Anabole Steroide — meine Erfahrungen

Steffen Schulz
Steffen Schulz
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8 min readNov 8, 2018

Wie man seine Hoden schrumpft und damit 10 Kilo Muskeln in einem Jahr zulegt? Na mit Anabolika — das Zeug, was hält was alle Fitnessprodukte versprechen. Ob es gesund ist? Nein! Ob man es verteufeln sollte? Nein — aber vorsichtig und gewissenhaft sollte man damit umgehen!

Testosteron, Steroide und Anabolika werden sie genannt und stammen aus der Medizin, wo sie für unterschiedlichste Zwecke eingesetzt werden, wie z.B. dem Körper zu helfen, schneller Zellen zu produzieren. Warte mal … darum geht es beim Muskelaufbau-Training auch!

Erfahrene Sportler und logisch denkende Menschen wissen das natürlich. Komisch ist, wie viele die sich das Zeug spritzen oder zumindest spritzen würden, nicht Bescheid wissen. Ich erinnere mich zurück an damals, als ich in einem Proteinpulver-Shop in Berlin-Neukölln gearbeitet habe, wo täglich mindestens ein Kunde reinkam und fragte: „Ey Digga, hast du diese Spritze, die breit macht?“

Man merkte gleich, wie gut sich derjenige mit seiner Frage beschäftigt hat, denn kurz gesagt, an Steroiden ist nichts schlimmes — wenn man den Gebrauch richtig angeht und sich mit dem Thema auseinandersetzt.‍

Was Steroide im Körper machen.

Steroide oder auch Anabolika genannt, unterstützenden den Körper beim Aufbau von Muskelmasse, durch die Förderung der Proteinsynthese.‍

Wie gefährlich sind Steroide?

Die Gefahr liegt in der falschen Anwendung, denn man greift in die Hormonproduktion des Körpers ein und spielt dabei mit seiner Gesundheit. Jetzt denkt man vielleicht „ist nicht schlimm, ich will Muskeln“. Aber später, wenn man auf dem Sterbebett liegt, denkt man vielleicht, hätte man es lieber gelassen. Man sollte sich bewusst machen, was man da tut.

Nun gibt es viele Bodybuilder, die noch im Alter gesund sind und nicht vom Muskelgier-Schicksal abgemurkst wurden. Woran liegt das?
Zum einen haben sie andere Gene und damit einen anderen Körper, zum anderen sind sie bewusst mit solchen Substanzen umgegangen, haben sich bis heute ausgewogen ernährt und ordentlich aber vernünftig trainiert. Am Ende liegt es immer an der Geduld — klar will man Dinge immer sofort, es hat aber häufig einen Grund warum vieles länger dauert.

Muskeln sofort geht einfach nicht, auch nicht mit Steroiden. Damit geht es zwar viel schneller, aber man muss so eine „Kur“ sinnvoll angehen. Sich einen Zeitplan machen, ordentlich trainieren, sich mit seinem Körper auseinandersetzen und dem ganzen ein paar Jahre zeit geben.

Man sollte, wenn man Steroide nutzt oder es vorhat, als Erstes sicherstellen, dass die allgemeine Gesundheit, das Training und die Ernährung optimiert sind. Man sollte regelmäßig zum Arzt gehen und sein Blut überprüfen lassen und, falls man es sich leisten kann, einen Trainer mit viel Erfahrung einbeziehen.

Gehört man zu denjenigen die alles machen, was der Kollege sagt, sollte man sich nochmal ausführlich informieren und überdenken was man vorhat. Bei dem Thema werden Fehler mit dem Tode bestraft — daran ist nichts komisch.

Steroide im Alter

Sobald man 45 Jahre alt ist, stellt der Körper immer weniger Testosteron her, somit ergibt es Sinn zum Arzt zu gehen und seinen Spiegel testen zu lassen. Die meisten Männer werden im Alter lahm, müde und haben weniger Energie. Der Stoffwechsel wird langsamer, im Bett klappt es nicht mehr so wie früher — man kennt die Geschichte. Wenn du mich fragst, liegt das daran, dass die Menschen früher nicht älter als 45 wurden, aber das ist ein anderes Thema.

