © Giske Großlaub)

Erzähl uns mehr von Deinem aktuellen Projekt “Sagen vom Henker”. Was hat Dich zum Schreiben dieser Geschichte inspiriert?

Na ja, grundsätzlich wollte ich gerne eine Geschichte mit Wilhelm machen. Ich habe mehrere Stories und eine Art Metaplot im Kopf, das heißt, es wird nicht bei dieser einen Geschichte bleiben. Ich hatte sie nur schon von allen anderen am weitesten ausgearbeitet und konnte sie gleich verwenden.

Ursprünglich wollte ich auch gar keine Comics zeichnen, sondern Romanabschnitte schreiben. Damit bin ich aber nicht weitergekommen. Mir liegt das visuelle Erzählen viel eher.

Wilhelm hab ich noch an der Uni „erfunden“ und dann durch Pen-and-Paper-Rollenspiel weiterentwickelt. Dadurch kam ich auch auf das frühbarocke Setting (30-jähriger-Krieg) und fand das in Kombination mit Fantasy ziemlich cool. „Gunpowder Fantasy“ nennt man das wohl. 😄

Was verbindet Dich mit Irland?

2011 war ich zweimal kurz hintereinander dort, das erste Mal mit meinem Vater, der unbedingt die Cliffs of Moher sehen wollte. Ich habe wohl ein Stück meiner Seele dort gelassen. Wenn ich nicht so eine begeisterte Live-Rollenspielerin wäre, wäre ich wohl schon längst ausgewandert.

Was fasziniert Dich besonders an der irischen Folklore?

Die Sidhe, die irischen Feen. Vieles davon weiß ich durch meinen Freund, der zu diesem Thema sehr belesen ist.

Um was geht es in Deinem Comic “Obscurus”? Sind in naher Zukunft weitere Bände geplant?

Es geht um so eine Art Monster- und Geisterbeschützer, der aufpasst, dass alle möglichen übernatürlichen Wesen, die in unserer modernen Welt noch leben (es sind nicht viele), sich nicht zu sehr daneben benehmen, aber auch, dass ihnen nichts passiert. In Band eins muss er hinter einem Zauberer aufräumen, der natürlich als Erstes gleich mal einen Dämon beschwören musste. Es ist ein in sich geschlossenes Abenteuer und es wird auf jeden Fall noch mehr geben! Wenn ich mit meinem aktuellen Projekt fertig bin, will ich mich endlich der Arbeit an Band zwei widmen.

(Bildquelle: © Giske Großlaub)

„Obscurus“

„Obscurus“ handelt von Khan O’Mara, einem „coiméadaí” oder auch „Beschützer“ von Bestien, mystischen Kreaturen und anderen Wesen, die so im Dunkeln lauern. Er selbst ist dabei den Wesen, unter denen er wandelt, gar nicht so unähnlich.

In diesem ersten Abenteuer muss er hinter einem kürzlich erwachten Magier aufräumen, der ihm schon einiges Ungemach beschert hat. So muss Khan schnell die Ursache für das finden, was nicht nur ihm und seiner Wohnung, sondern möglicherweise der ganzen Welt schaden könnte…

Band 1 (140 Seiten, Softcover DIN A4, in Farbe) der urban-fantasy horror Reihe ist erhältlich auf kwimbi.de oder auf Anfrage direkt bei Giske.

Wurzeln O’Maras Tätowierungen in einer bekannten Religion oder basieren sie auf existierenden Symbolen?

Weder das eine, noch das andere. Es sind nicht einmal Tätowierungen. 😃 Diese „Male“ hängen stark mit seinen Fähigkeiten und seiner Backstory zusammen. Lest den Comic. 😁

Im Verlauf des ersten “Obscurus”-Comics spricht O’Mara einen Bann. Haben die im Panel gezeigten Zeichen eine Bedeutung?

Die sind zu 100 % auf meinem Mist gewachsen. Außerhalb der Handlung haben sie keine tiefere Bedeutung. Da mache ich auch keinen Hehl draus. Für die Geschichte spielt es nicht wirklich eine Rolle.

(Bildquelle: © Giske Großlaub)

Wo siehst Du die Einflüsse auf Deine Erzählweise und Deinen Zeichenstil?

Puh. Bezüglich meines Stils auf jeden Fall bei Mike Mignola und Becky Cloonan, letztere ist mittlerweile noch mehr mein Idol als Mike. Generell habe ich vor einer Weile erkannt, dass mein Herz doch für sehr line art heavy artwork schlägt.

Erzählerisch habe ich keinen Plan. Ehrlich, die meiste Zeit habe ich keine Ahnung, was ich tue. 😅 Ich habe natürlich Lieblingsautoren, aber ich würde nicht sagen, dass die mich wesentlich beim Schreiben beeinflussen. Dafür habe ich zu sehr einen Tunnelblick beim Schreiben.

Seit ich damit angefangen habe, beeinflusst mich auch das Pen-and-Paper-Rollenspiel und LARP sehr, weil ich dadurch eine Ausrede habe, mir Charaktere zu überlegen! 😁 Ohne PnP gäbe es Wilhelm, wie er jetzt ist, zum Beispiel nicht.

