Warum du verlernt hast, glücklich zu sein

Steffen Schulz
Steffen Schulz
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9 min readJan 3, 2019

In Island trägt die Polizei keine Waffen — da es bei der niedrigen Kriminalitätsrate nicht nötig ist. Woran liegt das?

Wahrscheinlich daran, dass die Menschen dort glücklicher und zufriedener sind. Denn glücklich zu sein, wirkt sich auf unser Befinden und unsere Gesundheit aus und darauf wie sehr wir dazu neigen, eine Bank auszurauben.

Ob du viel besitzt oder endlich deinen Traumpartner kennenlernst, hat mit deinem Lebensglück nichts zu tun. Ganz im Gegenteil, wenn du unglücklich bist, weil du kein tolles Haus, Auto, viel Geld und ein Topmodell an deiner Seite hast, würdest du, wenn du all das hättest, auch nicht glücklich sein und könntest am Ende nichts davon genießen. Du wärst immer noch unglücklich und dein Topmodell würde sich bald wieder von dir verabschieden.

Glück kommt von innen heraus, nicht von außen. Die Meisten wissen das oder haben schonmal davon gehört. Aber wie geht das? Du fragst dich: „Wie kann ich glücklich und zufrieden sein, obwohl gerade ich von einem Drama ins nächste latsche und mir Andere ständig meine Pläne vermiesen“?

Island ist ein gutes Vorbild. Seine grausame Geschichte, in der die Menschen mühseligen Strapazen ausgesetzt waren und sich zusammentun mussten, um zu überleben, könnte sich jederzeit wiederholen; trotzdem macht sich niemand laufend Sorgen.

Damals kamen tausende von Menschen bei Vulkanausbrüchen ums Leben und an den Folgen sind weitere tausende gestorben; fast jede zweite Familie musste ohne Vater aufwachsen. Heute gibt es noch immer 30 aktive Vulkane auf der Insel und so ist alles ständig bedroht, was die Isländer haben; es könnte jederzeit wieder vorbei sein.

Obendrauf ist es kalt und im Sommer kann man nicht richtig schlafen, weil es fast die ganze Nacht hell bleibt, trotzdem zählen die Isländer zu den glücklichsten Menschen der Welt. Ganz einfach, weil sie sich auf die „positiven“ Dinge konzentrieren und nicht auf die „negativen“ — alles andere ergibt keinen Sinn.

Wen dir im Anblick deiner Zukunft und Vergangenheit, ein Schauer über den Rücken läuft — bist du gestresst und kannst nicht glücklich sein. Wenn du aber auf deine Aufgaben siehst und jeden Tag fröhlich, mit Ruhe, Besinnlichkeit und Geduld angehst, dann kommst du nicht nur öfter zum Erfolg, du bist auch zufriedener.

Ich habe drei Punkte für dich aufgeschrieben, die dir helfen sollen glücklich zu sein.

Gelassenheit

Man könnte meinen, allein schon wegen des Wetters, dass die Brasilianer und Spanier glücklicher sind als die Menschen die in Skandinavien wohnen. Da wo immer die Sonne scheint und die Früchte einem von den Bäumen direkt in den Mund fallen, hat man keine Sorgen. Ist aber nicht so; gerade die Menschen sind zufrieden, die sich mehr anstrengen müssen.

Denn wenn man es schwer hat, muss man zusammenhalten und gemeinsam arbeiten; man bildet Gemeinschaften. Das sorgt dafür, dass man sich nicht allein fühlt und immer jemanden hat, auf den man sich verlassen kann. Dieses Gemeinschaftsgefühl bringt Gelassenheit mit sich — man kann aufeinander zählen.

Wie wird man also gelassener? Zuerst einmal braucht man Pessimismus. Bestsellerautor Alain de Botton hat mal gesagt: „Wir müssen lernen Enttäuschungen zu ertragen, ohne unsere Ruhe zu verlieren, damit wir darauf vorbereitet sind, wenn das Leben uns unerwartet Hindernisse in den Weg wirft. Die Zornigen müssen lernen, ihren Ärger zu bewältigen, indem sie sich nicht so sehr an ihre Erwartungen klammern. Sie müssen sich vorsichtig vorbereiten, auf die manchmal harte Realität des Lebens, auf die Dummheiten anderer, die unausweichlichen Fehler der Technologie und die notwendigen Makel der Infrastruktur. Sie sollten sich jeden Morgen, kurz aber konsequent einstimmen, auf die vielen Demütigungen und Beleidigungen, welchen sie heute begegnen könnten.“

Du darfst also nicht erwarten, dass alles klappt, was du vorhast und darfst dich nicht ärgern, wenn sich ein Hindernis in deinen Weg stellt. Genauso wie du von einem Verrückten nicht erwarten darfst, dass er klare Entscheidungen trifft; das wäre einfach nicht logisch, ja sogar unsinnig. Klar, solltest du nicht so weit gehen, dass du in allem nur das Schlechte siehst — das wäre ebenfalls fatal und würde Sorgen hervorrufen. Nein, „mit einem Lied auf den Lippen und Liebe im Herzen“ gehst du durch die Welt und wenn dir ein Stein auf die Birne fällt, sagst du „darauf war ich vorbereitet, das kann mich nicht aus der Ruhe bringen und mir somit auch nichts anhaben“.

