Uuund … ACTION!

Adroth Rian
Spielmich
Published in
8 min readOct 4, 2020

Spiel mich! Art Spotlight: Sascha Dörp

Die vier Sammelkarten von Sascha Dörp mischen jedes Deck so richtig auf! „Sam, die Gottesanbeterin“ ist ein helles Köpfchen, die beiden Helden „Das Kamäleon“ und „Die Fliege“ beeindrucken durch ihre Superkräfte und der steinharte Cop „Matt Eagle“ hat nicht einmal Zeit zum Bluten, wenns ans Eingemachte geht (1. Edition). Wer auf die klassischen amerikanischen Comics steht, sollte diese Karten auf jeden Fall in seiner Sammlung haben!

Spiel mich! ist das erste Sammelkartenspiel, das Comicfiguren aus Indie-Comics verschiedenster Künstler*innen gegeneinander antreten lässt.

Mit Edition 1 und 2 sind bereits über 170 Motive und Sonderkarten erschienen. Comicbegeisterte und Fans schneller Kartenspiele können in verschiedenen Kategorien ihre Lieblingsfiguren sammeln, tauschen und als Team für ein Duell zusammenstellen.

In dieser Reihe stellen wir die Künstler*innen und ihre Karten vor.

(Bildquelle: © Sascha Dörp)

Künstlerportrait Sascha Dörp

Als mir mein Vater 1983 den Lucky Luke-Band „Die Postkutsche“ schenkte, ahnte er nicht, was er damit bei mir auslösen würde. Und als Germanist hätte er das wohl auch nicht ganz so beabsichtigt — denke ich mal. Aber sei’s drum: Danke Papi! Ohne dich wäre ich vielleicht Lehrer geworden!

Comics lesen kann nicht jeder, die Gleichzeitigkeit von Wort und Bild überfordert manchen Leser. Ich jedoch tauchte in dieses Medium ein und fühlte mich darin so wohl wie der Fisch im Wasser. Ich amüsierte mich über den Wortwitz, freute mich über die Zeichnungen, entdeckte immer mehr Details im Hintergrund und merkte: Das will ich auch machen! Im selben Sommer 1983 folgte dann auch mein erster selbstgezeichneter Comic: „Charlie der ‚wachsame‘ Sheriff“, der eine interessante Metamorphose durchlief. Begann er zunächst eher als Funny, wurde Charly zunehmend muskelbepackter (die Anatomie dafür lieferte mir der römische Athlet Musculus aus „Asterix bei den Olympischen Spielen“) und der Ton wurde ernster. 1984 folgte der Comic „Nur Wasser“ in Koproduktion mit meinem Freund Torsten und 1985 entstand mein erster Superheldencomic „Die Fliege“ (Not so Fun Fact am Rande: Aus Zeitgründen habe ich diesen Comic nie getuscht, so dass am Ende lediglich meine sehr schwachbrüstigen Bleistiftzeichnungen auf den Kopierer kamen — ein Umstand, der heute noch an mir nagt). Parallel dazu entdeckte ich den Animationsfilm für mich und baute mit meinem Großvater nach Plänen aus einem Preston Blair-Buch ein Animationspult (dessen Glühbirne es nach ca. 15 Minuten auf Spiegelei-Brathitze aufheizte).

(Bildquelle: © Sascha Dörp)

Als Autodidakt hatte ich natürlich sehr schnell das Ende der Fahnenstange erreicht. Sämtliche Hefte der „Walter Foster“-Reihe hatte ich dem damals noch in der Kölner Ehrenstraße existierenden „Bruno Wolkenaer“-Geschäft (DEM Zeichenbedarfsladen schlechthin) abgekauft, Gerüchten nach sollte es aber in Amerika mehr zu den Themen „Comics selber Zeichnen“ und „Animation“ geben. Nur überprüfen konnte man das nicht, es gab ja schließlich kein Internet. Ich aber hatte einen Onkel in Amerika.

Mein Onkel ist schuld.

1986 wurde ich konfirmiert (mein probater Versuch, eine brauchbare Stereoanlage zu erlangen) und zu diesem Anlass trudelte auch ein Paket aus Übersee ein. Dessen Inhalt sollte mein Leben verändern.

(Bildquelle: © Sascha Dörp)

In dem Paket, das mir mein Onkel Dieter schickte, befanden sich Bücher. Nicht irgendwelche Bücher sondern Literatur, die im Deutschland von 1986 einfach nicht zu kriegen war (kein Internet!). Und ich weiß bis heute nicht, wer für die Zusammenstellung der Bücher verantwortlich war, aber jedes einzelne war eine Punktlandung! Period.