Bei Deinen Arbeiten ist mir Deine sehr farbintensive, doch gleichzeitig stark reduzierte Farbpalette aufgefallen. Gehst Du bei der Farbauswahl eher nach Gefühl oder steckt ein System dahinter?

Ui, eine Mischung aus beidem, würde ich sagen. System, weil ich mir schon Gedanken darüber mache, welche Farbstimmung ich haben möchte und dass sich verschiedene Szenen optisch voneinander absetzen sollen. Gefühl, weil ich während der Arbeit nicht großartig darüber nachdenke und auch viel herumprobiere.

(Bildquelle: © Giske Großlaub)

Woher kommt Dein Interesse für das Okkulte?

Boah, woher soll ich das wissen? 😆 Hm, naja gut, mein allererster Lieblingsfilm war Tim Burton’s „The Nightmare Before Christmas“, das hat wahrscheinlich geholfen. Und die Grimmschen Märchen. Ich würde mir eine generelle Veranlagung zur Fantastik/Morbidität diagnostizieren? Die war auf jeden Fall schon früh da, auch der Hang zum Geschichtenerzählen.

Hast Du keine Angst davor, die dunklen Kräfte in Dein Leben zu lassen, mit denen Du Dich Tag täglich beschäftigst?

Interessante Frage. Nein, überhaupt nicht. Ich selbst bin kein Stück religiös, nicht mal spirituell veranlagt. Ich glaube auch nicht an Geister bzw. übernatürliche Phänomene. Auch, wenn ich vielleicht gerne glauben möchte, dass Feen, Kobolde und dergleichen existieren, halte ich sie doch für die Produkte menschlicher Fantasie.

Gibt es noch ein paar abschließende Worte, die Du der Welt mitteilen möchtest?

Also wenn euch meine Arbeit gefällt, könntet ihr ja überlegen, mein Patreon zu unterstützen und mir helfen, mehr Zeit fürs Comiczeichnen zu haben! 😄 Ansonsten freue ich mich natürlich über jede unentgeltliche Unterstützung, wie zum Beispiel dem Teilen meiner Arbeit auf Social Media oder indem ihr meinen Comic GRATIS auf Tapas lest (auf Englisch allerdings).

Vielen lieben Dank für diese Interview-Gelegenheit und dass du bis hierher gelesen hast, werte Leserin, werter Leser, werte lesende Person!

(Bildquelle: © Giske Großlaub)

Die wichtigsten Infos zu “Spiel mich!”

Was gibt es aktuell für Karten?
Checkliste Edition 1
Checkliste Edition 2

Wie funktioniert das Spiel?
Mehr Informationen hier.
PDF Link zur Anleitung

Wo kann man das Spiel und die Einzelkarten bekommen?
In erster Linie bei den Teilnehmer_innen selbst, auf Comicmessen oder über ihre Websiten (z.B. als Crowdfunding-Belohnung, Verkaufsartikel, Lesezeichen zum Buch etc.).
Bei den Online-Shops Kwimbi und Freibeutershop.
Zu Comicmessen, auf denen Comic Solidarity einen Stand hat.

Teilnehmende Kreative der Editionen 1 und 2:
Abe Raham, Adrian vom Baur, Adroth Rian & Shin Janus (Karrakula), Aerozopher, Anna Kontogiorgas (nihidea), Arne Schulenberg, Asja Wiegand, Caro Podeswa, Christian Effenberger, Christopher Tauber, Comic Cabin, David Füleki, Désirée Kunstmann, Diana Kennedy, Dimitar Stoykow, Dominik Wendland, Eve Jay, Gabriel deVue, Genji Otori, Giske Großlaub, Hannes Radke, Haiko Hörnig & Marius Pawlitza (Pengboom Society), Hammel & Dörp, Heinz Olaf Klöppel, Helen Aerni, Ines Kort, Jan Bintakies, Janika Kefel (Amandola), Johanna Baumann, Kathi Neto, Katrin Felder, Kami, Kilian Wilde und Felix Schittig, KNIGHT+JAY, Lea Wegner, Linda Bunge (Leader Brat), Lisa Rau, Lydia Heymach (Sushi), Maja Verfondern, Marcel Hugenschütt, Mark Fehse (Cross Cult), Max Hillerzeder, Max Vähling (Dreadful Gate Productions), Michael Tewiele, Moritz von Wolzogen, Nicole Klein (Eri Nys), Nigunegu, Olivia Vieweg, pushcart, Said Omar Eshaq, Sarah Burrini, Sebastian Kempke & Dirk M. Jürgens (Studio Buddelfisch), Timo Müller-Wegner & Stew Wegner (illustrie), Timo Thees, Vanessa Drossel (Studio Buddelfisch), Viktoria Underrader, vinny-vieh, Vivian Mittag (KaBOOM!)

Die nächsten Messetermine mit Comic Solidarity:
Termine werden auf Facebook, Twitter und www.comicsolidarity.de. bekannt gegeben.

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