Natürlich denkst du: „Mein Chef hat mir diese stumpfsinnige Aufgabe nur aufgetragen, weil er mich nicht leiden kann“; „Meine Lieblingssorte Kartoffelchips sind immer dann ausverkauft, wenn ich sie haben möchte“ und „Immer mir fährt die Bahn vor der Nase weg.“

Ich kann dir sagen, es ist nicht so. Auch wenn es dir so vorkommt, als würde manchmal alles gegen dich sein — das Universum hat keinen Spaß daran dich zu quälen. Ganz im Gegenteil. Versuch immer zu lächeln, wenn dir etwas Dummes passiert. Trainiere dieses Verhalten, mache eine Angewohnheit daraus und denke dir „immer wenn etwas in meinen Weg kommt, soll es mich in Wirklichkeit auf den richtigen Weg bringen“.

Du musst also Gelassenheit üben und erlernen, mit Disziplin. Indem du dich täglich darauf vorbereitest, dass dich etwas erschüttern könnte und du dir vornimmst, dass du ruhig und gelassen bleiben willst. Anfangs wirst du nicht gleich erkennen, wenn es soweit ist. Aber nach und nach merkst du immer früher, wenn die Wut über dich kommt und dein Blut anfängt zu kochen. Wenn du wütend wirst, hörst du einfach auf, atmest durch und denkst nach; das ist aus einer Kindersendung, funktioniert aber auch bei Erwachsenen und wenn du dieses Verhalten in deiner Kindheit nicht erlernt hast, solltest du es jetzt tun.

Nach und nach gewöhnst du dich daran und bald werden dich immer weniger Situationen aus der Ruhe bringen. Es bringt dir eh nichts, dich aufzuregen. Denk mal drüber nach, wie oft du eine schwierige Situation lösen konntest, indem du wütend warst — richtig, niemals. Also sei lieber gelassen, sehe die Dinge aus einer anderen Perspektive und löse die Situation mit einem kühlen Kopf.

Versuche es und ich garantiere dir, du wirst bemerken wie sich schon nach ein paar mal lächeln — alles leichter und einfacher anfühlt. Stück für Stück wirst du merken, wie unnötig es ist, sich aufzuregen.

Man sollte also im Alltag öfter mal innehalten, durchatmen, lächeln und Gelassenheit üben — z. B. wenn es an der Supermarktkasse mal nicht weitergeht oder die Bahn 23 Minuten Verspätung hat.

Erinnere dich an die 5 mal 5 Regel: „Wenn es in 5 Jahren egal ist, ärgere dich nicht länger als 5 Minuten darüber“.

Im Moment leben

“Für die schlechten Dinge, die dir Wiederfahren sind, kannst du wahrscheinlich nichts. Aber du bist dafür zuständig sie zu heilen.”

Nicht an die Vergangenheit denken und sich keine Sorgen über die Zukunft machen. Einfach tun was getan werden muss — im Heute leben und heute das Beste geben. So sollten wir handeln, um in Frieden mit uns selbst, im Moment zu leben.

Wer ständig darüber nachdenkt, was ihm alles im Leben Wiederfahren ist, der kann nicht glücklich sein. Seinen heutigen Tag verschwenden, um sich über morgen zu sorgen, dass darf man nicht — nur das heute zählt.

Lebst du immer nur in der Vergangenheit oder Zukunft, bekommst du gar nicht mit wie sich das Leben um dich herum entwickelt. Du gehst deinen Weg zur Arbeit und denkst und grübelst anstatt dir die Natur und die Menschen um dich herum anzusehen. Nimm dir Zeit, mach die Augen auf und konzentriere dich auf die Dinge, die du siehst — nah und fern.

Eine kleine Übung: Wenn du das nächste Mal irgendwohin gehst, denke nicht die ganze Zeit nach über das, was dir passiert ist oder was jemand zu dir gesagt hat, sondern konzentriere dich auf deine Umgebung. Schau dich um und suche dir etwas, was dir auffällt, vielleicht ein Baum, eine Laterne oder ein Haus. Konzentriere dich darauf, sieh es dir genau an. Denke daran wann es entstanden ist oder wie es dorthin gekommen ist. Such dir drei Dinge, die du siehst, nacheinander.

Dann höre auf die Geräusche, vielleicht sind da Vögel die zwitschern, Menschen die sich unterhalten oder die Autos im Verkehr um dich herum. Konzentriere dich wieder auf drei Dinge nacheinander, die du hören kannst.