Eines der Bücher war „How to Draw Comics the Marvel Way„ von Stan Lee und John Buscema. DAS Standardwerk in Sachen „Comics wie die Amis zeichnen“ kennt heute jede Sau, früher wusste man maximal, „dass es da sowas geben soll“ — unbekommbar für uns Jungs von der Schülerzeitung. Und ich besaß nun diesen Heiligen Gral, der mich noch viel inspirieren und aus dem ich mir jede Menge abgucken sollte.

Das Fundament meines Comiczeichnens war gelegt!

Seit 2015 veröffentliche ich nun bei Verlagen wie “THENEXTART”, “PLEM PLEM Productions” und “KULT Comics” Comichefte und Graphic Novels und werde damit auch so bald nicht wieder aufhören. Eine Drohung? Vielleicht. Ein Versprechen? Auf jeden Fall!

Mehr von Sascha Dörp:
www.comiccabin.com
www.instagram.com/comiccabin
www.facebook.com/comiccabin

(Bildquelle: © Sascha Dörp)

Interview mit Sascha

Wie hast Du die Figuren für Deine Spiel mich!-Karten ausgewählt?

Die Auswahl meiner Karten-Motive erfolgte vollkommen ungeplant und chaotisch. „Arche Noir“ mit Gottesanbeterin Sam war gerade fertig geworden, „Das Kamäleon“ existierte zu diesem Zeitpunkt nur als sechsseitige Kurzgeschichte (nach dem Skript von Björn Hammel), „Die Fliege“ war nur eine vage Idee und „Matt Eagle“ eine mächtige Vision!

Was ist an Sam der Gottesanbeterin so speziell?

Als Gottesanbeterin auf der Arche Noah hat man es nicht leicht. Während rund um die Uhr sämtliche Tiere miteinander körperliche Liebe praktizieren, weiß Sam, die Gottesanbeterin, dass ihm sein erster Geschlechtsakt mit seiner geliebten Frau Esther den Kopf kosten wird.

Was kannst Du uns über Matt Eagle, das Kamäleon, die Fliege und ihre besonderen Fähigkeiten erzählen?

Was die drei Charaktere eint, sind ihre schier übermenschlichen Fähigkeiten: Matt Eagle ist ein Cop aus den 80er Jahren, der keine Zeit zum Bluten hat, das Kamäleon kann sein Aussehen verändern und Bösewichte mit seiner langen Zunge verprügeln und die Fliege hat die Kräfte einer radioaktiven… nun ja … Fliege übernommen.

Wo man die Karten von Sascha bekommt:
Sprecht Sascha einfach auf Messen darauf an oder bestellt Comics bei ihm (zum Beispiel über seine E-Mail Adresse sascha@comiccabin.com) und er legt die Karten zu eurer Bestellung dazu!

(Bildquelle: © Sascha Dörp)

”Arche Noir”

Die Tiere auf der Arche Noah sind in heller Aufregung: Die Frau des Einhorns ist verschwunden. Das detektivisch begabte Gottesanbeterinnen­­Männchen Sam übernimmt widerwillig den Fall. Im Gegenzug ­werden ihm seine Spielschulden erlassen. Sam hat solange Zeit, das Verbrechen aufzuklären, wie der Regen fällt. Und die Uhr tickt…

„Arche Noir“ ist ein klassischer Pulp-Comic mit ungewöhnlichem Setting. Schauplatz ist die Arche Noah und sämtliche Protagonisten sind Tiere, die alle in einen (nicht allzu ernst gemeinten) Kriminalfall verstrickt sind.

Erhältlich auf www.kultcomics.net
60 Seiten, Hardcover, limitiert auf 500 Exemplare!

(Bildquelle: © Sascha Dörp)

Worum geht es in Deinem Comic “Matt Eagle in Action”?

Wer wie ich in einem großen Teil der 80er Jahre seine Jugend verbracht hat, der kann sich sicher an die unzähligen Actionfilme erinnern, in denen oberkörperfreie Einmann-Armeen wie Schwarzenegger, Stallone, Norris oder van Damme den Vietnamkrieg für die USA gewannen. Der Comic ist eine lesbare VHS-Kassette, die den Actionfilmen dieser Dekade ein Denkmal setzt.

Sobald ich den Namen “Matt Eagle” höre, sehe ich einen Hackfleisch-Klumpen mit Salzstangen im Hintern vor meinem inneren Auge. Für mich völlig unerklärlich. Hast Du vielleicht eine Vermutung, woher diese seltsame Assoziation stammen könnte?

