Warum der neue Mann eine Computerauto fährt — B-Klasse 2019

Steffen Schulz
Steffen Schulz
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3 min readFeb 25, 2019

„Er kommt –KnightRider– ein Auto, ein Computer, ein Mann.“ So beginnt das Intro der Actionkrimi-Serie aus den 80ern, in der Michael Knight und sein modifizierter Pontiac Firebird namens K.I.T.T. gegen Bösewichter kämpfen. K.I.T.T. ist mit künstlicher Intelligenz ausgestattet, diese lässt ihn denken, sprechen und selbstständig fahren — ein Traum jedes Science-Fiction Fans.

Nachbau des Staffel 1–2 Cockpit von K.I.T.T.

Als Kind habe ich solche Filme und Serien geliebt und davon geträumt wie es einmal sein wird, wenn wir mit unserer Technik verwachsen. Wenn die Gegenstände lebendig werden, unser Leben vereinfachen und ich mit meinem Kühlschrank befreundet sein werde — seine Anwesenheit wusste ich schließlich schon immer zu schätzen. Ich stellte mir Autos vor, die auf Autopilot fahren während ich gemütlich lese oder mir einen Film ansehe. Wenn es nicht mehr um das Fahren geht, sondern um die Erlebnisse mit und in meinem Auto?

Mein Vater hat meine Träume nie verstanden. Wie viele andere gehört er zu den traditionell denkenden Menschen. Solang er pünktlich zu Hause ist, Abendessen auf dem Küchentisch steht und ein kaltes Bier im Kühlschrank auf ihn wartet, ist er zufrieden. Technische Hilfsmittel sind für ihn keine Vorteile, sondern Spielzeug und kompliziert statt hilfreich.

Und plötzlich träume ich nicht mehr. Mercedes verbaut künstliche Intelligenz in seiner neuen B-Klasse und schafft damit den K.I.T.T. von heute. Das Auto spricht, macht Witze und verkündet was es von BMW hält. Es merkt sich, dass ich es gern warm habe und lieber auf der Landstraße fahre und fährt sogar fast von allein. Es wurde für mich entworfen, den „neuen Mann“.

Innenraum der neuen Mercedes B-Klasse

Aber warum bin ich der neue Mann und wo ist der alte Mann hin?
Entstanden bin ich durch die veränderten Rollen zwischen Mann und Frau. Dadurch, dass die Frauen immer mehr maskuline Rollen übernehmen, ist meine Rolle femininer geworden. Hingegen meinem Vorgänger, dem traditionellen Mann, bin ich beziehungsfähiger, helfe im Haushalt, gehe in meiner Vaterrolle auf und hasse Gewalt. Ich bin gestylt, rede mit meinem besten Freund über Gefühle, habe gelernt mit Kritik umzugehen und lasse mir sogar von meiner Frau widersprechen.

Als neuer Mann brauche ich auch ein neues Auto. Es muss wie ich modern sein und die neuste Technik nutzen, Platz für meine Familie bieten, sportlich aussehen und alle sicher ans Ziel bringen. Ich muss mit ihm die Aufgaben erledigen können, um die sich früher meine Frau allein gekümmert hätte, denn als moderner Mann stört es mich nicht mehr Hausmann zu sein oder die Elternzeit zu übernehmen, während meine Frau sich um das Einkommen kümmert.

Ich muss flexibel sein und mich vielen neuen Aufgaben stellen, dabei unterstützt mich mein K.I.T.T. hervorragend. Er erkennt Gefahren und warnt mich beim Aussteigen vor Fahrzeugen, die mir gefährlich werden könnten. Es macht Musikvorschläge für die Fahrt und bietet genug Platz für den Wocheneinkauf oder unseren Ausflug ans Meer.

Photo by Jude Beck on Unsplash

Praktische Autos sehen heute auch nicht mehr bieder aus. Früher hatte Mutti einen Kastenwagen mit viel Platz für den Familienausflug und Vati einen Sportwagen um schick und spritzig zur Arbeit zu fahren — heute ist beides vereint. Nichts mehr mit Rentner-Image, die neue B-Klasse ist komfortabel und sportlich zugleich.

Ob ich mich als neuer Mann selbst erschaffen habe oder mich die Frauenbewegung zum Familienmenschen geformt hat. Ob ich dadurch meine Männlichkeit vergessen habe oder leistungsfähiger geworden bin — darüber könnte man Tagungen abhalten. Mittlerweile bezeichnen sich circa zwei Fünftel der Männer als einer der „Neuen“ und nur ein Sechstel der Frauen wollen lieber den „Alten“ traditionellen Mann.

Mercedes hat erkannt wohin mein Weg geht und was ich brauche um Männlichkeit mit Väterlichkeit zu verbinden. Meine Rolle ist zwar femininer geworden, aber zum Ausgleich fühle ich mich mit meinem computergesteuerten Auto wie Michael Knight auf Verbrecherjagd und befehle wohin es geht. Eins bleibt erhalten, die Frauenstimme in meinem Mercedes widerspricht mir nicht.

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Steffen Schulz
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