Man geht zum Arzt und lässt einen Bluttest machen — wenn der besagt, dass man wenig Testosteron im Blut hat, kann man sich sogar welches verschreiben lassen — oder man besorgt es sich beim Fitnessstudio-Dealer seines Vertrauens. Es kommt auch bei jüngeren Männern hin und wieder vor, dass die körpereigene Produktion zu wenig von dem Zeug herstellt, das merkt man z. B. daran, dass man meckert wie eine Frau, ständig Müde ist oder sich mit sinnlosen Dingen wie täglich Bier zu trinken beschäftigt; ein guter Grund zum Arzt zu gehen und sich testen zu lassen.

Meine persönlichen Erfahrungen mit Anabolika.

Ich wollte damals abnehmen und habe deshalb angefangen zu trainieren. Die ersten 2–3 Jahre hat das nicht richtig funktioniert, ich habe zwar trainiert aber nicht weniger gegessen. Ich hatte 30 Kilo Übergewicht, habe max. 95 Kilogramm gewogen und es blieb bis auf Schwankungen dabei.

Danach habe ich mein Leben umgekrempelt, aufgehört mit allem unpassendem, angefangen Diät zu machen und regelmäßig trainiert. Damit habe ich innerhalb von 2 Jahren ca. 20 Kilo abgenommen und Muskeln aufgebaut, bzw. die freigelegt, die ich schon hatte.

Nun war es nicht mein Ziel wie ein Bodybuilder auszusehen, da es mir immer so unmöglich erschien. Damals, um 2014 herum waren die Fitnessstudios auch noch nicht so gefüllt wie aktuell und man war mehr oder weniger allein mit seinem Vorhaben und hatte nicht so viele direkte Vorbilder.

Nach einiger Zeit aber, wollte ich mehr und da ich schon immer aufs Ganze gegangen bin, Steroide ausprobieren — nur ein bisschen für den Anfang. Ich habe mich umgehört und nachgefragt — auch bei mir im Bodybuilding-Studio. Dort wurde mir gesagt, man will mir niemanden vorstellen — ich müsse mit der Zeit die Leute kennenlernen und zur rechten Zeit wird es sich schon ergeben. Damit hab ich mich natürlich nicht abgefunden, nach einigen weiteren „Absagen“, habe ich jemanden über Facebook kennengelernt. Dem sollte ich Geld überweisen, danach würde er mir die Ampullen Testosteron per Post schicken.

Ich dachte, er will mich abzocken — hatte aber keine andere Möglichkeit und habe es probiert. Nach 2–3 Tagen kam das Paket tatsächlich an — super :)

Angefangen habe ich mit 250 mg Pro Woche (1 ml), die niedrigste gängige Dosis. Das hat sich natürlich schnell gesteigert auf 750 mg pro Woche, meine Frau übernahm die Rolle der Ärztin. Der Typ (dessen Name nicht genannt werden darf^^) hat mir weitere Steroide wie Trenbolon angeboten, was sozusagen das Superman-Elixier unter den Mittelchen ist. Ich habe mir „Das schwarze Buch“ besorgt, wo alle anabolen Steroide aufgelistet und genauestens beschrieben sind, habe mich belesen und bestellte mir beim nächsten Mal „Tren“ — wie man es nennt.

Davon hab ich 100 mg, alle 3 Tage genommen, das sind circa 200 mg pro Woche. Das hat sich wieder ziemlich schnell gesteigert auf ganze 750 mg pro Woche, Testosteron („Testo“) habe ich dafür reduziert auf 250 mg. Alles in allem war das eine Dosis die gut mit der eines durchschnittlichen Wettkampf-Bodybuilders mithalten konnte.

Das Ergebnis war Kraftsteigerung und Muskelwachstum sowie Nebenwirkungen. Ich habe viel mehr Kraft innerhalb von kurzer Zeit bekommen, zu meinen besten Zeiten habe ich 170 Kilo auf der Schrägbank gedrückt, aktuell klingt das für mich unglaublich. Es ging damals alles so schnell, dass ich die Steigung nicht richtig wahrgenommen habe. Meine Hoden sind auf die Hälfte geschrumpft — weil sie kein Testosteron mehr herstellen mussten und innerhalb von 2 Jahren wurde ich in jedem Fitnessstudio als Fortgeschrittener angesehen.

