Metrissimo: Das Spiel der Kontraste

Adroth Rian
Spielmich
Published in
8 min readOct 16, 2020

Spiel mich! Art Spotlight: Dimitar Stoykow (Metrissimo)

Die vier Sammelkarten von Metrissimo könnten unterschiedlicher nicht sein: Während “Egon” und “Kathi” (2. Edition) durch die satten und fröhlichen Farben glänzen, fallen “Mr. Newsham” und “Commander Commander” (2. Edition) durch ihre kompromisslosen Kontraste auf. Alle vier Karten sind mit Spezialeffekten versehen, die starken Einfluss auf den Verlauf des Spiels nehmen können. Eine wunderbare Ergänzung eines jeden “Spiel mich!”-Decks!

Spiel mich! ist das erste Sammelkartenspiel, das Comicfiguren aus Indie-Comics verschiedenster Künstler*innen gegeneinander antreten lässt.

Mit Edition 1 und 2 sind bereits über 170 Motive und Sonderkarten erschienen. Comicbegeisterte und Fans schneller Kartenspiele können in verschiedenen Kategorien ihre Lieblingsfiguren sammeln, tauschen und als Team für ein Duell zusammenstellen.

In dieser Reihe stellen wir die Künstler*innen und ihre Karten vor.

(Bildquelle: © Dimitar Stoykow)

Künstlerportrait Dimitar Stoykow

Was mir als Kreativer besonders wichtig ist: Ideen, die mir wichtig sind, zu verwirklichen.

Warum habe ich mich entschieden, Comics zu zeichnen: Ich mochte schon immer die Verbindung zwischen Grafik und Narration. Schade nur, dass besonders in Deutschland die Konnotation vom Begriff Comic meist die ist, dass vom Comic meist nur triviale Inhalte auf niederschwelligem Niveau transportiert würden.

Meine Vorbilder sind: ganz weit vorn — Moebius, gefolgt von Frazetta, BobQ, Miles Johnston

Mehr von Dimitar Stoykow
www.metrissimo.de
www.instagram.com/metrissimo
www.facebook.com/Metrissimo

(Bildquelle: © Dimitar Stoykow)

Interview mit Dimitar

Wie hast Du die Figuren für Deine “Spiel mich!” Karten ausgewählt?

Ganz einfach: Ich habe die interessantesten ausgewählt. Zusätzlich dazu ging es mir darum, welche Figuren genug Potential für „Spiel-mich“-Karten hatten. Also habe ich mich für die Figuren entschieden, die genug Tiefe und Substanz haben. Naja, die Ausnahme ist Commander Commander, der ist eher meta.

Was kannst Du uns über den Uhrmacher, Commander Commander und ihre besonderen Fähigkeiten erzählen?

Der Uhrmacher ist Bartholomew Newsham, ein englischer Uhrmacher, geboren 1558 in London, der es irgendwie geschafft hat, noch heute zu leben. Er ist zwar körperlich schwach, aber wach im Geiste. Er ist im Stande, die Zeit zu manipulieren, und so vielleicht den einen oder anderen Kampf doch noch für sich zu entscheiden.

Commander Commander ist das Alpha-Männchen unter allen „Nick Furys“ dieser Welt. Er ist stark, hat The Rock die „Intensität“ während eines Wochenendseminares beigebracht, vertraut nie auf Glück und so stark in seinem eigenen Bild von sich selbst verankert, dass er mit seinem Auftreten jeder Frau aus den 80er Jahren becircen kann. Ein Unentschieden gibt es für ihn genauso wenig, wie zwei Atome am selben Ort zur gleichen Zeit sein können. Wenn es also zu einem „Gleichstand“ kommt, dann gewinnt der Klügere. Und das kann doch wohl nur Commander Commander sein, oder?

Was ist an Egon und Kathi so außergewöhnlich?

Egon muss in seinem Alltag zwar einige Schikanen von dem Bully Franzl über sich ergehen lassen, aber in außergewöhnlichen Situationen beweist er, dass er sein Herz am rechten Fleck trägt. Die Besonderheit an seiner Spielkarte ist, dass er gegen Tote und Untote sofort gewinnt, weil er ihnen offen und freundschaftlich gegenübertritt.

Kathi hat kaum noch Freunde, die am Leben sind. Dafür kennt sie sich in der Welt der Untoten und Geister wunderbar aus und kann es sich auch in den dunkelsten Winkeln ihrer Gruft gemütlich machen. Dass Egon noch lebt, stört sie nicht. Ein Freund ist ein Freund — ob tot oder untot. Da sie ein Geburtstagskind ist, bring ihre Karte einen Effekt mit sich, der im Falle von Unentschieden das Blatt noch wenden kann.