Ich könnte mir vorstellen, dass hier die Botschaft beim Empfänger entsteht 😉

Was planst Du in naher Zukunft für Dein actiongeladenes Projekt? Wird es die Möglichkeit geben, den Comic online zu lesen?

Der erste Zyklus von Matt Eagle wird in Heftform auch weiterhin bei PLEM PLEM erscheinen. Eine digitale Veröffentlichung wird es nur auf Comixology geben:
www.comixology.eu/MATT-EAGLE-Deutsche-Ausgabe/comics-series/144599

(Bildquelle: © Sascha Dörp)

Die Figuren Matt, das Kamäleon und die Fliege teilen sich Zeichenstile, die durchaus mit einander harmonieren. Zudem bedienen alle drei das Action- und Superhelden-Genre. Bleiben die Geschichten dieser Helden von einander unabhängig, oder könntest Du Dir vorstellen, dass sie auch mal gemeinsam auf Gangsterjagd gehen?

Ich HASSE Team-Ups und Cross-Overs! Wenn ich eine Batman-Geschichte lese, möchte ich darin keinen Superman sehen. Captain America genieße ich am liebsten ohne seine Avengers. Und die Watchmen haben im DC-Universum einfach nichts verloren! Also ein klares NEIN!!!

Gibt es noch etwas, was Du der Welt mitteilen möchtest?

Kauft Comics! Nicht unbedingt nur meine, aber wenn ihr Lust auf mehr von mir bekommen habt — Folgendes steht an: „Der Buddha von Berlin“ (Kriminalgeschichte aus Berlin von 1905), „F.E.D.S. — Flat Earth Defense Squad“ (DER Comic zur Verschwörungstheorie) und „Dead Man’s Hand“, einem Western, dessen Geschichte rückwärts erzählt wird.

Auch wird es mit meiner SciFiNoir-Serie „Enklave“ weiter gehen und auch eine neue Ausgabe von „Palindrom“ mit Kurzgeschichten aus dem Cyberpunkmillieu wird in Zusammenarbeit mit Marek Sulewski entstehen.

(Bildquelle: © Sascha Dörp)

Die wichtigsten Infos zu “Spiel mich!”

Was gibt es aktuell für Karten?
Checkliste Edition 1
Checkliste Edition 2

Wie funktioniert das Spiel?
Mehr Informationen hier.
PDF Link zur Anleitung

Wo kann man das Spiel und die Einzelkarten bekommen?
In erster Linie bei den Teilnehmer_innen selbst, auf Comicmessen oder über ihre Websiten (z.B. als Crowdfunding-Belohnung, Verkaufsartikel, Lesezeichen zum Buch etc.).
Bei den Online-Shops Kwimbi und Freibeutershop.
Zu Comicmessen, auf denen Comic Solidarity einen Stand hat.

Teilnehmende Kreative der Editionen 1 und 2:
Abe Raham, Adrian vom Baur, Adroth Rian & Shin Janus (Karrakula), Aerozopher, Anna Kontogiorgas (nihidea), Arne Schulenberg, Asja Wiegand, Caro Podeswa, Christian Effenberger, Christopher Tauber, Comic Cabin, David Füleki, Désirée Kunstmann, Diana Kennedy, Dimitar Stoykow, Dominik Wendland, Eve Jay, Gabriel deVue, Genji Otori, Giske Großlaub, Hannes Radke, Haiko Hörnig & Marius Pawlitza (Pengboom Society), Hammel & Dörp, Heinz Olaf Klöppel, Helen Aerni, Ines Kort, Jan Bintakies, Janika Kefel (Amandola), Johanna Baumann, Kathi Neto, Katrin Felder, Kami, Kilian Wilde und Felix Schittig, KNIGHT+JAY, Lea Wegner, Linda Bunge (Leader Brat), Lisa Rau, Lydia Heymach (Sushi), Maja Verfondern, Marcel Hugenschütt, Mark Fehse (Cross Cult), Max Hillerzeder, Max Vähling (Dreadful Gate Productions), Michael Tewiele, Moritz von Wolzogen, Nicole Klein (Eri Nys), Nigunegu, Olivia Vieweg, pushcart, Said Omar Eshaq, Sarah Burrini, Sebastian Kempke & Dirk M. Jürgens (Studio Buddelfisch), Timo Müller-Wegner & Stew Wegner (illustrie), Timo Thees, Vanessa Drossel (Studio Buddelfisch), Viktoria Underrader, vinny-vieh, Vivian Mittag (KaBOOM!)

Die nächsten Messetermine mit Comic Solidarity:
Termine werden auf Facebook, Twitter und www.comicsolidarity.de. bekannt gegeben.

--

--