Muskeln habe ich ordentlich aufgebaut, circa 10 Kilo innerhalb von 1–2 Jahren. Auch hier bekommt man das nur richtig mit, wenn man sich vorher / nachher Bilder ansieht, denn wenn man jeden Tag in den Spiegel schaut, nimmt man die kleinen Veränderungs-Sprünge kaum wahr. Ich hatte mein Ziel erreicht und wurde zum Hulk in kurzer Zeit. Zum Vergleich: ohne Hilfsmittel benötigt man für dieselbe Muskelmenge 3–10 Jahre — je nach Körpertyp.

Nebenwirkungen gab es natürlich ausreichend. Ich habe geschwitzt wie Speck in der Pfanne. Ich kann mich noch gut an die unangenehmen Schweißausbrüche in der S-Bahn, morgens im überfüllten Wagon erinnern — ich musste mich daran gewöhnen verschwitzt auf der Arbeit anzukommen. Durch das Tren schläft man auch schlechter, man ist häufiger wach und kommt nicht so leicht zur Ruhe; da ich aber allgemein gut schlafe, hat mich das weniger gestört.

Hunger hatte ich, als hätte ich noch nie etwas gegessen — ich konnte an Cheat-Days bis zu 10.000 kcal fressen und hatte am nächsten Morgen trotzdem Appetit. Man darf durch den erhöhten Stoffwechsel zwar mehr essen, das sind aber nur 500–1000 kcal, je nach Körpertyp, die haben mir aber nicht viel geholfen.

Aufgehört hab ich langsam, vor ca. 2–3 Jahren als ich einen neuen Job anfing und an den Rand von Berlin gezogen bin. Der Job wurde schlecht bezahlt und ich musste Geld sparen, ich hab schließlich ca. 250 € pro Monat für das Zeug ausgegeben — man gönnt sich schließlich sonst nichts. ^^

Ich nutze meine letzten Reserven um langsam auszuschleichen — das heißt, man halbiert die Dosis pro Woche, danach halbiert man wieder und wieder, bis am Ende nichts mehr übrig bleibt. Das hat gut funktioniert.

Jetzt höre ich laut die Frage „hast du Muskeln abgebaut, nachdem du aufgehört hast?“ Das ist schließlich das wovor man sich fürchtet — alles wieder zu verlieren und ja, man verliert. Aber wenn man weiter trainiert und sich ordentlich ernährt, verliert man nicht alles. Außerdem sollte man sich nicht ständig darüber Gedanken machen, denn das hilft nichts, sondern wirkt eher negativ — Gedanken bestimmen schließlich unser Handeln.

Ich habe bis heute sicher 5–7 Kilo der damals aufgebauten 10 Kilo Muskeln verloren, ich trainiere aktuell aber auch nicht mehr so viel (1–2 mal pro Woche) und haben meinen Fokus auf andere Dinge gelegt. Hauptsächlich auf meine kleine Tochter — die Liebe meines Lebens. Ich bin völlig zufrieden mit dem, was ich habe, sehe noch athletisch aus und werde das auch beibehalten.

Wenn ich wieder mehr Muskeln will, werde ich wieder mehr Trainieren. Wenn ich wieder wie ein Bodybuilder aussehen will, werde ich auch wieder Stoff benutzen, aber nur noch Testosteron und in geringeren Maßen — ich denke da an 125–250 mg pro Woche und eventuell möchte ich mal eine 3 Wochen on — / 1 Woche off — Kur ausprobieren. Ich denke, das ist sinnvoll, da sich der Körper jede vierte Woche wieder erholen kann und selbst Testosteron produzieren muss. Es kann aber auch sein, dass der Testo-Spiegel dadurch zu stark schwanken wird, dass muss man testen.

Fazit: Stoff ja, wenn es sein soll. Aber überlegt, vom Arzt kontrolliert und man sollte immer gut auf den Körper hören. Ich sage immer man „muss“ alles mal gemacht haben, zumindest um sich ein Bild davon machen zu können. Wenn man logisch denken kann, ist das nicht schädlich. Ich hoffe, niemand übernimmt sich bei dem Vorhaben — verhindern kann man eh nichts und am Ende ist noch zu sagen: Bitte nicht nachmachen!

Originally published at modernman.webflow.io.

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Steffen Schulz
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