Wo man die Karten von Dimitar bekommt:
Schreibt ihn ganz einfach über seinen Instagram Account an oder schickt ihm eine Mail.

Wovon handelt Dein Comic “Commander Commander”? Gibt es den Comic Online zu lesen oder im Verkauf?

Commander Commander gibt es nicht im Verkauf. Er war ursprünglich eine Figur, die 2012 auf dem Comic Salon in Erlangen entstanden und einem sehr, sehr guten Freund gewidmet ist.

Die Grundidee war, dass ich am Redesign eines Heldenteams gearbeitet hatte und jener sehr, sehr gute Freund dazu meinte: „Es fehlt ein Auftraggeber“. Sozusagen der „Nick Fury“ oder „Charlie“ des Heldenuniversums. Aus dem Brainstorming heraus entstand dann eine bewusst eindimensionale, überspitzte und sehr stereotype Hintergrundfigur, die die Questen/Aufgaben/Missionen an die eigentlichen Helden weitergibt, ohne selbst aktiv in Erscheinung zu treten. Commander Commander ist faktisch der „lebendige“ Cousin eines McGuffins. Und gleichzeitig ist er auch der Deus ex Machina, wann immer sich die Autoren (immer noch der sehr, sehr gute Freund und ich) in die Ecke geschrieben haben. Es ist geplant, dass ein Comic in 13 Episoden mit Abenteuern der jungen Captain Commander (als noch vor seiner Zeit als Commander Commander) auf meiner Website www.metrissimo.de veröffentlicht wird, derzeit kläre ich noch Modalitäten ab. Sobald das passiert ist, gibt es ein Announcement auf IG und auf der Website. Die finale Entscheidung fällt im August.

Mit welchem Thema beschäftigt sich Dein Kurzcomic „Der Uhrmacher“?

Der Comic „Uhrmacher“ war mir persönlich, gerade nach „The Story of Sun and Moon“. An sich ist die Erzählung um den Uhrmacher eine Hommage an die Noir-Geschichten der 1940er Jahre. Newsham tritt dabei bewusst als Anachronismus (und ja, er beruht auf einer historischen Persönlichkeit) auf, so auch sein Gegenspieler, der Schwarze Mann. Stark beeinflusst haben mich zum Zeitpunkt der Entwicklung die Geschichten Neil Gaimans.
Aber zurück zur Frage: Es geht um Schuld und Sühne, es geht um die Angst zu Vergessen und auch darum, was der Mensch bereit ist zu tun, um seine eigene Tragödie zu überwinden — oder auch nicht. Nicht umsonst habe ich das Omega — also das Ende bzw. der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets — überall in der Geschichte immer wieder versteckt; auch „De profundis“ ist von mir nicht ohne Intention eingesetzt worden.

Ist der Schwarze Mann tatsächlich ein Bastard oder macht er nur seinen Job? Würde er der Menschheit einen Gefallen tun, wenn er seinen Job an den Nagel hängt?

Der Schwarze Mann ist in erster Linie ein Pragmatiker, ein Opportunist und — vor allem — bar jeglicher Skrupel. Er kann als Tod seinen Job erst dann an Nagel hängen, wenn alles Leben beendet ist; solange wird er auch immer einen Uhrmacher brauchen.

Wann ist ein Leben es wert, gerettet zu werden?

Immer. Ich gehe davon aus, dass jeder nur ein Leben hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich persönlich existiere, geht ja gegen Null. Was für ein glücklicher Zufall, dass es mich doch gibt.

Ein weiterer Aspekt ist, dass niemand in der Lage ist, jenen das Leben wiederzugeben, die es verloren haben. Warum sollte man sich also anmaßen, leichtfertig Leben zu beenden?

(Bildquelle: © Dimitar Stoykow)

Ausflug mit Frau Runkenrettich

Eine kleine Geschichte über tote Leute

Der Ausflug, den der kleine Egon zusammen mit seiner Schulklasse unternimmt, verläuft anders als geplant. Als er nämlich auf der Flucht vor dem fiesen Franzl in einen Lüftungsschacht fällt, landet er zunächst einmal in der Geburtstagstorte der kleinen Kathi, deren Freunde überwiegend tot sind. Und obwohl Egon es noch nicht ist, freunden die beiden sich an und Kathi zeigt ihm ihre Gruft, wo sie allerlei seltsamen Gestalten begegnen und ein liebenswertes Abenteuer zwischen Mumien, Fledermäusen und Sargpolitur erleben.