Dann geht es mit deinem Gespür weiter. Wie fühlt sich der Boden unter deinen Füßen an? Spürst du wie deine Zehe und deine Fersen durch deine Schuhe den Boden berühren? Konzentriere dich auf das Gefühl der Kleidung auf deiner Haut und wie der Wind über dein Gesicht streift. Suche dir wieder drei Dinge, auf die du dich nacheinander konzentrieren kannst.

Mach dir bewusst was um dich herum passiert. Es gibt so viele Dinge, auf die du achten kannst, anstatt dich in Gedanken zu verlieren. Das sind alles Dinge, auf die wir uns konzentrieren sollten, wenn wir im Moment leben wollen. Das geht beim Laufen — wie auch im Sitzen, beim Essen und sogar im Meeting. Konzentriere dich auf deine Atmung, achte darauf, wie es sich anfühlt, wenn dein Körper Luft einatmet und sie wieder ausstößt; wie sich der Brustkorb bewegt und der Bauch sich hebt.

Sei wach, sei da und beteilige dich an deinem Leben, dann vergeht die Zeit langsamer und du hast mehr von ihr. Verliere dich nicht ständig in Gedanken, stelle Fragen und höre zu wenn dir jemand etwas erzählt. Spiel mit deinen Kindern ohne auf dein Smartphone zu schauen und suche mit ihnen nach Käfern im Garten, erlebe eine Welt, die du vergessen hast, als du erwachsen wurdest.

Langeweile


Du hast dich mit deinem besten Freund beim Vietnamesen um die Ecke verabredet und bist sogar schon 10 Minuten früher da. Plötzlich schreibt er dir, dass er 15 Minuten später kommt. Jetzt bist du sogar schon 25 Minuten zu früh und hast eine Menge Zeit — schrecklich, oder? Eigentlich nicht, denn Langeweile ist gut für dich und dein Gehirn.

Dadurch wird deinem Denkapparat eine Pause gegönnt, er kann sich erholen, deine Gedanken sortieren und dein Nervensystem pflegen; sogar Kreativität wird gefördert, wenn wir nichts tun. Es wirkt beruhigend und entspannend, aber es muss gelernt sein. Deshalb sollte man sich bewusst Langeweile aussetzen und trainieren sie zu ertragen.

Trotzdem ist Langeweile für die meisten Menschen eine Folter und sie ziehen sofort das Smartphone aus der Tasche, sobald eine Lücke im Tagesablauf entsteht. Musik hören, eine folge der Lieblings-Netflix-Serie gucken oder Candy-Crush spielen. Irgendwas muss man ja machen, oder? Nein, am besten man atmet einmal tief durch und konzentriert sich auf seine Umgebung. Einfach mal nichts tun und sich darüber freuen. Auch wenn der Druck stark ist, nicht nachgeben.

Du kannst das üben, indem du meditierst — am besten 10 Minuten täglich. Hinsetzen, die Augen schließen, nichts tun und auf die Atmung konzentrieren. Dabei denkst du über nichts nach — drückst die Gedanken aber nicht weg, sondern heißt sie willkommen und stößt sie leicht, wie mit einer Feder von dir, indem du dich wieder auf die Atmung konzentrierst. Anfangs wirst du dich häufig in Gedanken verlieren, nach und nach, fällt dir dann aber immer schneller auf, wenn ein Gedanke kommt — dann erkennst du ihn, sagst „oh ein Gedanke“ und konzentrierst dich wieder auf die Atmung.

Wenn du das übst, kommst du im Alltag sehr gut mit langer Weile zurecht, du begrüßt sie sogar und freust dich, wenn du einen Moment hast um in dich zu gehen.

Fazit


So einfach ist es also, du musst nur Gelassenheit üben, im Moment leben und Langeweile schätzen lernen. Klingt nicht schwer, wenn man es so betrachtet. Die Wahrheit ist aber, dass es dir nicht von heut auf morgen gelingt diese Dinge vollkommen zu verinnerlichen. Wie bei fast allem musst du diese Angewohnheiten trainieren und sie täglich in den Alltag einbauen.

Das Interessante ist, dass du all dies bereits hattest, als du noch ein Kleinkind warst — Babys leben immer im Moment, sie können sich noch gar keine Sorgen um die Zukunft machen. Als du älter wurdest, hast du diese Fähigkeiten verlernt und nun ist es an der Zeit wieder zu dem Verhalten zurückzukehren und auch deinen Kindern solltest du beibringen, diese Fähigkeiten beizubehalten.

Wenn du es geschafft hast, wieder zu deinem kindlichen Verhalten zurückzukommen, wirst du glücklicher sein, mehr von deiner kostbaren Lebenszeit haben und auch auf andere Menschen eine positive Wirkung ausüben.

Originally published at modernman.webflow.io.

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Steffen Schulz
Steffen Schulz

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