Eine Geschichte zum Schmunzeln, Staunen und Schaudern, erdacht von Christian von Aster und bebildert von Dimitar Stoykow.

Willkommen in der Gruft!

Info und Bestellung unter www.roterdrache.org
40 Seiten, farbig, 15 x 15 cm, Hardcover

(Bildquelle: © Dimitar Stoykow)

Auge um Auge — Zahn um Zahn: Verdienen wir es, ungeachtet unserer Gesamtumstände, dass man es uns für unsere Fehler und Vergehen mit der gleichen Münze heimzahlt?

Nein. Niemand verdient das. Jedoch sollte jeder anfangen, sich selbst zu reflektieren und seine Lehrer daraus zu ziehen. Ändere nicht die Welt, ändere zuerst dich selbst. Hielten sich die meisten Menschen daran, bräuchten wir gar nicht so viel an der Welt zu ändern. Dann hätten wir auch „Auge um Auge“ und „Zahn um Zahn“ überwunden.

Kommunikation ist auch so ein Thema, gerade über Chats oder Messenger oder Kommentarspalten. Vis à vis ist halt doch etwas anderes als zeitversetztes Hin-und-her-Schreiben.

Hast Du noch ein paar abschließende Worte für uns?

Ja, vielen Dank für die Möglichkeit, mich zu meinen Spiel-mich-Karten zu äußern. Es hat Spaß gemacht, sie mal wieder raus zu räumen.

Wertschätzt all die Kreativen da draußen, die zumeist kostenlos für eure Unterhaltung sorgen. Ein Like ist schon okay, aber davon zahlt kein Kreativer die Miete. Ein ernst gemeinter Kommentar oder Feedback helfen auf lange Sicht zu motivieren. Auch der Kauf des einen oder anderen Werkes bringt vielleicht den einen oder die andere besser über die Runden.

(Bildquelle: © Dimitar Stoykow)

Die wichtigsten Infos zu “Spiel mich!”

Was gibt es aktuell für Karten?
Checkliste Edition 1
Checkliste Edition 2

Wie funktioniert das Spiel?
Mehr Informationen hier.
PDF Link zur Anleitung

Wo kann man das Spiel und die Einzelkarten bekommen?
In erster Linie bei den Teilnehmer_innen selbst, auf Comicmessen oder über ihre Websiten (z.B. als Crowdfunding-Belohnung, Verkaufsartikel, Lesezeichen zum Buch etc.).
Bei den Online-Shops Kwimbi und Freibeutershop.
Zu Comicmessen, auf denen Comic Solidarity einen Stand hat.

Teilnehmende Kreative der Editionen 1 und 2:
Abe Raham, Adrian vom Baur, Adroth Rian & Shin Janus (Karrakula), Aerozopher, Anna Kontogiorgas (nihidea), Arne Schulenberg, Asja Wiegand, Caro Podeswa, Christian Effenberger, Christopher Tauber, Comic Cabin, David Füleki, Désirée Kunstmann, Diana Kennedy, Dimitar Stoykow, Dominik Wendland, Eve Jay, Gabriel deVue, Genji Otori, Giske Großlaub, Hannes Radke, Haiko Hörnig & Marius Pawlitza (Pengboom Society), Hammel & Dörp, Heinz Olaf Klöppel, Helen Aerni, Ines Kort, Jan Bintakies, Janika Kefel (Amandola), Johanna Baumann, Kathi Neto, Katrin Felder, Kami, Kilian Wilde und Felix Schittig, KNIGHT+JAY, Lea Wegner, Linda Bunge (Leader Brat), Lisa Rau, Lydia Heymach (Sushi), Maja Verfondern, Marcel Hugenschütt, Mark Fehse (Cross Cult), Max Hillerzeder, Max Vähling (Dreadful Gate Productions), Michael Tewiele, Moritz von Wolzogen, Nicole Klein (Eri Nys), Nigunegu, Olivia Vieweg, pushcart, Said Omar Eshaq, Sarah Burrini, Sebastian Kempke & Dirk M. Jürgens (Studio Buddelfisch), Timo Müller-Wegner & Stew Wegner (illustrie), Timo Thees, Vanessa Drossel (Studio Buddelfisch), Viktoria Underrader, vinny-vieh, Vivian Mittag (KaBOOM!)

Die nächsten Messetermine mit Comic Solidarity:
Termine werden auf Facebook, Twitter und www.comicsolidarity.de. bekannt gegeben.

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